#18 lächeln

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- Kapitel 18 -
Bevor ich noch etwas sagen konnte, betrat Raf den Raum und schaute uns an. Als sein Blick mich traf und er die Gitarre sah, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln.
„Du hast also die Instrumente gefunden, wie ich sehe. Wir machen jetzt eine kleine Pause und Max sollte dich fragen, ob du auch was möchtest. Aber er wurde anscheinend von deinem Musiktalent abgelenkt. Also hast du Lust auf einen Döner?", fragte Raf. Wann habe ich zum letzten Mal einen gegessen? Ich kann mich gar nicht daran erinnern, somit stimmte ich zu.

An dem Tag saßen wir noch sehr lange zusammen erst gegen Mitternacht sind wir aufgebrochen, um nach Hause zu fahren. Der nächste Tag war entspannend, Max war im Boxstudio und ich saß mit meinem Smothiee im Garten und genoss die Ruhe. Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn mich weckte eine nasse Hundenass aus dem Schlaf. Mit Augen geschlossen versuchte ich Tuco von mir zu schieben. „Tuco!", ermahnte ich ihn. Doch er sah das als Einladung zum Spielen. Ohne Vorwarnung sprang er auf mich drauf und ich stöhnte auf. „Mensch...Tu...Tuco... du bist... schwer...", stöhnte ich unter ihm. Doch der Hund schleckte mich hechelnd ab. „Tuco geh runter von ihr!", ertönte eine tiefe Stimme hinter uns. Tuco nahm die Strenge Stimme seines Besitzers wahr und sprang mit einem Satz von mir runter.
Sofort setzte er seinen Hundeblick auf und wedelte mit seinem Schwanz. Er hoffte anscheinend auf eine Belohnung, weil er aufs Wort gehört hat. Naja zumindest auf das erste Wort von Max.
Dieser sah ihn nur mahnend an und kam dann zu mir. „Komm mal bitte mit rein. Ich habe etwas für dich.", mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand wieder im Haus.

Meine Neugierde wurde geweckt und ich ging eilig hinter ihm her. Drin schaute ich mich suchend nach ihm um und fand ich schließlich im Wohnzimmer. Bevor ich was sagen konnte, fiel mein Blick auf einen Gitarrenkoffer. Fragend sah ich meinen Vater an. War das etwa? „Na worauf wartest du denn noch? Mach sie auf.", er nickte mir zu. Mit funkelnden Augen verringerte ich den Abstand zur Gitarre und packte diese Vorsichtig aus. Voller Vorfreude etwas auf ihr spielen zu können, kribbelten meine Fingerspitzen. 
„Ist die... ist die für mich?", aus meiner Stimme konnte man bestimmt raushören, dass ich es nicht glauben konnte. Doch Max nickte nur und beobachtete mich mit einem leichten Lächeln meine Reaktion. „Das wäre doch nicht nötig gewesen! Die war bestimmt richtig teurer...", dabei schaute ich ihn an. Dabei merkte ich wie undankbar sich das anhörte. „Das ist doch nicht wichtig. Hauptsache sie gefällt dir!", erklärte Max. „Natürlich gefällt sie mir, sie ist wunderschön. Vielen Dank.", bedanke ich mich bei ihm. „das freut mich, dass sie dir gefällt. Es gibt da noch etwas das du wissen solltest.". Misstrauisch schaute ich ihn an. War das Geschenk nur eine Entschädigung für das, was er jetzt sagen wird? „Ich habe dich an einer Schule angemeldet. Am Montag kannst du gleichkommen. Die Schule liegt von ihr vielleicht 15 min zu Fuß entfernt. Am ersten Tag kann ich dich aber natürlich fahren, wenn du willst.". Ich musste mir ein augenverdrehen unterdrücken. Natürlich wusste ich, dass ich auch hier zur Schule musste. Doch ich wusste schon jetzt, wie alles kommen würde. Jeder hat dort sicher schon eine Meinung über mich gebildet, bevor ich die Chance bekommen würde mich zu beweisen. Ich werde dort bestimmt genauso behandelt wie an meiner alten Schule. Dort habe ich eh die meiste Zeit geschwänzt. Doch könnte ich das auch hier? Die Lehrer würden bestimmt sofort meinen Vater anrufen.

