#22 dein ernst ?!

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- Kapitel 22 -
Zu Hause angekommen begrüßte mich der aufgeregte Tuko. „Hey mein Junge.". Zusammen mit ihm machte ich mich auf den Weg zur Küche, wo ich Magda vorfand, die eifrig Sachen in eine Schüssel zusammen mischte. Als sie mich wahrnahm, breitete sich ein Lächeln in ihrem Gesicht aus. „Oh livi, du bist ja schon da. Wie war dein erster Schultag?". Egal zu welcher Uhrzeit oder welchem Wetter man sie trifft, sie ist immer so fröhlich. Ich könnte mir wohl oder übel mal paar Scheiben abschneiden. Als antwort bekam sie nur ein „ganz okay" zu hören, ehe ich mir ein EnergyGetränk aus dem Kühlschrank nahm und mich nach draußen begab. Max würde erst in ein paar Stunden hier auftauchen, somit blieb mir noch bisschen Zeit, um mich für den bevorstehenden Sturm vorzubereiten. Auf dem Tisch draußen legte ich meine neuen Schulsachen aus, um mir erst einmal ein Überblick zu verschaffen. Schon jetzt, an meinem ersten Tag hatte ich ein Haufen Hausaufgaben auf.
Kurz nachdem ich alles fertig hatte, begann Tuko neben mir mit dem Schwanz zu wedeln. Dadurch blickte ich auf und schaute direkt ins Gesicht meines Vaters. Sofort überkam mich ein rissiger Schwall Wut. Wie konnte er nur hier vor mir stehen und dann noch so schief lächeln, als ob nichts gewesen ist? Er musste in meinem Gesicht etwas gesehen haben, denn er runzelte die Stirn und setzte sich mir gegenüber auf den freien Stuhl. „Hey, alles klar?", er wollte es auf diese Art? Okay alles klar. Mein Blick blieb emotionslos als ich erwiderte: Bei mir ist alles okay. Gibt es irgendwas, was du mir sagen möchtest? Vielleicht bist du nicht okay?". Verdutzt schaute er mich an, doch ich zog nur die Augenbraun hoch. Würde er jetzt mit der Sprache rausrücken?
„Ich..ich weiß nicht was du meinst. Bei mir ist alles gut, oder auf was möhtest du hinaus?". Ich blieb weiterhin stur. Es war eine Sache so etwas zu machen, aber dann späterhin einfach so zu tun als wäre es nichts? Das war dreist. „soll ich dir auf die Sprünge helfen, alter Mann?", in meinem Gesicht bildete sich ein provoziertes Lächeln aus. Ich wusste das ihn mein „Spitzname" nicht gefiel. Kurz funkelte etwas in seinen Augen, eher er sie schloss, um durchzuatmen. Als er sie wieder öffnete, war er die ruhe selbst. „ich schätze ich werde es gleich von dir hören...". er vorderte mich dazu auf weiterzusprechen, was ich auch tat. „naja, ich weiss ja nicht, wie es dir ergehen würde, wenn du dich vorstellst und auf einem jemand dich verbessert.", ich hielt inne, um seine Gesichtszüge zu mustern. Doch als er weiterhin mich ruhig musterte, sagte ich: „so als wüsstest du nicht mal deinen richtigen Namen. Denn genau das ist mir heute passiert. In einem Moment bin ich Liv Gomez und im nächsten einfach Liv Diehn! Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe?". Ich kochte vor Wut. Am liebsten hätte ich ihn einfach nur angeschrien, ihm gesagt wie ich das alles verabscheute.
Langsam schien bei ihm der Groschen gefallen zu sein. Er bewegte sich unbehagen auf seinem Stuhl und konnte mir nicht in die Augen sehen. „Ich muss wohl vergessen haben, mit dir darüber zu reden. Es muss für dich ein komischer Moment gewesen sein, aber ich habe nur gute Absichten deswegen. Wenn du meinen Namen tragen würdest, dann...". Ehe er seine Argumente aufzählen konnte, unterbrach ich ihn. „Deine Beweggründe kannst du dir sonstwohin stecken! Es ist mir egal was du dir dabei gedacht hast. Eins ist jedoch klar, hör mir jetzt genau zu. Ich werde niemals, wirklich niemals, freiwillig deinen Nachnamen tragen wollen!". Mit diesen Worten stand ich schwungvoll auf und lief ins Haus. Die Tür ließ ich mit einem lauten krach ins Schloss fallen. Ich musste einfach weg hier. Und ich wusste auch schon genau wohin. Magda wurde von dem Lärm angezogen und stand nun im Wohnzimmer und schaute mich bedrückt an. Doch bevor sie ihre Meinung dazu äußern konnte rannte ich schon mit meiner Jacke in der Hand aus dem Haus.
Ich lief und lief bis ich in einer runtergekommenen Gegend ankam. Schneller als gedacht fand ich auch schon eine alte Tankstelle. Checkpot. So wie noch vor ein paar wochen, schich ich mich unauffällig in meine Lieblingsabteilung und suchte mir das Beste aus. Der Typ an der Kasse war hochkonzentriet in sein Buch, was er vor sich aufgeschlagen hatte. Besser konnte es mich heute ja wirklich nicht treffen. Mit dem Alkohol in der rechten Hand, ging ich genauso leise wieder aus dem Laden. Bei einem Skater Park ließ ich mich nieder und beobachtete die drei Typen, die skateten. Hin und wieder nahm ich ein schluck aus der Falsche und schloss die Augen. Wie herrlich der Alk in meiner Kehle brande. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei dem Gespräch von eben. War ich zu hart zu ihm gewesen? Hätte ich mir seine Gründe annhören sollen?
Langsam begann ich mich unwohl zu fühlen und hasste mich für die Worte die ich ihm an den Kopf geknallt habe. Doch ich konnte nicht einfach wieder bei ihm auftauchen und so tun als wäre das nie passiert. Das konnte ich nicht. Ich wollte mich auch ganz sicher nicht bei ihm enttschuldigen. Es ist passiert, also muss ich damit leben. Ich durfte gegenüber ihm nicht so eine Heuchlerin sein. Denn irgendwann ist man wegen den schlechten Menschen so geschädigt, dass man danach alle auf Abstand hält, um sich selbst zu schützen. Und genau das, war bei mir der Fall.

Erst spät abends tauchte ich wieder zu Hause auf. Es war still. Für mein Geschmack zu still. In der Küche stand ein Teller mit Kartoffeln und Gemüse auf dem Tisch. Der muss für mich sein. Mein Magen knurrte als Antwort. Nachdem ich mein Essen aufgewärmt hatte, ging ich ins Wohnzimmer und schaltete das Licht ein. Doch mit was ich nicht gerechnet hatte war, dass mein Vater auf der Couch saß und ein Glas Whiskey in der Hand hielte. Als er mich eintraten sah, klopfte er neben sich. „Setz dich bitte. Wir müssen reden.". Nur widerwillig nahm ich neben ihm Platz. Mein Kopf gesengt mit Blick auf meinen Teller der auf meinem Schoß stand.
Max atmete tief durch. „Ich weiß jetzt das ich ein Fehler gemacht habe. Ich werde dir das Einzige was dir von deiner Mutter blieb, nicht auch noch nehmen.". Ich lachte bitter auf. Denn das war das letzte was ich wollte. Irgendeine Verbindung zu meiner Mutter. Jedoch tat ich nichts dafür, den Namen loszuwerden. Nun war die Chance nah, meinen Nachnamen zu ändern. Doch würde ich mich besser fühlen, wenn ich Diehn hieße?

Pretending hope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt