"Das kann doch nicht so weiter gehen, Eloise!", James lief vor mir auf und ab. "James, es ist nicht schlimm! Mir geht es gut, jeder träumt mal schlecht!", versuchte ich ihn zu beruhigen. Er blieb stehen und sah mich an. "Wie oft hast du diese Träume?", ich sah nach unten und begann mit meiner Decke zwischen den Fingern zu spielen, "Nicht oft. Alle paar Monate mal. Sie wurden weniger, dass sie in den letzten Tagen so häufig waren liegt wahrscheinlich an der Aufregung." Es machte keinen Sinn zu lügen, er durchschaute mich sowieso. "Geht es dabei um die letzten Tage?", er setzte sich auf ein Stuhl neben meinem Bett, ich war immer noch im Sanitätszelt, hier standen überall Stühle. "Nein es geht um etwas anderes. Ich habe diesen Traum sein ziemlich genau 14 Jahren. Er wurde ruhiger, "Du meinst...", ich nickte und fuhr fort, "Wie gesagt es hat nichts mit den letzten Tagen zutun." Er sah mich weiter kritisch an, dann wurde sein Blick plötzlich sanfter, "Tut mir leid, ich wollte die Wunde nicht wieder aufreißen." "Schon gut. Ich darf heute Abend hier raus, dann kann ich mich ablenken und dann geht es mir auch wieder besser!" Er nickte, dann stand er auf und verließ das Zelt. Ich begann nach zu denken, vor 14 Jahren war unsere Mutter gestorben, seit dem hatte ich immer wieder den gleichen Albtraum. Ob es ihm auch so ging? Bestimmt nicht, er war damals älter gewesen und hatte es besser verkraftet. Doch es hatte auch ihn verändert, er war kälter und distanzierter geworden und als wir älter wurden hat er alles getan mich regelmäßig los zu werden, wann immer er eine Chance gesehen hat, mich auf Reisen zu schicken hatte er sie genutzt.
"Mylady?", hörte ich Lukas von der anderen Seite, "Ja, Lukas?" "Ich glaube Henry wacht auf!". Ich zog den Vorhang zur Seite und lief zu ihnen rüber, Henry lag im Bett neben Lukas, so konnte er ein Auge auf ihn haben. Die Dienst habende Sanitäterin sah mich streng an und wollte mich gerade wieder ins Bett schicken, als sie sah das Henry sich bewegte. Lukas hatte sich auf seine Bettkante gesetzt, ich setzte mich neben ihn, da sie Sanitäterin mich davon abhielt sofort zu ihm zu gehen. Unglaublich wie viel Macht sie über mich hat. Aber Henry war wach, er hatte die Augen offen und konnte der Sanitäterin mit leichtem Nicken oder Kopfschütteln antworten. Sie fragte ihn einige Sachen dann sah sie zu uns rüber. "Ihr habt 5 Minuten, nur Ja/Nein Fragen und nichts was ihn aufregt! Mylady!" Sie sah mich streng an und ging weg, während sie einige Sachen in die Papiere eintrug. Ich ging zu ihm rüber er sah mich an und versuchte zu lächeln, sein Gesicht war immer noch blau aber die Schwellung war zurück gegangen. Ich lächelte zurück und mir stiegen Tränen in die Augen. Jetzt erst als die Angst von mir abfiel, bemerkte ich wie sehr sie auf mir gelastet hatte. Henry versuchte sogar zu salutieren, doch er konnte seinen Arm nur ein paar Zentimeter anheben bevor er ihn stöhnend fallend ließ. Die Sanitäterin sah kritisch zu uns rüber, sagte aber nichts. "Lass das Henry, nach dem was du getan hast musst du nie wieder salutieren.", er lächelte weiter. Es tat so gut mit ihm zu reden, es würde Wochen oder sogar Monate dauern bis er wieder fit war, doch sein Lächeln ließ mich wissen, dass er wieder gesund werden würde. Wir sahen uns einfach weiter in die Augen und lächelten. Irgendwann trat Lukas hinter mich und flüsterte mir ins Ohr, "Ich bin auch wirklich froh, dass es ihm besser geht, aber ihr solltet wieder in euer Bett gehen oder die Sanitäterin wird euch darin festbinden." Ich sah zu ihr rüber und ihr Blick war eindeutig. "Bis nachher.", flüsterte ich Henry noch zu, dann ging ich zurück zu meinem Bett.
