Langsam wache ich auf, weil mir einfach viel zu warm ist. Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr. Noch mit geschlossenen Augen gehe ich in Gedanken durch, was zuvor geschehen ist. Daher ist mir auch klar, dass neben mir Jace liegen muss, welcher diese unglaubliche Wärme abstrahlt. Lächelnd drehe ich mich auf die Seite und öffne die Augen. Um auf einen finsteren grauen Blick zu treffen. Sofort vergeht mir mein Lächeln und ich mustere ihn besorgt.
„Ich bin wütend auf dich.", brummt Jace mich an, greift jedoch nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander. „Ich weiß. Aber ich musste das machen. Doch ich werde nie wieder dort hin gehen.", gebe ich leise zurück und spüre die Angst, die Jace um mich hatte. „Wirst du mir erzählen was passiert ist?", will er wissen, was ich bestätige. „Aber ich würde gerne erstmal duschen gehen, wenn das in Ordnung ist.", gebe ich lachend von mir und sehe das erstmal mal wieder ein Funkeln in Jace seinen Augen.
„Beeil dich. Sonst komme ich dich holen." Wir stehen auf und Jace reicht mir ein sauberes Handtuch. Dann drückt er mir noch ein Oberteil von sich und eine Jogginghose in die Hand. Das ist nicht optimal, doch besser als nichts. Schnell verschwinde ich im Bad und wasche mir das ganze Unwetter vom Körper, welches mich unterwegs behindert hat. Als ich fertig bin und meine Haare gekämmt und geflochten habe, schaue ich in den Spiegel und greife auf meine Fähigkeiten zurück. Wie das Mädchen es beschrieben hat, verwandelt sich meine Augenfarbe in flüssiges Silber. Faszinierend.
„Kayla! Ist alles in Ordnung?" Das Klopfen von Jace reißt mich aus meiner Betrachtung, was mich erneut zum Lächeln bringt. Er macht sich nun wahrscheinlich bei jeder Kleinigkeit Sorgen um mich. Doch das ist in Ordnung. Nach allem, was passiert ist, kann ich das sehr gut nachvollziehen. Mir würde es wahrscheinlich genauso gehen. „Ich komme schon!", rufe ich zurück und schaue an mir herunter. Die Sachen sind deutlich zu groß, aber es wird schon erstmal gehen. Dann verlasse ich das Badezimmer und setze mich mit Jace auf den Boden.
Dann berichte ich ihm von meinen Eltern und den Erlebnissen bei ihnen. Von ihren Zielen und allem, was ich in den letzten Wochen gelernt habe. Ohne mich zu unterbrechen, hört er sich alles an und sieht immer überraschter und skeptischer aus. Ich kann es nachvollziehen. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, dann klingt das alles äußerst unglaubwürdig. Doch deshalb habe ich meinen Beweis für den Schluss aufgehoben.
„Du willst mir also sagen, dass wir von sogenannten Urelementaren abstammen und auch unsere Kräfte bekommen hätten, wenn wir das Serum nicht getrunken hätten?" Ich nicke zustimmend und schaue aus dem Fenster. Ich habe den halben Tag verschlafen, die Sonne geht schon wieder unter. Ich bin wirklich erschöpft gewesen. „Ich kann es dir beweisen.", gebe ich von mir und stehe auf. Jace folgt mir umgehend. Ich öffne das Fenster und steige heraus. Jace folgt mir kopfschüttelnd. „Warum auch eine Tür benutzen." Lächelnd greife ich nach seinem Handgelenk und zu ziehe ihn mit mir mit. Zum meinem jetzigen Ziel. Dem See. Mit diesem verbinde ich einiges und hier kann ich auch alle meine Kräfte einmal austesten.
Am See angekommen lasse ich Jace am Rand stehen und laufe über das Wasser in die Mitte. Kurz drehe ich mich einmal im Kreis, dann schließe ich die Augen und aktiviere meine Urelemente. Diese Verbindung ist so neu und doch so vertraut, dass ich ein Lächeln nicht unterdrücken kann. Dann öffne ich die Augen und sehe Jace an. Welcher mich überrascht anstarrt. Mir ist klar, dass meine Augen silbrig leuchten müssen. Es ist genauso ungewohnt wie damals, als sich zum ersten Mal meine Elemente in meinem Aussehen gezeigt haben. Ich selbst sehe es ja nicht, doch für Jace muss es ein Schock sein.
Doch darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Ich will ihm zeigen, zu was Urelementare wie wir fähig sind. Ich breite die Arme aus und mit einem Mal ist der See gefroren. Ich lasse daraus Figuren wachsen und wieder verschwinden. Normalerweise würde mich das Ermüden, doch das tut es nicht. Es fühlt sich so natürlich an, dass ich am liebsten gar nicht mehr damit aufhören würde. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit, breche ich schließlich ab. Jace wird begriffen haben, worauf ich hinauswill. Daher hinterlasse ich einfach nur einen gefrorenen See und laufe wieder zu ihm zurück ans Ufer.
„Das war spektakulär.", gibt er von sich und zieht mich wieder in seine Arme. Wahrscheinlich hat er noch nicht so richtig verinnerlicht, dass ich zurück bin und auch bleiben werde. „Und du meinst, dass ich auch dazu in der Lage wäre?", will er leise wissen und schaut mir skeptisch in die Augen. Doch ich nicke nur lächelnd. „Auf jeden Fall. Ich habe auf meinem Rückweg begriffen, wie es funktioniert. Es ist gar nicht so schwer. Willst du es versuchen?" Ich würde ihn niemals dazu zwingen, das könnte ich vermutlich gar nicht, da Jace noch eigensinniger ist als ich. Allerdings halte ich es für sinnvoll diese Kraft zu erwecken, wenn man schon mal die Chance dazu hat. Wer weiß, wozu es mal nützlich sein könnte.
