Kapitel 20

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Immer weiter und weiter. Ein dunkler Gang grenzte an den Nächsten. Alles glich einander.

Schon seit einer gefühlten Ewigkeit folgten sie nun schon dem Tunnel. Manchmal kamen sie an Abzweigungen vorbei, die aber alle nach oben führten, was unwahrscheinlich für ein Verlies war. Nox lief voran, dahinter Silvia mit Ihrea und Meruna auf dem Rücken, die jedes Mal, wenn der Drache abrupt stoppte, nach vorne fiel und vor Schmerz zischte. So auch diese Mal, als Nox so plötzlich anhielt, dass Silvia fast auf ihn getreten wäre. " Was ist los?", flüsterte Meruna leise und versuchte etwas zu erkennen, doch der Wolf deutete nur in Richtung einer Abzweigung und sprintete dann ohne Vorwarnung darauf zu. Silvia zögerte kurz und folgte ihm dann mit zwei großen Sätzen. Dabei erklang ein deutliches, schabendes Geräusch, von Krallen auf Stein.

Nur Sekunden später hörten sie Schritte und ein Troll hastete an ihrem Versteck vorbei. Er schien das Geräusch von Silvias Krallen jedoch gehört zu haben, denn er blickte immer wieder aufmerksam nach links und rechts. Zum Glück gab es in der Abzweigung eine Felsnische, in die der auffällig silberne Drache sich gedrückt hatte. Als die Schritte des Trolls sich entfernt hatten, eilte Nox sofort weiter: " Kommt, beeilt euch! Wir sind fast da." Nach wenigen hundert Metern trafen sie endlich tatsächlich auf einen Nebengang, der sanft abwärts verlief. " Da wären wir. Willkommen in den Kerkern.", verkündete Nox mit ironischer Stimme. Meruna atmete tief durch und flüsterte: " Dann los."


Sie setzten sich wieder in Bewegung und schritten langsam die Senkung hinab, während sie versuchten, sich auf das Leid vorzubereiten, was sie gleich sehen würden. Doch das Leid kam nicht. Noch nicht. Unten angekommen, befanden die Gefährten sich in einem kreisrunden Raum, von dem vier Wege abzweigten. Einer in jede Himmelsrichtung. "Wohin jetzt?", wandte Meruna sich an den schwarzen Wolf. Dieser schüttelte jedoch nur unentschlossen den Kopf. Die Eldra überlegte. Sie waren von Norden gekommen. Dieser Gang schloss also aus. Ansonsten gab es aber keinerlei Anhaltspunkte, was die anderen Gänge betraf. " Lass und mit dem östlichen anfangen.", meinte sie dann. Es war einfach so ein Gefühl. Vielleicht hatten sie ja Glück.


Vorsichtig betraten die Vier den Tunnel, der sich allerdings nach circa 50 Metern in einen großen Raum öffnete. Er war rechteckig und an den Wänden befanden sich alle paar Meter eine schwere Metalltür, mit einem kleinen Gitter in der oberen Hälfte. Doch das erste, was ihnen auffiel, war der Gestank. Es roch noch jahrealten Leichen, die gestorben und dann vergessen worden waren. Unsicher blickte Meruna sich um, doch Silvia konnte sich nicht mehr halten und sprang auf die erste Tür zu. Sie hatte aber nicht die richtige Größe, weshalb der Drache nicht durch das Gitter sehen konnte. Also drehte Silvia sich so, dass die Eldra auf ihrem Rücken sich statt ihrer auf Höhe der Öffnung befand.


Meruna zögerte kurz, dann blickte sie durch das Gitter. Die Zelle war winzig. Ihre Wände waren aus dem selben Stein, wie die des Ganges, nur noch dreckiger. Nur ganz hinten in der Ecke lag etwas, das sich beim genaueren Hinsehen, als toter Mensch herausstellte. Meruna atmete auf. Man konnte zwar in der Dunkelheit nicht viel erkennen, doch dem Zustand der Verwesung nach, war dieser Gefangene schon seit Wochen tot. Die Eldra teilte den anderen ihre Beobachtungen mit, dann liefen sie weiter zur nächsten Zelle. Doch diese war leer. Genauso wie die nächsten vier. Nur in einer weiteren Zelle lag noch Etwas drin, dass aber so vergammelt war, dass es einem unmöglich war, zu erkennen, um was es sich überhaupt handelte.


Eine weitere leere Zelle folgte, dann hatten sie endlich Erfolg. Meruna konnte es kaum fassen. Mitten in der Zelle lag ein großer, schuppiger Körper auf dem Boden. Scathans Schuppen waren stark zerkratzt und fehlten sogar teilweise. Er hatte die Augen geschlossen, nur gelegentlich ging ein Zittern über seinen gesamten Körper. "Scathan. Wir sind es. Wir holen dich da raus." Obwohl die Eldra extra leise gesprochen hatte, schnellte der Kopf des dunkle Drachen hoch und er sprang quasi rückwärts gegen die Mauer. Seine tiefgrünen Augen starrten ihr panisch entgegen. Dann schien er plötzlich wie aus einer Trance erwacht. " Meruna! Den Phönixen sei Dank! Wo kommst du denn her? Du musst verschwinden! Wenn die Ceteri dich finden, werden sie dich gefangen nehmen und du verlierst den Verstand!" Seine Stimme klang, als wäre er heiser, was bei Drachen extrem selten vorkam und das auch nur durch extremen Stress.


" Nein nein, alles ist gut. Wir holen dich und Erryk hier raus, suchen den Phönixstein und verschwinden." " Erryk ist nicht mehr hier.", erwiderte der Drache nur tonlos. Jetzt sah Meruna panisch aus und von Silvia kam ein erschrockenes Fauchen. " Wie meinst du das?", fragte die Eldra leise. " Sie haben ihn vor einer Stunde ungefähr aus seiner Zelle geholt und mitgenommen. Ich hab alles gehört. Sie meinten etwas von Strafe." " Eine Stunde ist nicht viel. Vielleicht können wir ihn noch retten!" Jetzt zählte jede Sekunde. " Silvia, versuch die Tür zu schmelzen!" Der silberne Drache nickte und richtete eine strahlend blaue Flamme auf das besagte Objekt. Nach kurzer Zeit glühten die Türangeln und als Silvia mit ihrem Schwanz dagegenschlug, gab sie schließlich nach. Scathan hatte sich bereits aufgerappelt und hinkte langsam nach draußen auf den Gang. " Okay, los gehts! Wir müssen Erryk finden."


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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 28, 2022 ⏰

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