17. Kapitel (Samantha)

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"Wie es aussieht bleib ich noch eine Nacht länger.", ich legte den Brief zur Seite und ging wieder ins Bett. Um pünktlich heute Mittag da zu sein, musste ich hier um Mitternacht losfahren, aber jetzt war die Sitzung um einen Tag verschoben worden und ich war müde. Als ich früh morgens dann doch aufstand, ging ich ins Organisationszelt. In allen anderen Armeen gab es ein Strategiezelt, hier war es das Organisationszelt, da hier mehr organisiert und nicht so viel an Verteidigungs- und Angriffsstrategien. Hier ging es hauptsächlich darum die anderen Armeen zu versorgen und die Handelswege auf dem Meer zu überwachen, doch da wir hier nicht an Arnota grenzten und mit den anderen Ländern Frieden herrschte, gab es hier keine Bedrohung, die man irgendwie im Auge behalten musste. Mir wurde bewusst, dass ich heute einen Tag frei hatte. Da ich damit gerechnet hatte eigentlich weg zu sein hatte ich alle Anweisungen gegeben der erste Oberst hatte alles im Griff. Grundsätzlich freute ich mich auf die Sitzung oder besser gesagt auf meine Freunde aber insbesondere auf Mags. Nachdem sie nach Ikaria entführt worden war, war es mir wirklich schwer gefallen sie wieder alleine zulassen. Ich wusste, dass sie in Sicherheit war, aber dennoch. Wir waren Zwillinge und dennoch hatte ich immer das Gefühl gehabt, dass ich sie beschützen musste. Als wir klein waren, war sie schüchternder gewesen als ich und war oft geärgert worden, ich hatte sie oft aus solchen Situation rausgeholt und sie verteidigt. Erst mit den Jahren als wir älter wurden hatte sie Selbstbewusstsein entwickelt und nun ließ sie sich auch nichts mehr gefallen. Doch dieser Drang sie zu beschützen war in den letzten Tagen wieder stark geworden. Ich versuchte mich abzulenken und verließ das Zelt wieder, ich ging Richtung Hafen, alle die mir entgegen kamen salutierten. Einige Sanitäter liefen an mir vorbei nach vorne, sie rannten, ich rannte hinter her. Wenn die Sanitäter zum Hafen rannten war meistens eine Prügelei, es gab oft Unstimmigkeiten zwischen den Soldaten dort. Die Major hatten dort den am Hafen das Kommando und die Kapitäne auf den Schiffen. Kapitän konnte man aber schon als Hauptmann werden, das sorgte oft für Machtkämpfe. Doch als wir jetzt am Hafen ankamen, sah ich das es sich diesmal um einen Unfall handelte. In dem Chaos war ich noch nicht bemerkt worden, ich half dabei die Gegenstände von den Soldaten runter zu ziehen. Keiner schien ernsthaft verletzt zu sein, also verschwand ich wieder. Manchmal mag ich diese Aufmerksamkeit und die Ernsthaftigkeit nicht wenn sie mitbekommen das ich da gerade stehe, das war auch der Grund warum ich in Armee drei die Uniform eines Hauptmann getragen hatte um mich mit den anderen zu messen. Ich wollte keine Anerkennung für meine Position sondern für meine Leistungen und nur so hatte ich sie mir verdienen können, außerdem war es eine gute Ablenkung gewesen.


Nach einigen Stunden hatte ich nichts mehr zu tun, ich beschloss einfach früher los zufahren, dann war ich vielleicht zu früh dort aber ich hätte noch Zeit meine Eltern zu besuchen. Die Kutsche setze sich in Bewegung und ich starrte aus dem Fenster, ich hasste dieses schaukeln, ich dachte ich würde mich über die Jahre daran gewöhnen aber so war es nicht. Als wir endlich die Stadt erreichten, sprang ich aus der Kutsche. Ich wollte den Rest laufen, es war schon dunkel doch den Weg nach hause fand ich ohne Probleme. 

Ich trat durch die Haustür, "Mom, Dad?!", fragte ich laut, doch niemand antwortete. Mein Blick fiel auf den Herd, das Feuer brannte und Essen stand darauf. Irgendetwas stimmte nicht. Ich ging weiter nach hinten, die Treppe führte nach in die erste Etage, dort lagen die vier Schlafzimmer. Das meiner Eltern, Mags, meins und eins das mal meinem Bruder gehört hatte. Nathanael war 10 Jahre älter als Mags und ich gewesen, er war damals genau wie wir in der Armee gewesen. Als wir der Armee beitraten hatte er nur noch wenige Wochen gehabt. Aber er verschwand, er war Major in Armee 2 doch eines Tages kehrte er von einer Patrouille nicht mehr zurück. Wenige Tage später fand man verbrannte Leichen in einem kleinen Waldstück an der Grenze, durch die Uniformen, konnte man sie aber noch identifizieren. Nathanael war einer von ihnen. Mom und Dad hatten das nicht gut verkraftet, sein Zimmer war nach wie vor so wie er es hinter lassen hatte. Das Mags und ich so schnell aufstiegen sind hatte Mom und Dad gar nicht gefallen aber sie hatten sich schließlich damit abgefunden. Ich ging die Treppe hoch und auf das Schlafzimmer meiner Eltern zu, "Mom, Dad?!", wiederholte ich doch diesmal leiser. Die Tür war nur angelehnt und es waren definitiv Menschen darin. Die Dielen unter meinen Füßen knarrten, die Tür wurde von innen aufgerissen. Ich zögerte nicht aber der andere war schneller, eine Faust traf mich gegen den Kopf. Doch, es war nicht mein erster Zweikampf, ich verstand sofort, dass der Angreifer stärker war, also musste ich schneller sein. Ein paar gezielte Schläge an bestimmte Nervenpunkte und ich war klar im Vorteil. Noch ein paar weitere Schläge und der andere lag am Boden. Meine Eltern saßen gefesselt auf Stühlen und sahen mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich begann sie los zu binden, "Sind noch mehr hier?", Dad schüttelte den Kopf, "Nein es war nur einer, aber er war so geschickt, dass wir nichts tun konnten. Das war echt beeindruckend." Ich nickte, dann sah ich mir den Mann an, er war jünger als ich vielleicht 18. Seine Nase blutete. Ich nahm ihn sein Schwert ab, ich sah es mir flüchtig an und steckte es ein. Dann nahm eines der Seile, mit denen Mom und Dad gefesselt worden waren. Ich band ihm die Hände auf dem Rücken zusammen und dann mit einem zweiten die Füße so dass er noch laufen konnte, doch rennen konnte er dadurch nicht mehr. Er kam langsam wieder zu bewusst sein, ich stellte ihn auf seine Füße, er brauchte ein paar Sekunden, dann stand er wieder selbst. Er sah mich grimmig an, sagte aber nichts. Ich wollte meine Eltern mit ins Schloss nehmen, doch sie lehnten ab. Sie versprachen mir aufzupassen und ich nahm mir vor sofort Wachen her zu schicken wenn ich dort wäre. Wir standen beide wieder auf der Straße es war stock dunkel. Pelica war eine große Stadt und ich war mir sicher, dass er nicht der einzige Eindringling war. Wir hatten fast die Hälfte der Strecke geschaffte als ich am Haus von Elenas Familie stand, es brannte Licht. Ich überlegte kurz was ich tun sollte, dann zog ich den Mann kurzerhand in das Haus. Amilia saß am Küchentisch und sah mich überrascht an. "General Sator, was verschafft mir die Ehre?!", fragte sie so flaxig als wäre ich zu Kuchen essen da. "Sind deine Eltern da?", fragte ich kurz, ich wusste, dass sie oft alleine war. Sie schüttelte den Kopf, "Dann nimm dir eine Waffe und komm mit!", ohne ein weiteres Wort gehorchte sie. Sie nahm sich zielsicher eine Bratpfanne und stand auf. Wir erreichten das Schloss ohne weiteren Zwischenfall. Der Mann den vorsichtshalber geknebelt hatte machte keinerlei Anstalten sich zu befreien. Ich übergab ihn zwei Wachen und sagte sie sollen ihn einsperren. Dann ging ich mit Amilia und weiter, wie ich es geplant hatte ging ich zu weiteren Wachen und sagte sie sollen sofort Patrouille in der Stadt laufen bewaffnet und auf alles vorbereitet. Amilia folgte mir stumm die ganze Zeit, sie schien beeindruckt davon zu sein wie die Soldaten einfach taten was ich sagte ohne Fragen zustellen.

Wir erreichten schließlich die Bibliothek, sie war dunkel. "Warum ist keiner hier?", fragte Amy nach einiger Zeit. "Ich weiß nicht.", flüsterte ich zurück, "Ich hab noch eine Idee." Wir verließen den Raum wieder und machten uns direkt auf den Weg zu Eloise Schlafzimmer, ich war mir sicher, dass sie bereits hier war. Ich kann mich auch im Dunkeln sehr gut aus und Amy blieb dicht an mir dran. Nach einer gefühlten Ewigkeit, standen wir schließlich vor der Tür. Dahinter brannte Licht. Ich klopfte, die Tür wurde aufgerissen und Elena zog mich rein, dann sah er Amilia und zog auch sie rein, dann schloss sie die Tür wieder. Sie sah Amy entsetzt an, "Was machst du hier, ich hab dir doch gesagt du sollst nicht herkommen." Ich antwortete bevor sie es selbst tun konnte, "Ich hab sie mit gebracht, sie war alleine Zuhause und Rebellen sind bereits in der Stadt und ich wusste nicht, dass du schon da bist." Eloise stand vom Bett auf und kam auf uns zu, Amilia knickste und Eloise nickte. "Warum seit hier schon hier?", fragte ich verwirrt. Eloise betrachtete die Bratpfanne in Amilias Hand, "Ist das eine Pfanne?", sie nickte eingeschüchtert, "Samantha sagte ich solle eine Waffe mitnehmen und ein Schwert darf ich noch nicht tragen." "Gute Wahl.", bestätigte sie, bevor sie sich mir zu wandte. "James und ich sind morgens angekommen und Elena heute nachmittag. Den Brief den ihr bekommen habt war nicht von James, ich hab nicht erhalten und Elena hat ihn nicht gelesen." Damit hatte sie alles zusammen gefasst. "Soll das heißen, dass James auch hier ist?", sie nickte, "Er und Lukas wollten in die Bibliothek und sie müssten jeden Moment wieder kommen." In mir stieg Panik auf, "Wir waren in der Bibliothek und dort war niemand."

Zur Ehre des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt