Kapitel 10

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Zum Vorschein kam ein junger Mann. Er hatte dunkle Haare, die ihm bis zur Schulter reichten und fast schwarze, unergründliche Augen. Er sah Meruna direkt in die Augen und zog eine Augenbraue hoch. "Ihr sollt also den Phönixstein zurückholen, schafft es aber nicht, euch gegen eine Unterzahl zu beweisen. Wir hätten euch töten können. ", er schnaubte verächtlich und drehte sich weg. Der silberne Drache machte ebenfalls einen Schritt zurück und gab Scathan Raum um aufzustehen. Meruna fluchte leise und sprang auf die Füße. Der Mann hatte Recht. Er hatte sie eben so leicht töten können, wie eine Fliege im Spinnennetz und sie war echt froh, dass er es nicht getan hatte. " Wer bist du? Freund oder Feind?", das war die dümmste Frage, die sie stellen konnte, sie tat es aber trotzdem. " Er wandte sich zu ihr um. "Weder noch. Ich wollte nur überprüfen, ob ihr euren Auftrag überhaupt erfüllen könnt. Aber scheinbar hat sich Inolendra in ihrer ach so tollen Tochter getäuscht. " Das reichte. Der Typ tauchte auf, griff sie an, obwohl sie wichtiger Dinge zu tun hatten, zum Beisspiel schlafen, und beleidigte sie dann auch noch. " Wenn du alles besser weißt und kannst, hol du doch den Stein zurück und rette die Welt.", fauchte Meruna. Er hatte sich schon umgedreht und war zu dem silbernen gegangen, stoppte aber sofort. Als er sie ansah, sah sie das Feuer des Zorns in seinen Augen. Aber für einen Sekundenbruchteil schien Unsicherheit durch die Flammen zu huschen, verschwand dann aber im selben Augenblick wieder. " Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe, nicht einmal von einer Prinzessin!" , er spuckte das letzte Wort aus , als wäre es eine Made. Sie starrten sich gegenseitig an, nah dran sich wieder anzugreifen. Währenddessen hatte auch Nox und Scathan sich aufgerappelt. Der Drachenprinz schüttelte seine Flügel, setzte sich auf seine Hinterläufe und beobachtete den anderen Drachen. Genauer gesagt, das Drachenweibchen. Sie leckte sich mit ihrer rauen, gespaltenen Zunge den Dreck von den Schuppen. Der Prinz spannte seine Flügel, so dass die Glut des Feuers sich in den winzig kleinen Schuppen wiederspiegelte. Das Drachenweibchen ignorierte ihn. Währenddessen warfen Meruna und der Mann sich weiter Beleidigungen an den Kopf. Nox saß zwischen ihnen und knurrte. " Das reicht jetzt! Wir haben eine Aufgabe. Schon vergessen?" Der Mann richtete seine wütenden Augen nun auf Nox. "Du solltest lieber ganz leise sein Verräter." Er warf Meruna noch einen Blick zu , ging dann zu dem silbernen Drachen und schwang sich auf ihren Rücken. " Lass uns hier verschwinden Silvia." Sie nickte und sprang in die Luft. Sekunden später waren Drache und Reiter verschwunden. Die drei übrigen sahen sich gegenseitig an. Das gerade war echt merkwürdig gewesen. " Wir sollten weiterschlafen. Ich übernehme die Wache.", Scathan und Nox stimmten ihr zu und kurz darauf schliefen sie beide, diesmal zusammengerollt, neben der Glut. Meruna schnappte sich eine Felldecke und wickelte sie sich um die Schulter. Ihre Gedanken galten dem jungen Mann. Er war echt unhöflich gewesen und hatte sie fast in den Wahnsinn getrieben, doch etwas an ihm sagte Meruna, dass dieser unnahbare Mann nicht seine echte Persönlichkeit war. Irgendwo tief drin, war er anderes. Da zeigte sich sein wahres Ich. Außerdem fand die Eldra ihn irgendwie sympathisch. Seine dunklen Augen, mit den Flammen. Seine stolze Haltung... Sie schüttelte sich. Solche Gedanken waren tabu. Er hatte sie angegriffen und damit die Mission in Gefahr gebracht! Alles was zählte war den Phönixstein zurück zu holen und die Welt zu retten. Irgendwelche dahergelaufenen, gut aussehenden Typen mussten sich hinten anstellen, entschied Meruna, obwohl sie sich insgeheim wünschte der Mann würde wiederkommen. Sei es nur um sie noch mal anzugreifen...

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