Max holte mich aus meinen Gedanken als er sagte: „Schau sie dir doch erstmal an, wenn sie dir nicht gefällt, können wir auch eine andere Schule wählen. Du musst es nur sagen.". Hm. Okay da war ein Kompromiss. Zur Antwort nickte ich einfach und lief zusammen mit meiner neuen Gitarre hoch in mein Zimmer.

Am Abend waren mal wieder Raf und Rico bei uns und haben mit Abendgegessen. Danach waren die Männer in das Musikzimmer von Max verschwunden. Er meinte vorhin zu mir, dass sie noch an ein paar Songs schreiben wollten. Ich sah das als Chance und ging mit Tuco in den Wald.
An meiner Lichtung angekommen, die ich an meinem ersten Tag gefunden hatte, lies ich mich nieder und zündete mir eine Zigarette an.
Meine Gedanken wanderten immer wieder zu dem Gespräch von Max und mir vorhin. Eine Sache, die ich über alles hasste, war, neu Anfänge egal welcher Art. Nun wurde ich schon vor einer Woche aus meiner gewohnten Umgebung gerissen und jetzt müsste ich noch an eine neue Schule, das war für mich einfach nur Horror. Mein Blick wanderte über die Baumkronen hoch zu den Wolken an dem ein Falke seine Runden drehte. Wie muss es wohl sein, so frei zu sein wie der kleine? Noch eine Zeit lang blieb ich einfach dort sitzen und dachte nach. Ich war so von der Stille gefangen, dass ich gar nicht bemerkte wie spät es eigentlich wurde. Ein paar Sonnenstrahlen gaben mir licht. Das war das Stichwort, um nach Hause zurückzukehren.

Zuhause war es dunkel, nur unter dem Türspalt zu Max Musikzimmer brand noch Licht. Mit großer Wahrscheinlichkeit würden sie wieder bis morgen früh arbeiten, also lief ich weiter in die Küche, um mir ein Glas Wasser einzuschenken. Tuko neben mir bekam ein Leckerli, dass er in Maul nahm und sich in sein Körbchen niederließ. Mit dem Glas in der Hand nahm ich auf der Couch im Wohnzimmer Platz und deckte mich zu. Im TV lief eine Doku über einen Rapper. Am Anfang konnte ich noch nicht genau aus machen, wer es war, doch dann wurde sein Name genannt. „ ...konnte in der Zeit ganze 21 Gold und eine Platin Platte abräumen, immer begleitet durch seine loyalen Fans kaum ein anderer Rapper hat so eine eingeschworene Gemeinde um sich herum und überhaupt scheint Loyalität eines der zentralen Leitmotive seiner Karriere zu sein."
Ich war so gefangen von der Doku meines Vaters, durch die ich mal was über seinen Beruf herausfand, dass ich gar nicht mitbekam, wie Raf den Raum betrat.
Durch ein Räuspern seiner Seits, bekam er meine ganze Aufmerksamkeit. Mit einem Schmunzeln im Gesicht stand er an dem Türrahmen gelehnt und schaut erst auf den Fernseher und dann zu mir. „So gespannt du der Doku über deinen Vater zuhörst, wirst du sicher noch ein Fan von ihm.", er betrat den Raum und setzte sich neben mich mit einem gewissen Abstand. Ich musterte ihn noch kurz, um mich danach wieder dem Bildschirm zu widmen. Darauf tauchte ein Ausschnitt von einem Konzert auf, wo mein Vater oberkörperfrei auf der Bühne stand und seine Zeilen rappte. Die ganze Halle wimmelte nur so von Menschen, die laut mit rappten und ab und zu sprangen. Ich war einfach geflasht von dem Einblick. Natürlich wusste ich das mein Vater Rapper ist, dass hatte er mir gegenüber erwähnt, aber dass er so erfolgreich damit war, um solche rissigen Hallen zu füllen? Das hat er definitiv ausgelassen. Doch auch der Rapptext brachte mich zum Nachdenken...

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