Kapitel 30

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Die Tage vergehen und es gab keinen Angriff, was mich aufatmen lässt. Aufgrund der Gefahr für uns haben wir alle eine Einladung zu Flavias Eltern erhalten. Die Zwillinge fahren lieber mit ihrem Ziehvater nach Hause, doch Rosie, Jace und Alex begleiten Flavia, David, Isabell, Adam und mich zu Flavia. Das Haus ist zum Glück groß genug, dass wir dort alle unterkommen. Ich freue mich sehr auf die Auszeit. In der zweiten Woche wollen Flavias Eltern sogar in den Urlaub und überlassen uns das Haus. Das ist sehr nett von ihnen und wir freuen uns schon alle auf ein paar entspannte Tage. 

Gemeinsam sitzen wir im Wohnzimmer und endlich fällt der Stress der letzten Wochen von mir ab. Flavias Eltern sind heute Abend essen gegangen und lassen uns etwas Zeit zur Eingewöhnung. Flavia hat uns allen Pizza bestellt und gemeinsam sitzen wir einfach nur beisammen und reden entspannt miteinander. Ausnahmsweise geht es nicht um die Gefahr, in welcher wir uns höchstwahrscheinlich befinden oder um unsere Fähigkeiten und wie gut wir inzwischen in deren Anwendung geworden sind. Sondern um schöne Kindheitserinnerungen, Quatsch den wir angestellt haben und allen möglichen anderen Unfug. 

"Was ist das Schlimmste was du jemals angestellt hast, Flavia?", will David mit einem spitzbübischen Lächeln wissen und wackelt auffordernd mit den Augenbrauen. Lachend schüttelt Flavia den Kopf und schaut zu mir. Aber ich kann nur die Augen verdrehen. "Also gut. Wir haben versehentlich den Feueralarm an unserer alten Schule ausgelöst, damit wir die Mathearbeit nicht schreiben müssen.", meint die schließlich und ich kann nur den Kopf schütteln. "Du hast den Feueralarm ausgelöst und ich war so dumm dir auch noch ein Alibi zu geben. Wir und alle anderen waren pitschnass!", gebe ich trotzen von mir und Flavia wirft mir eine Kusshand zu. Als Antwort darauf strecke ich ihr nur die Zunge heraus. 

"Das ist auch gut.", schmunzelt Adam, weshalb wir ihn nun alle neugierig mustern. Doch er zuckt nur mit den Schultern. Ich habe mal den Direktor aus seinem Büro ausgesperrt und Musik durch die Schullautsprecher spielen lassen. Ich musste ewig nachsitzen und das Schulhaus kehren, doch an dem Tag hatten wir alle mal Spaß." Lachend stimmen wir zu und schauen zu Jace, welcher sicherlich auch das ein oder andere angestellt hat in seinem Leben. Lange liefern wir uns ein Blickduell, bis er endlich mit einem Seufzen nachgibt. 

"Okay. Also ich habe beispielsweise bei der Bürotür meines Vaters das Schloss so zusammengeschmolzen, dass er sie nicht mehr aufbekommen hat und sie aufbrechen und ersetzen musste. Es war sozusagen mein Abschiedsgeschenk an ihn, bevor ich seine Schule verlassen habe.", meint Jace mit einem Schulterzucken und ich kann mir von meinem inneren Auge die Gesichtsfarbe von Herr Asbre vorstellen, als er mit dem Gesicht gegen seine Tür gelaufen ist, welche nicht wie erwartet aufgegangen ist. 

"Weißt du noch, wo ich ihm seinen Kaffee in der Tasse eingefroren habe, als wir für die Schulwettkämpfe dort gewesen sind?", meine ich lachend und muss automatisch den Kopf schütteln. Er hatte es definitiv verdient, doch sehr erwachsen war mein Verhalten nicht. Aber damit kann ich sehr gut leben. Bei der Erwähnung zaubere ich sogar Jace ein Lächeln auf die Lippen, welcher noch immer sehr gestresst und vorsichtig wirkt. Aber hier wird uns schon nichts passieren. 

"Was hast du gemacht?", will Isabell entsetzt wissen und kann nicht glauben, dass ich einem Schulleiter einen solchen Streich gestellt habe. Doch ich kann nur mit den Schultern zucken. "Er hatte es verdient." Auch Jace stimmt mir da zu. "Das stimmt und selbst mein Vater hat es inzwischen eingesehen. Als ich letzten Sommer mit ihm gesprochen habe, hat er auch gemeint, dass er deine Reaktion verstehen kann. Und das er dich gut findet." Verwirrt mustere ich Jace, welcher mir davon noch nie etwas erzählt hat und nun auch etwas unsicher wirkt. "Was hat er denn noch so gesagt?", will nun Flavia interessiert wissen, welche ebenfalls die aufkommende Unsicherheit von Jace bemerkt hat. 

Nun wird Jace doch tatsächlich etwas rot und schaut zur Seite, was Flavia direkt zum Auflachen bringt. "Er hat bestimmt gesagt, dass du dir Kayla sichern sollst, bevor es jemand anderes tut." Es ist kaum zu glauben, doch Jace nimmt eine noch rötere Farbe an. Das habe ich noch nie bei ihm gesehen. Und nun fängt auch Alex an seinen Cousin damit aufzuziehen. "Dann solltest du dir mal etwas mühe geben, bevor ich meinen Charme bei Kayla spielen lasse." Bei dieser Aussage kann ich nur die Augen verdrehen. "Was hast du denn für Charme? Und wo hast du den bisher versteckt?" 

Theatralisch fasst sich Alex ans Herz, steht von seinem Sessel auf und kniet sich zu meinen Füßen auf den Boden, was ich nur skeptisch beobachten kann. "Meine Liebe zu dir ist die beste Medizin. Sie heilt fast alle meine Krankheiten. Ich werde warten bis du dir deiner Gefühle für mich gewahr wirst, weil dieses Warten mich mehr erfüllt als das Zusammensein mit einer anderen." Im ersten Moment bin ich sprachlos, dann muss ich einfach eine angewiderte Grimasse schneiden und zu Jace schauen. "Er ist wirklich mit dir verwandt? Was ist da schiefgelaufen?", will ich trocken wissen, weshalb Alex ein Röcheln von sich gibt und auf dem Boden zusammenbricht. "Das kann ich dir auch nicht sagen. Er war schon immer anders." "Hey!", murrt Alex gespielt mürrisch und schaut seinen Cousin finster an. 

Schließlich rafft er sich auf und wendet sich an Rosie, welche schüchtern, aber mit einem Lächeln am Rand sitzt und alles beobachtet. Nun geht Alex vor ihr auf die Knie. "Wenn ich deine Melodie bin, die dir nicht mehr aus dem Kopf geht, dann bist du mein Takt, der mir nicht mehr aus dem Herzen weicht." Während Rosie tatsächlich etwas rot wird, kommt von Flavia ein deutlich hörbares Würgegeräusch, welches ich sehr gut nachvollziehen kann. Das klingt alles wirklich sehr, sehr furchtbar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Worte tatsächlich bei einem Mädchen funktionieren. Abgesehen offenbar von Rosie. 

Um Flavia endlich zur Ruhe zu bringen, wirft Alex ein Kissen nach ihr, welches sie im Gesicht trifft und überrascht zur Seite kippen lässt. Nun kann auch ich mir ein lautstarkes Lachen nicht mehr zurückhalten, weshalb ich das nächste Kissen abbekomme. Empört bewirft mich Flavia nun damit, doch damit hatte ich bereits gerechnet und kann es glücklicher Weise fangen. Mit aller Kraft werfe ich es zurück und treffe Flavia erneut im Gesicht, da sie damit nicht gerechnet hat. "Na warte, das gibt Rache!", ruft meine beste Freundin breit grinsend, schnappt sich einige Kissen und wirft sie auf jeden, den sie meint treffen zu können. Wir anderen springen auf und erwidern das Feuer, bis eine richtige Kissenschlacht im Gange ist. Und das ist genau das, was wir alle gebraucht haben. Zur Abwechslung mal etwas Spaß und Entspannung.

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