"Also was genau sollen wir jetzt tun?", fragte Elena in die Runde. Wir saßen, das erste Mal seit Monaten zusammen. Alle Generäle saßen um einen runden Tisch, normalerweise war James nicht dabei, er ließ uns sonst die Arbeit machen. Lukas war auch da, er war allerdings nur zu James Sicherheit hier. Er saß hinter James und hatte seine Füße auf James Rückenlehne gelegt, während er mit irgendetwas rumspielte. Wir sechs sprachen gerade über die aktuelle Lage, mittlerweile waren alle Soldaten eingetroffen die James und Alex als Verstärkung angefordert hatten. "Wir werden die Soldaten die jetzt hier sind da behalten. Es ist genug Platz für alle. Aber wir werden zurück zu unseren Armeen fahren. Alexandra, bekommst du das hier alleine hin mit so vielen Soldaten?" Sie nickte selbstsicher, wir versuchten seit einigen Stunden zu guten Lösungen zukommen und wurden uns nicht einig, jetzt hatte James eine Entscheidung gefällt und wir alle waren froh darüber. Wir hörten Geräusche vor dem Eingang und Geflüster, sie waren nicht sonderlich gut darin und wir verstanden, dass sie darüber diskutierten ob man uns stören konnte oder nicht. Lukas stand auf und ging raus, um zu sehen was los sei. Wir warteten gespannt, dann kam er wieder rein und hielt einen Brief in der Hand. Er gab ihn James und ich erkannte, dass es das königliche Briefpapier war, nur mein Vater verwendete es. Lukas setzte sich sich wieder und James sah den Brief kritisch an. Nach einigen Sekunden öffnete er ihn endlich, sein Gesichtsausdruck änderte sich von Unverständnis zu genervt, als er fertig war, ließ er sich nach hinten in seinen Stuhl fallen. "Der König lässt uns wissen, dass er keine Gnade erwartet, Arnota ist es nicht wert zu verhandeln. Wir sollen am besten als ersten Angreifen. Aber er gibt auch die Anweisung, dass du," er sah mich an streng an, "und ich nicht kämpfen sollen. Er gibt den ausdrücklichen Befehl, dass wir uns im Falle einer Schlacht von den Todeswiesen fern halten sollen." Ich spürte wie Wut in mir aufstieg, doch ich blieb ruhig, "Ich werde mich im Fall einer Schlacht nicht daran halten. Ich werde mit meinen Leuten gewinnen oder sterben, aber ich werde nicht dabei zusehen!", ich hatte es ruhig aber bestimmt gesagt. James sah mich ausdruckslos an, ich stand auf und wollte gehen, doch James packte mich am Arm als ich an ihm vorbei lief, "Eloise, diesen Gedanken versteh ich aber wir sind nicht nur militärische Führungspersonen. Der Befehl ist eindeutig und du wirst dich daran halten!" Er sah mir in die Augen und ich sah wie ernst ihm die Sache war. "Sonst bindet er dich irgendwo fest und es dauert Stunden dich zu finden.", murmelte Lukas vor sich hin. "Ganz genau!", ergänzte James, er hielt immer noch meinen Arm fest. Ich beugte mich ein wenig nach unten um seinen Blick zu erwidern, "Wirst du dich an diesen Befehl halten?", fragte ich ihn direkt. Er hielt meinem Blick stand antwortete aber nicht. Ich wusste, dass er genauso wenig andere für sich kämpfen lassen würde wie ich. Er ließ mich los und ich ging aus dem Zelt raus. "Ihr alle seid alle entlassen.", hörte ich James noch sagen, bevor ich los lief. Ein Trainingslauf würde mir gut tun, es war eine der wenigen Aktivitäten in denen ich wirklich allein war. Gestern hatte ich die Erlaubnis enthalten endlich wieder zu trainieren. Henry ging es inzwischen etwas besser, er war richtig wach geworden und seine Wunden waren fingen an zu verheilen. Doch die Sanitäter waren dagegen, dass wir ihn jetzt schon befragten. Er durfte sich noch nicht aufregen, aber würde wieder gesund werden, irgendwann. Ich lief fast 10 km, ich brauchte eine Stunde dafür, die Zeit ging fiel zu schnell rum. Elena wartete vor dem Strategiezelt auf mich, sie war angespannt. "Was ist los Ella?", sie zog die Augenbrauen hoch. "Du hast doch nicht