Kapitel 8

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Cassandra rieb sich die Augen und blinzelte ein paar Mal. „Erinnere mich daran eine Liste mit den Dingen zu machen, die man nur in einer Fallon Grabstätte findet, denn DAS ist ganz sicher nicht natürlich und nur auf magische Weise entstanden.", meinte sie und schaute zu Fynn, der mit offenen Mund auf das riesige Heckenlabyrinth starrte, dass sich vor ihnen auftat. Die Hecken wirkten als würden sie aus ihrem inneren heraus strahlen. Sie leuchteten in allen erdenklichen Farben.
Fynn ließ die Flamme auf seiner Hand erlöschen. „Wenn das nicht so furchteinflößend wäre, wäre es sogar richtig schön.", murmelte er.
Cassandra sah ihn an. „Wie ist sowas möglich?"
Fynn sah sie mit einem Blick an, der ihr wohl sagen sollte, dass sie es besser wissen sollte. „Die Fallon waren große Magier. Ich denke, dass sie dieses Labyrinth in weniger als einer Stunde erschaffen haben."
Cassandra sah die großen Hecken hinauf, die mindestens fünf Meter in die Höhe reichten und sich in der Dunkelheit verloren.
„Magie übertrifft immer noch meine größten Vorstellungen und ich habe in den letzten Jahren meine Horizont was Übernatürliches angeht enorm erweitert."
Sie fuhr mit einer Hand über die Hecke. „Wir kommt man nur auf so etwas?"
Fynn holte tief Luft. „Die Frage ist, was wir jetzt machen. Dieser Irrgarten erstreckt sich wer weiß wie lang. Zurück kommen wir nicht."
Cassandra zuckte mit den Schultern. „Dann gibt es ja nur noch einen Weg-" Sie deutete auf den leuchtenden Eingang. „-und zwar direkt darein."
Fynn starrte sie entgeistert an. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Wir verlaufen uns doch sofort."
Cassandra verschränkte die Arme. „Ich vertraue auf das, was ich nicht verstehe."
„Und das wäre bitte?"
„Deine Magie. Dir fällt schon etwas ein, um den weg zu markieren oder so."
Fynn legte den Kopf in den Nacken. „Das alles wäre so viel einfacher, wenn ich einfach da rauffliegen könnte.", fluchte er, „Das ist alles eine verdammte Scheiße. Wir hätten auf Jens Gefühl vertrauen müssen."
„Das haben wir aber nicht.", entgegnete Cassandra ruhig, „Wir sind hier und wir müssen jetzt hier wieder raus. Es bringt nichts, wenn wir uns selbst bedauern. Wir müssen durch dieses Labyrinth."
Fynn seufzte. „Du hast ja recht. Könnte ich doch nur-"
Er ballte eine Hand zur Faust. Seine Finger umspielten leichte orangene Funken. Er nahm sie gar nicht wirklich wahr.
Cassandra drehte sich zu ihm und packte ihn an den Schultern. „Du kannst es aber nicht.", sagte sie eindringlich, „Ich weiß, dass du es vermisst, aber wir müssen hier raus. Wir haben eine Mission." Ihr Gesicht entspannte sich. „Wir müssen hier raus, damit du deine Skizze verwirklichen kannst. Fynn, du wirst wieder fliegen können, aber dafür müssen wir hier raus."
Die Funken um Fynns Finger erloschen. „Du hast recht.", murmelte er und straffte die Schultern. Er schnippte mit den Fingern. Auf beiden seiner Handflächen loderten grelle Flammen auf. Sie waren so hell, dass Cassandra geblendet eine Hand vor die Augen halten musste. Fynn lächelte zufrieden und ließ die Flammen rechts und links neben dem Eingang in der Luft fliegen. „So erkennen wir den Eingang. Ich werde an jeder Kreuzung ebenfalls eine Flamme erschaffen und dann finden wir notfalls wieder heraus."
Er seufzte. „Ich hoffe es zumindest."
Cassandra beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. „Man, du bist echt pessimistisch. Natürlich kommen wir hier wieder raus.", meinte sie und lächelte, „Ich habe mal davon gehört, dass man in einem Labyrinth an Kreuzungen immer rechts abbiegen soll. Dann würde man immer das Ende erreichen." Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß natürlich nicht ob es funktioniert, aber versuchen kann man es ja mal."
Etwas zögerlich griff sie nach Fynns Hand und zog ihn hinter sich her. „Lass es uns versuchen. Wir werden hier wieder rauskommen.", meinte sie zuversichtlich.
Fynn drückte ihre Hand. Er wusste, dass Cassandra nur so tat, als würde sie keine Angst vor dem haben, was sie in diesem Labyrinth erwarten würde.
„Du brauchst deine Angst nicht zu verstecken. Ich spüre sie sowieso."
Cassandra seufzte und machte den ersten Schritt in das Labyrinth. Fynn folgte ihr etwas zögerlich. Als auch er den Irrgarten betreten hatte, begannen sich die Hecken hinter ihnen zu verschließen und auch das grelle Licht, was Fynns Flammen gespendet hatten, verschwand. Cassandra schluckte. „Gut, das ist jetzt vielleicht etwas beunruhigend, aber nichts worüber wir uns großartig Sorgen machen sollten, oder."
Fynn schüttelte entschlossen den Kopf. Seine Unsicherheit von vorher schien wie auf einen Schlag verschwunden. „Wir sind drin und wir kommen auch wieder hier raus.", sagte er und schaute zu Cassandra, die fasziniert die Hecke betrachtete, die in allen Flammen schimmerte. Wenn sie es an einer Stelle berührte, veränderte sich die Farbe. „Das ist wunderschön.", murmelte sie und schaute zu Fynn. Ihre Blicke streiften sich. „Kannst du so etwas auch?"
Fynn lachte auf. „Wofür brauchst du das denn?"
Cassandra zuckte mit den Schultern. Dann hellte sich ihr Gesichtsausdruck auf. „Ich stelle mir gerade eine Efeu Girlande vor, die über meinen Bett hängt und so leuchtet.", meinte sie und setzte sich wieder in Bewegung.
Fynn zog eine Augenbraue hoch. „Du meinst eine Girlande, die du um meine Feder legen kannst, die über deinem Bett hängt?"
Cassandra grinste. „So in etwa." Dann hielt sie inne. „Das ist nur sehr hell.", überlegte sie laut weiter, „Kannst du vielleicht einen Ausschalter oder so einbauen?"
Fynn seufzte. „Cassandra, Magie funktioniert nicht so wie Technik."
„Schade. Hier müssen wir rechts." Fynn ließ eine Flamme auflodern und ließ sie in der Mitte der Kreuzung in der Luft schweben. Cassandra bog nach rechts ab. Fynn folgte ihr und dachte über das nach, was Cassandra gesagt hatte. Dann hielt er sie am Arm fest.
„Warte mal, woher hast du das, dass man immer rechts gehen soll?"
Cassandra zuckte mit den Schultern. „Aus einer CD oder eine Serie oder Film. Keine Ahnung, warum?"
Fynn seufzte erneut und fuhr sich über die Schläfe. „Wenn man immer rechts geht, läuft man im Kreis."
„Es ist ein magisches Labyrinth Fynn. Vielleicht spielt das ja nach anderen Regeln." In diesem Moment erreichten sie wieder eine Kreuzung, die nach links, rechts und nach gerade aus weiterführte.
Cassandra schlenkerte mit den Armen. „Dann such du mal aus wo wir langgehen."
Fynn erschuf wieder eine Flamme, die diesmal in einem dunklem Blau leuchtete. „Dieses Mal gehen wir gerade aus. Blau steht für gerade aus. rot steht für rechts und gelb für links."
Cassandra sah ihn nachdenklich an. „Sollte ich das vielleicht aufschreiben?"
Fynn verschränkte die Arme. „Kannst du dir das nicht merken?"
„Doch, ich frage ja nur."

Sie liefen immer weiter. An jeder Kreuzung ließ eine Flamme auflodern. Sie wussten nicht wie lange sie schon liefen, aber Cassandra taten langsam die Beine weh. „Können wir vielleicht mal eine Pause machen?", fragte sie und setzte sich, ohne auf eine Antwort von Fynn zu warten, einfach auf den Boden.
„Ich kann einfach nicht mehr. Wie lange laufen wir hier schon rum?"
Fynn ließ sich neben ihr nieder. „Ich habe absolut keine Ahnung. Zwei Stunden, vielleicht drei?"
Cassandra vergrub das Gesicht in den Händen. „Das darf doch nicht wahr sein. Wie oft sind wir abgebogen?"
„Ganz ehrlich, ich habe aufgehört zu zählen."
Cassandra zog die Beine an. Ein merkwürdig beklemmtes und kaltes Gefühl überkam sie. „Wir kommen hier nie wieder raus.", flüsterte sie.
Fynn legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Sag dich so etwas nicht. Wir kommen hier wieder raus."
Cassandra hob abwesend den Kopf. „Und wie bitte? Egal wo wir langgehen, es tut sich nur ein anderer Gang auf.", murmelte sie. Fynn griff nach ihrer Hand. Sie fühlte sich eiskalt an. „Cassandra? Wir kommen hier wieder raus, vertrau mir bitte."
Sein Herz schlug schneller. Etwas stimmte hier nicht. Er ließ seinen Blick über den Boden schweifen und entdeckte sich eine dicke Ranke, die sich langsam Cassandras Beine hinaufwand.
Diese murmelte unterdessen immer weiter vor sich hin: „Wir sind verloren. Wir kommen hier nicht mehr raus."
Ein scharfer Blitz durchtrennte die Ranke. Diese sank leblos in sich zusammen. Cassandra blinzelte ein paar Mal. „Fynn? Was ist los? Wieso schaust du mich so an?"
Fynn schluckte. „Wir sollten weitergehen.", sagte er und stand auf. Er hielt ihr eine Hand entgegen. „Dieses Labyrinth erkennt unsere Zweifel. Wir sollten ihm keine Chance geben sie wahr werden zu lassen."
Cassandra griff nach seiner Hand. „Na schön. Dann lass uns gehen."

Medusa 3-Die Fallon GrabstätteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt