Kapitel 19

3 3 0
                                    

Noch bevor ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, spürte Meruna plötzlich einen reißenden Schmerz in ihrer linken Wade. Warmes Blut strömte aus der Wunde auf kaltes Metall. Die Eldra schrie auf und versuchte zurückzuweichen, stolperte aber und fiel zu Boden. Doch statt auf flachen Boden zu fallen, rollte Meruna eine steile Felstreppe hinab. Verzweifelt versuchte sie irgendwo Halt zu finden, aber ihre Finger glitten immer nur an der glatten Steinwand ab. Schließlich schlug sie schmerzhaft am Fuß der Treppe auf. Es war immer noch zu dunkel, um etwas zu erkennen, doch von dort, wo die Tür sein musste, durch die sie gerade hereingekommen waren, drang wütendes Knurren und das Klirren eines Schwertes zu ihr herab. Schnell zog Meruna die Beine unter ihren Körper, um sich hochzustemmen, doch sie sank gleich wieder zurück und zischte auf vor Schmerz. Das Schwert des Angreifers hatte ihr Bein stärker verletzt, als sie gedacht hatte.

Wie zur Hölle sollte sie diese Treppe jemals wieder hochkommen ?! Sie atmete einmal tief durch und lauschte in die Finsternis. Oben war es still. Zu still. Dann zerriss ein unmenschlicher Schrei die Stille.

Es folgte lautes Gepolter, als etwas Großes die Treppe herunter fiel. Erschrocken versuchte Meruna rückwärts zu rutschen, doch sofort riss das etwas sie um. Ein erdrückendes Gewicht presste ihr alle Luft aus der Lunge und mit einem Knacken brachen mehrere Rippen. Nach Luft ringend wand die Eldra sich, konnte sich aber nicht von der Stelle bewegen. Das einzig gute an der Situation war, dass das Etwas dem Geruch nach eindeutig ein, wahrscheinlich toter, Ceteri war. Zumindest nicht Silvia oder Nox. Nur Sekunden nachdem Meruna das gedacht hatte, rauschten Flügel und der besagte Drache landete hinter ihr, dicht gefolgt von Wolf und Bussard. Silvia hatte das Maul leicht geöffnet und spie eine kleine Flamme, die die Umgebung in flackerndes Licht tauchte. Sie befanden sich am Anfang eines langen Ganges, der vor vielen Jahrzehnten, wahrscheinlich sogar Jahrhunderten, in den Stein gehauen worden war. Die rauen Wände wurden zwar nicht von Algen bedeckt, da sie wegen der großen Hitze des Vulkans dort nicht wachsen konnten, aber trotzdem hatte sich eine ekelerregende Schicht aus allen Möglichen unappetitlichen Substanzen gebildet. An einigen Stellen war der Stein von verdächtigen, rot-braunen Flecken besprenkelt.


"Meruna, ist alles in Ordnung?", fragte Nox entsetzt, als er die Eldra unter dem riesigen Körper des Ceteris entdeckte. " Jaja, geht schon. Könntet ihr dieses Vieh von mir runterziehen, oder so?" Nox nickte erleichtert. Der Wolf schien sich hoffentlich endgültig für ihre Seite entschieden zu haben, was mehrere Vorteile brachte. Erstens war er ein weiterer Verbündeter, der ihnen durch seine Kampferfahrungen aus den Kämpfen, Seite an Seite mit den Ceteri, von nun an gegen sie helfen konnte, da er Taktik und Waffen ihrer Feinde kannte. Zweitens hatten sie durch seine ehemalige Alphaposition vielleicht die Möglichkeit durch ihn weitere mögliche Verbündete aus seinem Rudel rekrutieren zu können. Allerdings konnte Meruna sich irren und er wandte sich wieder gegen sie. Selbst wenn er vor einiger Zeit etwas anderes behauptet hatte.


Durch einen heftigen Ruck wurde Meruna wortwörtlich aus ihren Gedanken gerissen. Silvia hatte das Feuer erlöschen lassen und zog nun mit ihren Krallen und Zähnen an den toten Körper des Ceteris. Tatsächlich bewegte er sich und rutschte Centimeter für Centimeter von der Eldra herunter. Schließlich schaffte sie es, sich vollständig zu befreien, doch wieder kam sie nicht am die Füße, da sofort, wenn Meruna es versuchte, ein stechender Schmerz durch ihr Bein und den Brustkorb jagten.

Nox kam näher und schnüffelte an der Wunde, bis Silvia leise knurrte: " Wir müssen uns beeilen. Meruna, halt still, ich zieh dich hoch." Bevor diese reagieren konnte, senkte der Drache den Kopf, packte sie am Mantel und hob sie in ihren Sattel. Das war zwar auch nicht gerade schmerzlos, aber durch die Beinschlaufen fiel die Verletzte wenigstens nicht wieder zu Boden. " Gut, dann sollten wir uns jetzt beeilen, sonst werden wir bemerkt und auch gefangen." Mit diesen Worten setzte Silvia sich in Bewegung und das einzige, was Meruna dachte, war: Bitte lass sie am Leben sein.


PhönixsteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt