Kapitel 21

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Nachdem ich noch eine Weile mit dem Wasser und dem Eis herumexperimentiert habe, beschließe ich schließlich, dass es für heute reicht. Ich habe ja nicht ansatzweise damit gerechnet, dass es direkt so gut funktioniert. Also war es dennoch ein sehr erfolgreicher Tag. Auch, wenn er ansonsten eher schlechte Überraschungen bereithielt.

Da es noch recht früher Abend ist, ich aber für heute genügend Aufregung hatte, hole ich mir nur schnell einige belegte Brötchen aus der Kantine und nehme diese mit auf mein Zimmer. Hier schließe ich meine Zimmertür ab und lege mich erstmal in die Badewanne. Ich muss mir unbedingt noch das Seewasser aus meinen Haaren waschen. Ich frage mich, ob die Lehrer inzwischen sauer auf mich sind, weil ich andauernd eine Pfütze auf den Fluren hinterlasse. Aber solange sich niemand bei mir beschwert, laufe ich auch weiterhin mit nassen Sachen durch die Gegend. Kalt wird mir ja sowieso nicht. Mit der Zeit ist es nur ein wenig unangenehm.

Entspannt lehne ich mich in meiner lauwarmen Badewanne zurück und ruhe mich ein wenig aus. Dieser Tag war anstrengender als es mir bisher klar gewesen ist. Dieses ständige Sorgen machen und den Druck seine Fähigkeiten zu beherrschen zehren schon sehr stark an einem. Aber um meine Freunde zu beschützen, nehme ich das gerne in Kauf. Sie machen es ja umgekehrt auch für mich.

Nach meinem Bad esse ich meine mitgebrachten belegten Brötchen aus der Kantine und lege mich dann ins Bett. Auf dem Rücken liegend spiele ich ein wenig mit meinen Elementen. Lasse es etwas über mir schneien und wirble die Flocken dann über mir herum. Das kleine Schneegestöber gefällt mir richtig gut und beruhigt mich irgendwie.

Doch leider werde ich gestört, als es an meine Zimmertür klopft und verharre einfach still in meiner Bewegung. „Kayla, mach die Tür auf!", kann ich Jace's dumpfe Stimme vernehmen und schüttle einfach den Kopf, auch, wenn er es nicht sehen kann. Ich werde nicht meinen ruhigen Abend opfern und mich weiterhin seinen Launen aussetzen. „Kayla, ich weiß das du da bist. Ich kann die Kälte durch die Tür spüren!" Nun klingt Jace bereits sehr verärgert, was meine Entscheidung noch einmal untermauert.

Vielleicht bin ich ein Feigling, doch ich habe gerade keine Lust mich mit ihm zu streiten. Dann sagen wir beide bloß Dinge, die wir später bereuen. Und ich kenne uns. Wir sind doch am Ende beide zu stur, um uns beieinander zu entschuldigen. Da zögere ich unsere Diskussion lieber noch ein bisschen heraus und versuche mir noch die passenden Wörter zurecht zu legen.

Genervt, weil ich so ein Feigling bin, drehe ich mich einfach auf den Bauch und verstecke den Kopf unter meinem Kissen. Doch so leicht gibt Jace leider nicht auf. Erneut klopft er und ruft durch die Tür. Wieso versteht er einfach nicht, dass ich nicht mit ihm sprechen will? Nach mehreren Minuten regt es mich schließlich so sehr auf, dass ich einfach die Tür einfriere. Kurz herrscht Ruhe und ich hebe den Kopf unter dem Kissen hervor, in der Hoffnung, dass er es nun endlich verstanden hat. Doch dann ertönt erneutes Klopfen. Jetzt jedoch sehr viel dumpfer.

Ich verdrehe die Augen über so viel Sturheit und verstärke die Eisschicht um meine Tür noch einmal, ehe ich meinen Kopf wieder unter dem Kissen verstecke und nun kaum noch ein Geräusch wahrnehme. Irgendwann wird das Klopfen dann zu einem Nebengeräusch, welches mich nicht mehr stört. Und ohne noch einen weiteren Gedanken an Jace zu verschwenden bin ich auch schon eingeschlafen. 

Am nächsten Morgen quäle ich mich wieder aus dem Bett. Überall ist Eis verteilt, welches ich nun verschwinden lasse. Ich muss ja kein größeres Chaos in meinem Zimmer haben als normalerweise schon. Wenn ich mich so umsehen, dann sollte ich wohl auch mal wieder aufräumen. Meine Klamotten und diverse andere Kleinigkeiten liegen überall verstreut herum. Seufzend stehe ich auf und versuche es weitestgehend zu ignorieren. 

Im nächsten Moment stolpere ich jedoch auch schon über einen meiner Schuhe und gehe zu Boden. Stöhnend bleibe ich kurz liegen und warte, dass der Schmerz des Aufschlags langsam nachlässt. Vielleicht sollte ich wirklich lieber in meinem Zimmer bleiben und etwas aufräumen, aber nur vorsichtig. Heute ist offensichtlich nicht mein Tag.

Umständlich richte ich mich auf und trotte ins Badezimmer. Ich kann mich heute leider nicht in meinem Zimmer verstecken. Jace und ich haben noch etwas zu klären, was ich nicht mehr länger aufschieben sollte. Nur bis nach dem Frühstück. So viel Zeit sollte schon noch sein. Ich muss ja erstmal wach werden. Doch als ich mir den Ellbogen am Waschbecken einrenne wird mir immer mehr bewusst, dass heute einfach nicht mein Tag ist.

Trotzdem mache ich mich fertig und versuche mich nicht weiterhin zu verletzen. Was überraschender Weise funktioniert. Noch immer sehr müde und nun auch mit Schmerzen an diversen Körperstellen, verlasse ich mein Zimmer und schließlich das Wohnheim. Und schlage den Weg zur Mensa ein. Bis sich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Reflexartig zucke ich zurück, drehe mich um und schicke in diesem Moment einen heftigen Luftstoß gegen die Person, welche mich so erschreckt hat. Und sehe nur noch Alex zwischen den Büschen verschwinden. Das war keine Absicht! Und auch nicht meine Schuld, schließlich hat er mich erschreckt! Zumindest hat er selbst Anteil daran.

Als ich mich schließlich besinne, laufe ich Alex hinterher und versuche ihm zu helfe. Doch als ich bei ihm ankomme, klopft er sich bereits den Dreck von seinen Klamotten. Und mustert mich dann mit einem schiefen Grinsen. "An dich sollte man sich nicht ran schleichen. Das könnte böse enden." "Das tut mir leid.", gebe ich zerknirscht von mir, doch Alex winkt lachend ab. "Ich bin ja selbst schuld. Lass uns nun frühstücken gehen. Wach bin ich auf jeden Fall nun."

Erleichtert, dass wohl nichts passiert ist, laufe ich neben Alex her in die Mensa. Unsere Freunde sind bereits da. Doch als Jace mich sieht, verfinstert sich seine Miene und er verlässt den Tisch schnell und kommentarlos. Seufzend sehe ich ihm nach, gehe aber nicht hinterher. Stattdessen hole ich mir mein Frühstück und ignoriere die fragenden Blicke meiner Freunde. Die können mir auch nicht helfen. Erstmal muss ich mit Jace sprechen. Die Frage ist nur wie. Und was dabei herauskommt. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Hoffentlich täuscht es sich.

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