Sie fand Fynn in der Bibliothek, wo er auf dem Boden saß, ein Buch aufgeschlagen in den Händen.
„Alles in Ordnung?", fragte sie vorsichtig und beobachtete wie Fynn seine Hand über die vergilbte Seite gleiten ließ.
Er nickte. „Ja"
„Bist du dir sicher?"
Fynn hielt inne. „Ja, ich bin mir sicher.", sagte er entschlossen, „Das hier ist wichtig. Wir brauchen diese Seite." Cassandra setzte sich neben ihn. „Ich meine nur, noch vor ein paar Tagen hast du dich so stark vor deiner Magie gefürchtet. Es verwundert mich etwas, dass du nun so motiviert an die Sache herangehst. Das mit dem Schutzzauber war ja auch nicht gerade wenig Magie."
Fynn sah ihr entschlossen in die Augen. „Ich hatte Angst davor so zu werden wie der Häuptling und, dass ich die Kontrolle verliere und Menschen verletze. Natürlich habe ich noch etwas Angst vor meiner Magie und was ich alles mi ihr machen kann.", sagte er, „Aber die muss ich nicht haben. Als ich den Schutzzauber erschaffen habe, wusste ich es. Ich wusste, dass ich keine Angst haben brauche."
Er ließ seine Hand wieder über die Seite gleiten. Langsam wurden die Buchstaben wieder leserlich. „Ich habe endlich das Gefühl, dass meine Magie wieder zu mir gehört, dass sie wieder ein Teil von mir ist."
„Du hast deine Angst überwunden.", murmelte Cassandra.
Fynn legte den Kopf schief. „Wie gesagt, nicht vollständig. Du-Ihr wart in Gefahr.", sagte er, „Ich musste etwas tun. Da ist mir klar geworden, dass ich nie so werden kann wie der Häuptling. Ich habe mich daran erinnert, was bei Picket passiert ist."
Er schluckte. „Dort habe ich die Kontrolle verloren, aber Jen war da, um mich zurück zu holen. Und das ist das, was mir die Angst nimmt. Ich weiß, dass ihr da seid." Er sah auf. Inzwischen war die Seite wieder vollständig zu lesen. „Ihr seid mein Anker.", sagte er und lächelte, „Und ich werde alles tun, um euch zu beschützen, auch, wenn das heißt gegen einen vollkommen Irren Feenhäuptling zu kämpfen."
Cassandra lächelte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich bin so stolz auf dich.", meinte sie. Fynn erwiderte ihr Lächeln und wandte sich dann wieder dem Buch zu. „Hoffen wir einfach mal, dass hier auch etwas über die echte Gestalt von Blaze steht.", sagte er und überflog die Seite. Cassandra warf einen Blick über seine Schulter. „Was steht da?", fragte sie neugierig.
Fynn runzelte die Stirn und klappte dann das Buch zu. „Wir sollten das mit den anderen besprechen.", sagte er und stand auf.Nur wenig später standen die beiden wieder im Missionsraum. Fynn schwenkte das Buch in der Luft. „Ich habe es gefunden.", sagte er und schlug es wieder auf. „Anscheinend erscheint Blazes wahre Gestalt, wenn er über genug Magie verfügt."
Jen sah von Fynn zu Blaze, der Fynn mit großen Augen anschaute. „Der Kleine sieht mir nicht gerade danach aus, als hätte er viel Magie in sich."
Fynn legte den Kopf schief. „Hier steht auch, dass er diese Magie nicht von allein aufbringen kann. Eine Fee muss ihm seine Kräfte sozusagen leihen."
Jen starrte ich sprachlos an. „Aber du willst das doch nicht machen, oder?", fragte sie.
„Doch", entgegnete Fynn, „Genau das werde ich tun. Mir bleibt keine andere Wahl, oder siehst du hier noch eine Fee?"
Jen knetete unruhig ihre Hände. „Können wir nicht Mara oder Häuptling Theros fragen?"
„Diese Yvaine hat doch gesagt, dass ein junger Mann mit blauen Flügeln die nötige Kraft aufbringen kann. Das ist ganz klar Fynn.", mischte sich Medusa ein, „Er kann das Jen."
„Das stimmt.", sagte Cassandra, „Ich weiß, was er kann. Seine Magie wird ausreichen, da bin ich mir sicher."
„Ich weiß auch, was er kann.", murmelte Jen leise.
Fynn seufzte. „Jen, was damals bei Picket passiert ist, wird sich nicht wiederholen. Ich weiß wie ich mit meinen Kräften umgehe und ich weiß, wie ich sie kontrolliere. Du hast es doch gesehen. Ich habe den Sandsturm abgewehrt."
Jen wiegte leicht den Kopf hin und her. „Ich mache mir doch nur Sorgen.", sagte sie leise.
Fynn ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich kann das.", entgegnete er entschlossen.
Noa faltete die Hände auf der Tischplatte. „Alles schön und gut, aber wie leihst du Blaze deine Kräfte? Steht das auch in diesem Buch?"
Fynn schüttelte den Kopf. „Da steht nichts von."
Noa stöhnte auf. „Na toll, und jetzt?"
„Ich habe nur gesagt, dass hier nichts davon steht und nicht, dass ich keine Idee habe, wie wir das anstellen können."Noa lehnte sich interessiert etwas vor. „Und wie?"
Fynn schaute zu Cassandra, die ihn ebenso neugierig anschaute. „Du erinnerst du dich noch, als wir auf dem Friedhof gegen Medusas Schwester gekämpft haben und dann in dieser Art magischen Käfig gefangen waren, oder?"
Cassandra nickte. „Wie könnte ich das vergessen? Und du meinst, dass das auch mit Blaze und dir funktioniert?"
Fynn legte den Kopf schief. „Vielleicht nicht genau so, aber eine abgewandelte Form des Zaubers müsste funktionieren. Ich müsste nur in Blazes Nähe sein und darf den magischen Kreis nicht verlassen."
„Klingt logisch.", meldete sich Medusa zu Wort, „Aber wie sperren wir den Häuptling dann wieder ein?" Sie schaute zu Blaze. „Macht der Kleine das dann von ganz allein?"
„Ich hoffe es mal.", meinte Fynn, „Er braucht einfach nur seine echte Gestalt."
„Die dann bitte wie aussieht?", harkte Jen nach.
Fynn zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, das werden wir dann schon sehen."
Tony, der der ganzen Unterhaltung still beigewohnt hatte, lehnte sich etwas vor. „Und was unternehmen wir gegen die ganzen Menschen, die den Häuptling gesehen haben und dann wahrscheinlich auch einen echten Drachen zu Gesicht bekommen? Gibt da irgendeinen Zauber, der sie das vergessen lässt?"
Nun waren wieder alle Blicke auf Fynn gerichtet, der sich sichtlich unwohl dabei fühlte.
„Das wäre etwas, was nur eine Traumwandlerin kann.", meinte er, „Aber wir können nicht warten bis Mara hier auftaucht. Und ich bezweifle, dass sie eine ganze Stadt das vergessen lassen kann, geschweige denn die ganzen Leute, die die Übertragung gesehen haben."
„Und was machen wir dann?", fragte Tony.
„Wir könnten sagen, dass das ganze nur eine riesige Show war, um einen neuen Kinofilm anzupreisen oder so.", schlug Medusa vor. Jen warf ihr einen genervten Blick zu. „Ernsthafte Vorschläge bitte."
Medusa schnappte nach Luft. „Das war ein ernstgemeinter Vorschlag. Heutzutage ist sehr viel mit Spezialeffekten möglich. Wir müssen die Menschen einfach nur überzeugen, dass alles gespielt war und, dass zum Beispiel der Mann, der gestorben ist, ein Statist war. Das muss doch irgendwie möglich sein."
„Wir haben keine andere Möglichkeit.", gab Noa zu bedenken, „Medusas Idee ist gar nicht so schlecht. Zumindest die Menschen, die die Übertragung vor dem Fernsehen gesehen haben, können wir damit bestimmt leicht überzeugen. Bei den Menschen in der Stadt dauert es bestimmt etwas länger, schließlich stellt der Häuptling wer weiß was mit ihnen an."
Cassandra hob die Hände. „Ein Problem nach dem anderen. Wir wissen nicht welche Ausmaße das Ganze noch annehmen wird. Wenn das alles vorbei ist, können wir die Geschichte ganz genau darauf abstimmen. Lasst uns den Häuptling erstmal besiegen und dann schauen wir weiter. Ich schlage vor, dass Fynn und ich uns mit dem Ritual auseinandersetzen und ihr anderen euch auch soweit vorbereitet. Wir müssen so schnell wie möglich handeln."****
Mara hatte die Beine überschlagen und schaute ungeduldig auf ihre Armbanduhr. Um sie herum wuselten dutzende Menschen umher, die große Koffer hinter sich herzogen. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Sie zog es aus ihrer Jackentasche und warf einen Blick auf das Display.
„Medusa?"
„Nein nicht Medusa.", erklang Jens Stimme aus dem Telefon, „Mein Handy ist kaputt, also habe ich mir Medusas ausgeliehen."
„Das erklärt warum ich dich nicht erreicht habe.", erwiderte Mara und warf einen Blick auf die große Anzeigetafel.
„Was gibt's? Habt ihr den Irren schon beseitigt?"
Jen seufzte. „Wir arbeiten dran.", sagte sie dann, „An sich haben wir schon einen guten Plan, aber es hapert an den Einzelheiten."
Mara hob interessierte eine Augenbraue. „Die da wären?"
„Der Rat wird eine Erklärung im Fernsehen schalten, die erklärt, dass sich es sich bei dem Auftritt des Häuptlings um eine reine Werbeaktion handelte, aber die Menschen vor Ort können wir wohl schlecht davon überzeugen."
Mara wickelte sich eine schwarze Haarsträhne um den Finger. „Das ist wohl wahr."
„Deswegen rufe ich an. Wir brauchen deine Hilfe."
Mara lachte auf. „Jen, das war mir schon längst klar. Was glaubst du wo ich gerade bin? Ich sitze hier am Flughafen und warte darauf, dass mein verdammter Flieger endlich geht. Wenn das weiterhin noch so lange dauert, fliege ich selbst, da ist mir auch die klirrende Kälte da oben egal."
Jen atmete erleichtert auf. „Danke Mara."
Mara winkte ab. „Ich weiß doch, dass ihr es nicht ohne mich hinbekommt. Das habt ihr noch nie. Ich bin in einigen Stunden da. Fangt schonmal an. Ich stoße dann dazu."
Mit diesen Worten legte sie auf.
Ich kann nicht glauben, dass das Buch bald beendet ist...
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Medusa 3-Die Fallon Grabstätte
Fantastik*abgeschlossen/ unüberarbeitet „Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist gelb." Noa verdrehte die Augen. „Sand?" Medusa stöhnte auf. „Ich verstehe immer noch nicht, warum wir diese blöde Patrouille überhaupt machen. Musst du nachschauen, ob noc...