Kapitel 16

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Medusa raufte sich die Haare. „Ich will nicht mehr.", maulte sie. Noa beugte sich zu ihr hinüber. „Ich dachte, du kannst Hieroglyphen lesen?", entgegnete er belustigt. Medusa stöhnte auf. „Kann ich ja auch, aber ein Experte bin ich auch nicht. Und die Fotos, die Tony in der Grabstätte geschossen hat, haben alles andere als eine gute Qualität."
Noa hob abwehrend die Hände und vergrub seine Nase wieder in einem Buch mit seltenen Drachenarten. „Ist ja schon gut. Ich bin froh, dass überhaupt jemand die Dinger lesen kann."
„Da scheint auch noch irgendein Code drin zu sein.", murmelte Medusa und beugte sich dichter über Tonys Handy. „Warum muss das alles immer so kompliziert sein?"
Noa schaute auf. „Weil es sonst zu einfach wäre?"
„Was ist so verwerflich daran, wenn mal etwas einfach ist?"

„Nichts im Leben ist einfach.", ertönte eine Stimme und Jen steckte ihren Kopf zwischen den hohen Bücherregalen der Bibliothek hervor.
Medusa stützte sich mit den Ellenbogen auf der Tischplatte ab. „Das ist mir schon klar. Falls du es vergessen hast, ich lebe schon eine ganze Ewigkeit. Dass es nicht einfach ist, habe ich am eigenen Leib erfahren."
Jen hörte ihr gar nicht mehr zu. Stattdessen widmete sie sich wieder dem Regal vor ihr und klappte ein altes Lederbuch auf. „Ich verstehe immer noch nicht wonach wir hier eigentlich suchen.", murmelte sie.
„Wir suchen etwas über den Drachen, der einfach in unserer Küche aufgetaucht ist.", erwiderte Tony und blätterte eine Seite um.
„Und du denkst, dass wir in den Büchern hier etwas finden? Der Drache war ein Kristall. Glaubst du wirklich davon steht etwas in diesen Büchern?"
„Dass er ein Kristall war, muss nicht unbedingt etwas mit seiner Rasse zu tun haben.", warf Tony ein und blätterte eine weitere Seite um, „Es kann genauso gut ein Feenzauber gewesen sein."
Jen schlug frustriert das Buch zu. „Dann können wir auch noch ewig weitersuchen.", meinte sie und rutschte an dem Regal hinab. Mit zwei Fingern massierte sie sich die Schläfe.
Tony schlug ebenfalls sein Buch zu und schaute zu Jen hinab. „Alles gut?"
Jen blickte auf. „Hm? Ja, das ist nur so frustrierend."
Tony verschränkte die Arme. „Irgendwas beschäftigt dich aber noch. Was ist es?"
Jen winkte ab. „Nichts."
Tony ließ einen Finger über die Buchrücken gleiten. „Sag schon. Vielleicht kann ich dir ja helfen."
Jen seufzte. „Ich glaube nicht, dass ich mir überhaupt Gedanken darüber machen sollte."
„Und trotzdem machst du es."
Jen seufzte erneut. „Ich kann Wesen sehen. Ich kann sie sehen wie Fynn und auch Cassandra es tun."
Tony zog eine Augenbraue hoch. „Cassandra kann Wesen sehen?"
„Wegen dem Chi-Ritual, das sie und Fynn eingegangen sind. Lange Geschichte."
„Achso. Und was stört dich daran?"
„Nichts. Mich stört nichts daran. Es ist nur-Ich kann Noa sehen. Ich kann ihn sehen wie Cassandra und Fynn es können und es hat mich zum nachdenken gebracht."
Tony, der gerade ein Buch aus dem Regal zog, hielt inne. „Worüber denn?"
„Ich sehe es dir doch an. Du weißt wovon ich rede. Hast du dir jemals vorgestellt wie Noa aussieht?", fragte Jen leise.
Tony ließ die Hand sinken. „Ich sehe ihn doch jeden Tag."
Jen verdrehte die Augen. „Das meine ich nicht. Ich meine in seiner Wesensgestalt."
Tony überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.
„Nein, ich weiß, dass mein Mann wunderschön ist und das reicht mir. Natürlich stelle ich es mir manchmal vor, aber es ist nicht so, als würde mir etwas fehlen, weißt du? Ich weiß was er ist und viel wichtiger wer er ist. Deswegen habe ich ihn geheiratet. Ich liebe ihn egal ob ich seine Wesensseite sehe oder nicht."
Jen lächelte. „Und genau deswegen hab ich dich lieb großer Bruder."
Tony warf ihr einen schelmischen Blick zu. „Nur deswegen?"
Jen zog sich an dem Regal hoch. „Ach sei still! Wir haben nach einem Drachen zu suchen."
In diesem Moment hörten sie Medusa laut fluchen. „Nein, ich will nicht mehr! Das macht keinen Spaß!"
Tony und Jen wechselten einen Blick. „Sollten wir nachschauen was da los ist?", fragte Tony leise. Jen schüttelte den Kopf. „Wir tun so als hätten wir nichts gehört."
„Ihr braucht gar nicht so tun, als hättet ihr mich nicht gehört!", rief Medusa.
Jen seufzte. „Wir kommen ja schon, aber bitte hör auf zu schreien."

Medusa 3-Die Fallon GrabstätteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt