Fast fünf Tage flogen sie, mit kurzen Pausen, in Richtung Osten. Es war anstrengend und schmerzhaft, aber trotzdem machten sie weiter. Sie durften ihre Freunde nicht aufgeben! Das konnten sie einfach nicht. Zwei Stunden nach Sonnenaufgang des sechsten Tages tauchten am Horizont die ersten Vulkane auf. Die riesigen schwarzen Berge bildeten eine klare Grenze zwischen Oromba und dem Feuerland der Ceteri. Das hielt sie aber trotzdem nicht zurück.Nach vier weiteren Stunden hatten sie das prei Braedur Gebirge hinter sich gelassen und unter ihnen erstreckten sich die Vulkane. Ihre verkohlten Hänge waren übersäht von Skeletten aller möglicher Lebewesen, die bei Grenzkämpfen umgekommen waren und dann liegen gelassen worden waren.
Irgendwo dort unten ist mein Vater gestorben, wurde Meruna mit einem Schlag klar. Irgendwo dort unten hat eine dieser entsetzlichen Kreaturen sein Leben beendet. Diese Erkenntnis ließ die Flammen des Zorns nur noch höher brennen. Sie wollte Rache! Für ihren Vater, für Erryk und Scathan, für alle anderen ihres Volkes, die dort unten kaltblütig ermordet wurden! Und sie würde diese Rache bekommen.
Silvia wurde immer nervöser und ließ sich schließlich mit halb eingefalteten Flügeln tiefer sinken, um möglichen Blicken zu entgehen. Die teilweise aktiven Vulkane bildeten warme Aufwinde, erfüllten aber auch die Luft mit einem beißenden Gestank nach Schwefel und Asche. In einigen sah man tausende von Grad heiße Lava brodeln und einmal musste Silvia eine scharfe Kurve fliegen, um einem hochgeschossenen Strahl eben dieser Lava auszuweichen. Nox knurrte mittlerweile dauerhaft vor Angst und zog die Pfoten eng an den Körper, während Ihrea sich platt vor Meruna auf Erryks Sattel gesetzt hatte. Innerlich beteten alle, niemand würde sie bemerken. Hoffentlich fiel ein silberner Drache nicht allzusehr vor dem strahlenden Himmel auf. " Haben wir eigentlich einen Plan?", fragte Nox schließlich leise. " Ähm... bisher nicht.", innerlich verfluchte Meruna ihre Dummheit. Warum waren sie nur einfach drauflosgeflogen, wie ein Haufen kopfloser Hühner? Dann meldete sich Silvia zu Wort. Durch den vielen Rauch, den sie unweigerlich einatmeten, klang ihre Stimme rau und krächzend: " Ist doch einfach. Wir schleichen uns an, suchen die Kerker, befreien Erryk und Scathan, gehen weiter zum Phönixstein und verschwinden damit." " Ja natürlich. Das ist ja auch super einfach." " Ironie können wir jetzt nicht gebrauchen, Meruna. Konzentrier dich lieber auf den Plan!" Beleidigt, wegen Silvias abweisender Haltung, verschränkte Meruna die Arme, was gerade möglich war, da sie sanft dahin glitten und starrte in die Ferne. Wieso wollten alle immer ihr eigenes Ding machen?!
Nach kurzer Zeit, musste die Eldra sich doch wieder festhalten, da Silvia abrupt bremste und die letzten Meter zum Boden im Sturzflug überwandt. Etwas holprig landeten sie hinter einen großen Felsen, wobei Nox fast zerquetscht wurde. " Was soll der Quatsch denn jetzt schon wieder?! Wir müssen weiter!" Der silberne Drache besah sie mit einem ruhigen Blick. Dann antwortete sie: " Nein, müssen wir nicht. Wir sind am Ziel angekommen." Meruna blickte überrascht auf und stolperte hastig auf den Felsen zu. Als sie vorsichtig um die Ecke schaute, staunte sie. Vor ihnen war der größte Vulkan, den sie je gesehen hatte. Er ragte so hoch in den Himmel, dass man die Spitze, zwischen den Wolken, schon fast nicht mehr erkennen konnte. Am Fuß des Vulkans befand sich eine riesige Festung. Alle Mauern und sonstige Gebäude, waren aus schwarzen Steinen gehauen. Überall sah man kleine Feuer, um die Ceteri und Trolle saßen und standen. In der Mitte der Festung befand sich eine gewaltige Halle, an dessen Kopfende jede Menge weiße Kleckse waren. Beim genaueren Hinsehen wurde Meruna schlecht. Das waren keine Kleckse, natürlich nicht. Es waren Schädel. Sowohl menschenartige, als auch drachenartige. Plötzlich stieß Nox Meruna mit der Nase in die Kniekehle. " Guck da drüben. Da sind die Kerker." Tatsächlich entdeckte sie eine Felsspalte, vor der sechs Trolle Wache hielten. Da mussten sie hin. " Okay dann los."
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Phönixstein
FantasyAls die Ceteri es schaffen, den durch Verletzungen geschwächten Phönixen und Schöpfer der Lebewesen, den Phönixstein zu stehlen, welcher nicht länger als ein Jahr von Ahi und Huka getrennt werden darf, denn dann sterben alle erschaffenen Geschöpfe...