Kapitel 14

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Am nächsten Tag geht es weiter mit üben. Doch während Rosie verzweifelt versucht ihren Sand in den Griff zu bekommen, schaffe ich es inzwischen mich in der Luft so oft um die eigene Achse zu drehen, dass mir schwindelig wird, ich die Orientierung verliere und im See lande. Ich brauche definitiv erstmal eine Pause vom üben. Das wäre wirklich schön. 

Daher setze ich mich ganz entspannt mitten auf den See und beobachte, wie die Wolken am Himmel entlang ziehen. Bald ist wieder Winter und es schneit. Darauf freue ich mich schon sehr. Sommer und Sonne sind schon länger nicht mehr mein Ding, weshalb ich so ein bisschen Schnee und Kälte schon ziemlich vermisse. Was eigentlich blöd ist, wie mir im nächsten Moment klar wird. Ich bin durchaus in der Lage mir ein bisschen Schnee und Eis genau dorthin zu zaubern, wo ich es haben möchte. 

Entschlossen stehe ich auf und werfe einen kurzen Seitenblick auf Jace und Rosie, welche jedoch nicht auf mich achten. Daher konzentriere ich mich kurz auf das Wasser unter mir und friere dann kurzerhand den kompletten See ein. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht rutsche ich darauf herum wie ein kleines Kind und fühle mich kein bisschen schlecht deshalb. Manchmal braucht man einfach ein bisschen Spaß in seinem Leben. 

Fröhlich drehe ich mich mehrfach im Kreis und lasse es dabei über mir einfach schneien. Nach einigen Minuten spüre ich schließlich Blicke auf mir und drehe mich zu Jace und Rosie um. Ersterer mustert mich skeptisch, während Zweitere einfach nur sehr irritiert auf den gefrorenen See starrt. Breit grinsend kehre ich mit den Händen den Schnee zu meinen Füßen zusammen und forme daraus dann einen Schneeball, welchen ich einfach auf Jace abfeuere. Und ihn auch noch mitten auf der Brust treffe. 

Trotz der finsteren Miene, welche er aufsetzt, kann ich das amüsierte Funkeln in seinen Augen erkennen. "Findest du es nicht ein bisschen unfair mich in eine Schneeballschlacht zu verwickeln, wenn ich keinen Schnee habe um mich zu wehren?", fragt Jace herausfordernd, was mich jedoch nur laut auflachen lässt. "Komm doch her und hol dir den Schnee!", gebe ich nur herausfordernd zurück und lasse es um mich herum nur noch mehr schneien. "Oder hast du Angst durch die Eisschicht zu brechen!", ziehe ich Jace noch weiter auf, doch noch immer bewegt er sich kein Stück. 

Bis ich plötzlich hinter mir jemanden aufschlagen höre und mich ruckartig umdrehe. Hinter mir stehen Flavia und Adam. Beziehungsweise steht Flavia und Adam liegt auf dem Boden. Und wird eiskalt von meiner besten Freundin ausgelacht. Weshalb er sie wütend anfunkelt und aus Rache zu sich auf den Boden zieht und in einen Schneehaufen drückt. Schreiend befreit Flavia sich von Adam und seift ihn im nächsten Moment selbst mit Schnee ein. 

Lachend lasse ich noch mehr Schnee entstehen und halte etwas Abstand zu den beiden am Boden kämpfenden Personen. Bis ich plötzlich gegen einen Körper stoße, gepackt werde und mir Schnee unters Oberteil gestopft wird. Doch das stört mich kein bisschen. Unempfindlich gegen Kälte bin ich ja glücklicher Weise. Und das sollte eigentlich auch Isabell wissen, welche mich hinterrücks angegriffen hat und nun mit den Konsequenzen leben muss. Wo kommt sie denn auf einmal her?

Schnell kann ich mich aus ihrem Griff befreien und bin nun meinerseits dran sie mit Schnee einzureiben. Lachend mischt sich nun auch David ein und bewirft uns mit Schneebällen, was wir nach kurzer Zeit erwidern und damit eine große Schneeballschlacht entfachen. Denn nicht nur Jace und Rosie beteiligen sich nun, sondern auch andere Schüler, die durch unsere Lautstärke auf uns aufmerksam geworden sind. Nach wenigen Augenblicken herrscht auf dem zugefrorenen See ein solches Chaos, dass ich meine Freunde nach und nach aus den Augen verliere. 

Weshalb ich mich an den Rand des Sees kämpfe und versuche von hier aus jemanden von ihnen zu entdecken. Doch die Schülermasse ist inzwischen so groß und bunt, dass es mir nicht gelingt. Bis plötzlich Alex und David neben mir auftauchen und mich beiseite ziehen. Die zwei haben sich nämlich in den Kopf gesetzt, dass sie auch Schnee hervorbringen wollen. Schließlich sind sie ein Luft- und ein Wasserelementar. Skeptisch lasse ich mich von ihnen etwas abseits ziehen, damit sie ihre Idee in die Tat umsetzen können. Obwohl ich nicht glaube, dass es funktionieren wird. Aber wenn sie sich so darüber freuen, dann versuchen wir es halt. 