„Probieren wir es.", gibt Jace entschlossen von sich und wir lösen uns etwas voneinander. „Welches ist das Element, auf welches du immer zurückgreifst, ohne darüber nachzudenken?", will ich leise wissen, obwohl ich bereits eine Vermutung habe. „Feuer." Alles andere hätte mich nun auch wirklich überrascht. „Das ist dein Urelement." Ich entferne mich etwas weiter von Jace, was er natürlich mit einem Stirnrunzeln quittiert. „Mach die Augen zu und konzentriere dich darauf. Auf dein Element und wie gut es zu dir passt. Du musst akzeptieren, dass es ein Teil von dir ist.", gebe ich von mir und lächle ihn aufmunternd an. Nach kurzem Zögern folgt Jace schließlich meiner Anweisung.
Ich kann sehen, wie er sich konzentriert. Automatisch scheint er kleine Funken um sich herum zu entfachen, welche wild um ihn herumwirbeln. Es ist gut, dass ich ausreihend Abstand habe. Die Funken verstärken sich, ehe sie wieder erlöschen. Besorgt schaue ich zu Jace, welcher nach wenigen Augenblicken mit einem kleinen Lächeln die Augen öffnet.
Kurz halte ich die Luft an und verarbeite den Anblick, ehe ich näher trete. Automatisch wandert meine Hand an seine Wange und ich schaue ihm in seine leuchtenden Augen. Es sieht aus, als würde flüssige Lava darin schwimmen. Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel. „Es ist der Wahnsinn, oder?", will ich leise wissen und schenke ihm ein Lächeln. „Du bist der Wahnsinn.", murmelt er zurück und zieht mich an sich, um mich zu küssen. Und ich wehre mich nicht dagegen. Ich habe das alles so sehr vermisst.
„Wir bekommen das dieses Mal hin, richtig?", will ich leise wissen und schaue Jace mit meinen silbernen Augen an. Es fühlt sich alles so viel intensiver an. „Als könnte uns jetzt noch irgendetwas auseinander bringen. Wenn du wieder verschwindest, komme ich dich holen. Und wenn ich dafür die ganze Welt abbrennen muss." Lachend ziehe ich ihn an mich. „Das wäre vielleicht etwas übertrieben." „Ansichtssache.", murmelt Jace in mein Ohr und drückt mir einen Kuss auf die Lippen, als wir uns wieder voneinander lösen.
Mit einem kurzen Blick taut er den See aus Eis wieder auf, als wäre es das leichteste überhaupt. Doch mit seiner neu gewonnenen Kraft ist es das wahrscheinlich auch. Vorher hätte es ihn wahrscheinlich jede Menge Kraft gekostet. „Wir sollten zurück gehen.", gebe ich leise von mir und schaue Jace an. „Sollten wir. Es haben sich alle furchtbar Sorgen um dich gemacht. Du hättest dich ruhig mal melden können.", gibt er ruhig von sich, was mich meine Finger mit seinen verschränken lässt. „Das hätte ich wirklich gerne. Doch meine Eltern haben mir mein Handy abgenommen."
Langsam schlendern wir zurück. Inzwischen ist der Vormittag angebrochen und es herrscht reges Treiben auf dem Schulhof. Weshalb ich einen Moment am Rand stehen bleibe. Und Jace, gezwungenermaßen, mit mir. Eine Weile beobachte ich meine Mitschüler und merke erst jetzt, wie sehr ich das alles vermisst habe. Wieso war mir eigentlich nie ein normaler Schulalltag vergönnt?
Das kurze zudrücken von Jace an meiner Hand holt mich schließlich wieder aus meinen Gedanken. Es wird wohl Zeit, dass ich nun offiziell zurückkehre. Ich habe sicherlich einiges aufzuholen. Wer weiß, wie viel Schulstoff ich verpasst habe. „Dann wollen wir mal.", gebe ich leise von mir und wir betreten den Schulhof. Hand in Hand steuern wir auf die Mensa zu. Ich habe riesigen Hunger nach der langen Reise. Daher haben wir beschlossen erstmal etwas zu Essen und dann zu unserem Direktor zu gehen und mit ihm zu sprechen. Unseren Freunden werden wir unterwegs schon noch über den Weg laufen. Darüber mache ich mir keine Sorgen.
Viel eher bin ich über ihre Reaktion besorgt. Ob sie mir verzeihen können, dass ich ihnen solche Sorgen bereitet habe? Ich hoffe es. Zudem habe ich Jace an meiner Seite, was mich wirklich beruhigt. Gemeinsam werden wir das schon schaffen. Doch meine Zuversicht schwindet, als ich mich plötzlich Flavias wütendem Blick gegenüber sehe. Das verspricht doch etwas unangenehm zu werden.
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Akademie der Elemente - Die Macht der Elememte
FantasiTeil 2 Kayla Winter befindet sich nun im zweiten und letzten Jahr ihrer schulischen Ausbildung. Nachdem sie im vorherigen Jahr ihre Kräfte entdeckt und schließlich an den Schulkämpfen teilgenommen hat, versucht sie nun das Jahr etwas ruhiger anzugeh...