Kapitel 11

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Der nächste Tag war eine Katastrophe. Es schüttete wie aus Eimern und ein heftiger Wind machte es sowohl für Scathan, als auch für Ihrea, die die komplette Nacht durchgeschlafen hatte, unmöglich in gerader Linie zu fliegen. Außerdem waren fast alle todmüde. Schließlich beschlossen sie höher zu steigen, um wenigstens dem Regen zu entgehen. Leider war es in den höheren Luftschichten auch erheblich kälter. Meruna zog ihren Umhang enger an sich heran. Sie zitterte am ganzen Körper und war komplett durchnässt . " Bitte lass uns irgendwo landen, wir kommen hier nicht mehr wirklich weiter und ich glaube, dass wir besser voran kommen werden, wenn wir noch eine Runde geschlafen haben.", schlug sie bibbernd vor. Nox stimmte ihr sofort zu und auch Scathan war immernoch ziemlich erschöpft. Also flogen sie wieder tiefer und fanden schließlich eine große Tanne, unter der es noch einigermaßen trocken war. Scathan rollte sich zusammen und ließ diesmal sowohl Meruna, als auch Nox in seiner Nähe schlafen, weil seine Schuppen etwas Wärme abgaben. Dann hob der Prinz lauschend den Kopf und starrte in die Dunkelheit, während er den gleichmäßigen Atemzügen seiner Gefährten zuhörte. Diese Nacht blieb alles ruhig und als Nox sie am Morgen weckte, waren sie sogar einigermaßen ausgeschlafen. Die Gefährten beschlossen, das Netz für Nox zurück zu lassen, so dass Scathan ihn einfach so in den Krallen hielt. Nach dem Frühstück stieg Meruna in den Sattel und der große Drache sprang mit einem riesigen Satz in die Luft und schlug gleichzeitig kräftig mit den Flügeln. Über den Baumwipfeln drehte er ab und flog im Sturzflug zurück zur Lichtung, wo er Nox packte. Sie flogen nun über ein riesiges Waldgebiet, welches immer wieder große freie Flächen aufwies, die mit langem, scharfen Gras bewachsen war, durch so eine Wiese zu laufen, war sehr gefährlich, da einem zum einen das Gras die Beine aufschlitzte und zum anderen lebte zwischen den Pflanzen eine besondere Schlangenart, deren kompletter Körper mit einer panzerartigen Haut versehen war. Außerdem war ihr Biss zwar nicht tödlich, lähmte das Opfer aber und verursachte unglaubliche Schmerzen, weshalb das Gift der Rüstungsnattern gerne zu Folterzwecken genutzt wurde. Scathan segelte gerade auf einem Luftstrom dahin, als er einen Luftunterschied bemerkte. Etwas kräuselte die Luft, wie schlagende Flügel... Der Drache sah sich um, als etwas seine Flügelspitzen berührte. Meruna zuckte zusammen, denn plötzlich brüllte Scathan auf, aber nicht vor Schmerz oder Angst, sondern vor Freude. Die Eldra blickte zur Seite und direkt in die schwarzen Augen ihres Angreifers. Leider sah er verdammt gut aus, als er so lässig an Silvias Rückenzacke lehnte, das eine Bein auf ihren Hals gestellt, das andere in der Luft hängen. Doch als sie in sein Gesicht sah, fühlte sich es an, als ob etwas in ihr Funken sprühte. Seine Augen blitzen und sie sah wieder das bekannte Feuer, nur dass es jetzt sanft funkelte. Der Mann lächelte sie an und setzte sich wieder normal auf den Rücken seines Drachen. Scathan und Silvia schienen gerade in ein zaghaftes Gespräch vertieft, dass aus leisen Klick-, Brumm- und Zirplauten bestand. " Oh der Retter der Welt ist zurück.", fauchte Meruna ihr Gegenüber an, konnte sich aber nicht verkneifen ihn strahlend anzulächeln. Das war echt dämlich! Warum konnte ihr Gesichtausdruck nicht einmal unlesbar sein?! Am liebsten hätte Meruna ihren Kopf irgendwo gegen geschlagen. "Jep, du hast es erkannt. Bist wohl nicht mehr angefressen wegen meines Besuches vorletzte Nacht?", fragte er immernoch grinsend. "Was denkst du denn, Mister ' ich kann alles besser ' ?" Der Typ lachte doch tatsächlich. Wo war seine Wut und die Ernsthaftigkeit hingekommen? "Ich glaube du hast dich noch nicht vorgestellt Miss ' ich kann das selber! ' .", stellte er fest. "Du aber auch nicht.", schoss sie zurück :" Und außerdem wette ich, dass du meinen Namen sowieso schon kennst." "Stimmt genau. Wenn ich mich jetzt vorstellen dürfte Meruna Tochter von Inolendra. Ich bin Erryk Sohn des Waldes." Jetzt war es an Meruna zu lachen. "Sorry, aber das kann ich dir nicht abnehmen. Du kannst kein Sohn des Waldes sein." "Tja, entweder du nimmst das an, oder halt nicht. Ist mir auch egal." Uuund da war seine Wut wieder.

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