"Okay, wie stellst du es an, dass es schneit?", will David enthusiastisch wissen und schaut mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht an. Und ich weiß im ersten Moment nicht, wie ich darauf antworten soll. Geschweige denn, wie ich das erklären soll. Ich mache es halt einfach irgendwie. Alex scheint mir anzusehen, dass ich diese Frage nicht wirklich beantworten kann und legt mir aufmunternd einen Arm um die Schulter. "Lass es uns einfach mal probieren und schauen, was daraus entsteht. Ich mache einen Luftwirbel und du lässt einige Wassertropfen hinein fliegen.", weißt er David an, welcher motiviert nickt.

Auf Alex' Vorschlag hin stellen sich David und Alex nebeneinander und setzen genau das um, was sie sich erdacht haben. Was jedoch dazu führt, dass eine kleine Windhose mit jeder Menge Wassertröpfchen entsteht. Enttäuscht schauen die beiden Jungs auf ihr Werk, welches absolut keinen Schnee hervorbringt, sondern nur einen kleinen Nieselregen. So, wie ich es bereits befürchtet hatte. Nachdenklich kühle ich langsam die Windhose ab, was schließlich den gewünschten Effekt bringt. Aus dem kleinen Luftwirbel heraus fällt nun Schnee, welcher langsam zu Boden fällt. 

"Wie cool!", freut sich David und Alex grinst mich breit an, was mich nun auch zum Lachen bringt. Manchmal sind wir wohl alle noch wie kleine Kinder. Lachend lässt Alex den Luftwirbel über die Schülermenge fliegen und sorgt damit für ein schönes Schneegestöber. David sorgt immer wieder für Nachschub an kleinen Wassertropfen, während ich immer nur alles etwas abkühle. Weitere Schülergruppen finden sich auf diese Art zusammen und gemeinsam sorgen wir für ein ordentliches Winterwetter, welches sogar einige Lehrer nach draußen lockt, um sich das Spektakel anzusehen. 

Bis schließlich den ersten Schülern kalt wird und sie nach und nach wieder rein gehen. Schlussendlich bleibe nur ich zurück und entferne wieder etwas Schnee und Eis aus der Umgebung. Irgendwie passt es für mich nicht so richtig mit dem ganzen Sand zusammen, welchen Rosie hier großzügig verteilt hat. Zum Glück kommt Levin bald an. Ich hoffe, dass er Rosie dann helfen kann. Denn auch die Lehrer haben inzwischen resigniert und keine Ahnung mehr, wie sie ihr helfen können. Der Einzige, welcher ihr noch versucht zu helfen, ist Jace. Was ich sehr an ihm bewundere. Wenn er erst einmal etwas versprochen hat, dann setzt er es auch in die Tat um.

Auf meinem Rückweg kann ich Jace dann schließlich auch auf der anderen Seite des Schulhofes sehen, von wo aus er mich ohne jegliche Regung zu zeigen beobachtet. Da Jace jedoch keinerlei Anzeichen zeigt mit mir zu sprechen, gehe ich einfach weiter nach drinnen in die Mensa. Hier sind bereits Flavia und Adam, welche sich den Bauch mit Schokopudding vollschlagen und mich freudig begrüßen, als ich mich zu ihnen an den Tisch setze. "Das war ein wirklich schöner Einfall heute mit der Schneeballschlacht.", gibt Flavia von sich und lächelt mich an. "Ja, wir haben dieses Schuljahr gefühlt die ganze Zeit nur gelernt. Da ist es schön auch mal wieder etwas Spaß zu haben. Zumal Johanna und Jonas auch alles dafür tun, um uns jeden Spaß zu verderben.", gibt Adam genervt von sich und wirft den Zwillingen, welche nun auch gerade die Mensa betreten, einen wütenden Blick zu.

Augenverdrehend schaue ich meine Freunde wieder an und ignoriere die bösen Blicke in meinem Rücken. Die beiden interessieren mich kein bisschen. Da mache ich mir erst wieder Gedanken, wenn wir wieder aneinander geraten. Stattdessen versuche ich lieber Rosie zu helfen, welche nun mit einem traurigen Gesichtsausdruck zu uns an den Tisch kommt und deprimiert auf ihre Schale mit Obstsalat starrt. "Keine Sorge, du wirst deine Fähigkeiten auch noch meistern. Da bin ich ganz sicher.", gebe ich mit einem Lächeln im Gesicht von mir und schaue Rosie aufmunternd an, während sich in ihren Augen Tränen sammeln. "Ich will auch so gut sein wie du.", flüstert sie, was mich zum Lachen bringt. "Ich hoffe, dass du irgendwann besser sein wirst als ich es jetzt bin. Denn ganz ehrlich, ich sollte noch ein bisschen mehr üben, wenn ich meine Fähigkeiten mal so gut beherrschen will, wie ich sie beherrschen sollte." 

"Das stimmt. Aber ich finde du schlägst dich eigentlich ganz gut.", nutzt Alex direkt die Gelegenheit mich aufzuziehen und lässt sich neben mich auf den Stuhl fallen. David und Isabell setzen sich im nächsten Moment neben Rosie und sorgen dafür, dass sie von ihren düsteren Gedanken abgelenkt wird. Das ich Levin eingeladen habe,  verrate ich niemandem. Das soll eine Überraschung für alle werden. Ich bin so auf ihre Gesichter gespannt und freue mich umso mehr aufs Wochenende. 

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