wirklich vor zu kämpfen?" "Du wirst doch auch kämpfen, falls es dazu kommt oder?"Sie nickte, "Das ist bei mir aber was anderes. Ich bin General, du zusätzlich Prinzessin. Du hast noch eine ganz andere Verantwortung." Ich schüttelte den Kopf, "Ella du erwartest doch nicht wirklich, das ich dabei zusehen werde wie andere für mich ihr Leben riskieren. Nur damit ich mein Leben behalten kann." Sie sah mich streng an, "Das ist wirklich ehrenwert, aber hast du schon mal daran gedacht was passiert wenn du oder James verletzt werdet oder sterbt? Dieser Krieg würde nie enden, dein Vater würde erst aufhören, wenn Arnota komplett abgebrannt ist oder alle von uns tot sind!", sie war lauter geworden und ihre Stimme fester. Ich sah mich um, zu Glück hatte uns niemand gehört, es könnte für Gerüchte sorgen. "Ella, bitte sei leise. Weißt du was passiert wenn sie sowas hier rum spricht?!", sie nickte, starrte mich aber weiter eindringlich an. Ich gab schließlich nach, "Okay, ich weiß, dass du recht hast, es könnte wirklich so ablaufen, aber du denkst doch nicht, dass ich gut schlafen kann wenn andere ihr Leben für mich opfern." "Natürlich nicht Lu, das verlangt auch keiner von dir aber um ganz ehrlich zu sein schläfst du doch sowieso nicht gut." Ich spürte wie die Wut wieder kam, "Woher weißt du das?" Sie sah mich skeptisch an, "Wir haben gestern Abend im Gleichen Raum geschlafen, du warst ziemlich unruhig und hast dich hin und her gewälzt." Ich dachte nach, ich konnte mich nicht daran erinnern, es war kein gewöhnlicher Albtraum gewesen, aber es erklärte warum ich müder war als sonst. "Ella ich kann dir nicht versprechen, dass ich nicht kämpfen werde. Das kann ich einfach nicht, aber ich verspreche dir, dass ich mich nicht einfach an die Front stellen werde. Bist du dann zufrieden." Sie überlegte, dann nickte sie, "Es ist wohl das Beste, was ich kriegen kann. Bitte handel vernünftig!"
"Ich werde nicht ohne Henry gehen!", ich sah James in Augen, bedauerlicherweise konnte er genauso trotzig sein wie ich. "Du musst zurück Eloise. Armee 1 hat gerade keinen ausgebildeten Leiter falls du dich erinnerst!", ich hatte so gehofft, dass er dieses Argument nicht bringt. Jede Armee hat 5 Oberst aber nur einer von ihnen war als ausgebildet den General zu vertreten bei deren Abwesenheit, in diesem Fall Henry, die anderen würden das Lager eine Weile am laufen halten können, aber gewiss nicht ewig. Wir waren alleine in Alex Zelt die anderen hatten schon gepackt und machten gerade ihre Kutschen fertig. "Ich weiß James, aber die werden, dass schon noch eine Weile hinbekommen.", versuchte ich ihn davon abzubringen. "Eloise, das ist ein direkter Befehl, du wirst noch heute abreisen. Ich dachte, du hast deine Gefühle besser unter Kontrolle!", ich versuchte mir nicht anmerken zulassen, wie sehr mich das getroffen hatten. Er hatte recht und das war mir jetzt bewusst geworden. "Natürlich, James. Tut mir leid! Ich werde sofort meine Sachen packen und gleich abreisen. Bitte schick Henry hinter her wenn er gesund genug für die Reise ist.", versuchte ich so neutral wie möglich von mir zu geben. James bemerkte, dass er einen Nerv getroffen hatte, "Eloise, ich werde ihn so bald wie möglich zu dir schicken und das was er berichtet ebenfalls. Du hast ein Recht darauf zu erfahren was passiert ist, aber du hast auch die Verantwortung für Armee 1.", seine Stimme war wieder ruhiger. "Ich weiß!", antwortete ich noch bevor, ich anfing meinen Koffer zupacken.
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Zur Ehre des Königs
FantastikZwischen den Ländern Palona und Arnota besteht seit Jahrzehnten eine tiefe Feindschaft. Als die angespannte Lage eskaliert, müssen sie die Armeen Palonas sich für einen Krieg bereit machen. Die sechs Generale werden vom Training in die Schlacht gesc...