Kapitel 5

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Erst spät am Abend bin ich wieder aus dem See gekommen. Und meine Erkenntnis war, dass ich Jace sein Glück mit Rosie gönnen werde. Allerdings werde ich nicht unnötig viel Zeit mit ihnen verbringen. Ich muss mich ja auch nicht selbst quälen.

Stattdessen werde ich an meinen Fähigkeiten üben, vielleicht mehr Kontakt zu Johanna und ihrem Bruder aufbauen und vielleicht etwas mehr Zeit mit Alex verbringen. Vermutlich würde ihn das auch nicht stören. Außer uns kennt Alex hier ja auch noch nicht viele. Und für ein gemeinsames Training ist er sicherlich gerne zu haben. Hoffe ich zumindest.

Mit dieser Entscheidung geht es mir ein bisschen besser, weshalb ich nach einer kleinen Dusche und neuer Kleidung schon deutlich besser gelaunt bei meinen Freunden am Tisch Platz nehme. „Warst du den ganzen Nachmittag im See?", fragt David irritiert nach, weshalb ich zustimmend nicke und mich dann meinem Teller Nudeln widme. „Das ist ganz schön lange.", gibt nun auch Isabell zu bedenken, doch ich winke ab. „In den Ferien habe ich einen kompletten Tag unter Wasser verbracht. Und mein Limit immer noch nicht erreicht. Das ist kein Problem."

Nun nicken auch Flavia und Adam zustimmend. „Das stimmt. Eigentlich wollten wir einen kleinen Kampf mit ihr, doch Kayla hat keine Lust gehabt und sich einfach im Wasser versteckt. Wir waren längst am Rand eingeschlafen, als sie wieder raus kam.", lacht Flavia und Adam schenkt mir ein neckisches Augenzwinkern. Flavia hat es mir übel genommen, dass ich sie nicht geweckt sondern draußen schlafen lassen habe. Schließlich wurde sie unsanft von den Lauten eines Igels aus dem Schlaf gerissen, welcher sie neugierig beschnüffelt hatte. Wohingegen Adam die ganze Geschichte von Anfang an sehr lustig fand.

„Kayla hat schon immer nach ihren eigenen Regeln gespielt.", wirft Jace ein und ich kann ein angedeutetes Lächeln bei ihm erkennen, was mich direkt wieder an unsere gemeinsame Zeit denken lässt. Doch diese ist vorbei, wird mir im nächsten Moment klar, als Rosie Jace auf die Schulter tippt, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Beide flüstern etwas miteinander, ehe sie aufstehen und sich verabschieden. Ich will gar nicht wissen, was sie noch vor haben. Und genau genommen geht es mich auch gar nichts an.

Daher esse ich einfach weiter stumm meine Nudeln und lausche den Gesprächen meiner Freunde. „Ich habe die beiden mit dem neunten Element bei mir im Unterricht. Es ist Wahnsinn was die zwei schon drauf haben. Obwohl sie so jung sind beherrschen sie das Feuer schon richtig gut.", höre ich Flavia sagen und bin direkt neugierig. Wobei mir gerade alles recht ist was mich ablenkt.

„Vielleicht sollte ich mal mit ihnen sprechen. Es muss befremdlich sein mit dem neunten Element alleine dazustehen. Außerdem würde ich sie gerne mal in Aktion erleben.", gebe ich nachdenklich von mir, was mir alle Blicke meiner Freunde einbringt. Welche jedoch lediglich zustimmend nicken oder mit den Schultern zucken.

„Du wirst ihnen wahrscheinlich am besten helfen können.", spricht mir David mit einem Lächeln gut zu, welches ich erwidere. Meine Freunde scheinen auch noch nicht so richtig im Schulalltag angekommen zu sein. Keiner hat nach dem Unterricht noch den Elan etwas zu machen. Wir sind eine ganz schön langweilige Truppe geworden.

Leise seufzend stehe ich daher auf und hole mir noch einen Schokomuffin, bevor ich mich zu Johanna und Jonas an den Tisch setze, welche gerade alleine sind. „Wie geht's euch so?", will ich neugierig wissen und mustere kurz Jonas, bevor mein Blick weiter zu Johanna wandert. Die beiden Geschwister sehen sich wirklich ähnlich. Sogar ihre Elemente haben sich auf die gleiche Art und Weise auf ihr Aussehen ausgewirkt.

Wie Johanna hat auch Jonas rote Augen und seine Haare sind dunkelblau und mit hellgrauen Spitzen versehen. Aber am Ende haben meine Elemente sich auch in dieser Art und Weise auf mein Aussehen ausgewirkt.

Jonas wirft seiner Schwester einen irritieren Blick zu, doch sie nickt nur lächelnd zur Antwort. „Die anderen haben Angst vor uns.", ist der trockene Kommentar von ihm als Antwort auf meine Frage, was ich gut nachvollziehen kann. „Das ist am Anfang normal. Sie werden sich daran gewöhnen. Ich habe das auch durch." Nachdenklich sehen die Zwillinge sich an, dann zuckt Jonas mit den Schultern.

„Können wir dich um einen Gefallen bitten?", fragt das Mädchen mich schließlich zögerlich und ich stimme direkt zu. Auch ich habe Hilfe gebraucht und wenn ich diesen Gefallen nun weitergeben kann finde ich das auch nicht schlecht. „Würdest du gegen uns kämpfen? Wir würden gerne wissen wo unsere Grenzen liegen." Und das ist der Moment, in dem ich meine Zusage bereits bereue. An einen Kampf habe ich dabei nicht gedacht. Wieso wollen immer nur alle ihre Kräfte messen?

Zögerlich stimme ich schließlich noch einmal zu. Ich habe gesagt ich werde ihnen helfen, also werde ich das auch durchziehen. Außerdem habe ich auch die Schulwettkämpfe überlebt. Dann werde ich wohl auch zwei jüngere Schüler schaffen. Außerdem ist ein Kampf unter Freunden bei weitem nichts so gefährlich wie bei den Wettkämpfen.

Wieder einmal vermisse ich Jace. Mit ihm an meiner Seite hätte ich nicht so ein schlechtes Gefühl bei der Aussicht auf einen Kampf. Aber er ist ja mit Rosie unterwegs. Also muss ich das hier wohl oder übel alleine überstehen. Aber die beiden wollen sich ja nur etwas austesten und nicht gleich ernst machen. Wieso habe ich nur trotzdem ein so schlechtes Gefühl bei der Sache?

Mein Blick fällt noch einmal auf meine Freunde, welche mich beobachten. Flavia hat ein skeptisches Stirnrunzeln im Gesicht und bewegt sehr schnell die Lippen. Wahrscheinlich macht sie die anderen gerade auf mich aufmerksam. Denn auch David, Isabell, Adam und Alex drehen sich nun zu mir um. Doch bevor ich ihnen ein Zeichen geben kann haben sich Johanna und Jonas neben mir hingestellt.

„Können wir los?", fragt Jonas deutlich begeistert, während Johanna mich ebenfalls mustert. „Oder lässt du uns auch im Stich?" Abwehrend schüttele ich den Kopf. „Nicht doch. Lasst uns gehen.", murmel ich leise und werde direkt begeistert aus der Mensa gezogen. Die zwei scheinen wirklich Feuer und Flamme zu sein.

Doch trotz allem kann ich mein schlechtes Gefühl nicht vollkommen unterdrücken. Doch zum umdrehen ist es jetzt wohl zu spät. Wird schon schief gehen.

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