#24 Der Mond und ich

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Seine Mutter kniff ihre Augen zusammen und musterte mich skeptisch. „Was wollte sie?", fragte sie. Verwirrt von der Frage runzelte er die Stirn. Sie schnaubte abfällig. „Na was ihre Mutter von dir wollte? Wie viel? Hast du ein Vaterschaftstest machen lassen?", erklärte sie. Bei ihren Worten verkrampfte sich etwas in meinem Inneren. „Ihre Mutter ist tot, sie lebte bis vor Wochen noch allein, bis ich sie zu mir holte.". Seine Stimme ist gefährlich ruhig.

Als die Worte bei ihr ankamen, weichte ihr Gesicht auf. „Meine Enkelin musste allein leben? Max was ist nur in dich gefahren das du sie allein gelassen hast! Du armes Ding", sie kam auf mich zu und zog mich in eine liebevolle Umarmung. Sofort versteifte sich mein Körper unter der Berührung. Sie drückte mich so fest, dass ich kaum noch Luft bekam. „Schatz, du erdrückst sie noch.", ertönte eine dunkle Stimme hinter ihr. Max'Vater schüttelte nur leicht den Kopf über seine Frau und überreichte mir die Hand. „Ich bin Rolf und das ist meine Frau Elena." Widerwillig löste sie sich aus der Umarmung und strich sich eine Haarsträhne, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte, hinters Ohr.

Immer noch überfordert zog ich meine Hand wieder zurück und schaute meinen Vater nochmal an, der sich nun in einem hitzigen Gespräch mit seiner Mutter befindet. Das wäre jetzt die perfekte Möglichkeit zu verschwinden. Langsam schlich ich auf die Terrassentür zu, doch bevor ich sie auch erreichen konnte, kam mir Rolf in die Quere.
„Darf ich fragen, worum es eben in eurem Streit ging?", fragte dieser neugierig. Seine braunen Augen schauten mich freundlich an.

Die Augen, die Max hatte, die ich geerbt hatte. Ich schluckte den Kloß hinunter und räusperte mich. „Ehm... Naja Max und ich sehen manche Dinge anderes und da kommt es eben mal zu Auseinandersetzungen.", versuchte ich so neutral zu erklären, wie es ginge. Ganz sicher würde ich ihm keine Details erzählen.

Er nickte verstehend. „Glaub mir, ich verstehe dich sehr gut. Du hast den gleichen Kampfgeist wie dein Vater.", gab er zu. Er musterte mich kurz bevor er noch hinzufügte: „ich schätze es ging, um das kleine Tütchen das du zu verstecken versuchst. Jetzt scheint es noch die richtige Entscheidung zu sein, doch wenn du deswegen erstmal im Bau bist, wirst du wohl eine andere Sicht auf das Zeug haben."

Mit diesem Worten ging er schweigen zu seiner Frau. Zwar wusste ich was er damit meinte, doch war es leichter gesagt als getan.
Die Beiden verabschiedeten sich von uns und verschwanden. Jetzt war es totenstill im Zimmer. Keiner wagte es die Stille zu durchbrechen.

Schweigend ging ich an ihm vorbei Richtung Treppe, doch seine Stimme stoppte mich. „Wohin gehst du?" „In mein Zimmer, oder ist das jetzt auch verboten, Vater?", den letzten Teil zischte ich und ging, ohne auf eine Antwort zu warten hoch. In meinem Zimmer angekommen, schlug ich die Tür zu und ging in mein Bad. Jetzt brauchte ich dringend eine Dusche.

Den restlichen Tag ging ich Max weitestgehend aus dem Weg. Am Abend lag ich gerade in meinem Bett und schaute eine Serie, die ich durch den Abo von Max mit Netflix kennengelernt hatte, als mein Magen knurrte. Seufzend schaute ich auf meine Uhr an der Wand 22.32Uhr, Max hatte mich schon vor Stunden zum Abendessen gerufen, jedoch hatte ich keine Meinung zusammen mit ihm an einem Tisch zu essen, das war der Grund, warum ich das Essen sausen ließ.

Mit einem Schwung war ich aus dem Bett und lief auf Zehnspitzen die Treppe hinab. Das Haus war in Stille gehaucht und es war stockdunkel. Genauso dunkel schlich ich mich durch die Räume, um in die Küche zu gelangen. Dort angekommen tastete ich mit meiner linken Hand die Wand nach dem Lichtschalter ab.

Bingo, gefunden. In milisekundenschnelle flutete das Licht den Raum. Aus der Obstschale nahm ich einen grünen Apfel und eine Banane. Mission erfüllt wollte ich mich umdrehen als ich eine dunkle Gestalt im Türrahmen ausmachen konnte. Mit einem lauten Schrei wich ich zurück. Erst als die Person in die Küche und aus der Dunkelheit trat erkannte ich den Blonden.

„Tut mir ein gefallen und schleich dich nie wieder so an mich heran!" Mit einem bedauernden Blick entschuldigte er sich. „Ich wollte dir nur noch mitteilen das ich für zwei drei Tage geschäftlich unterwegs bin. Rico wird mich begleiten, weshalb Raf herkommen wird.". Eigentlich wollte ich ihm sagen, dass ich alt genug sei allein zu bleiben, doch war ich zu erschöpft und zu hunrig um jetzt noch klar zu denken.

Ich verabschiedete mich von ihm noch und verschwand wieder in meinem Zimmer.

Pretending hope Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt