34.🐳

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Mein Blick blieb gegenüber den anderen blieb kalt. Dass Mike wegrennen würde, hatte ich jedoch nicht erwartet, allerdings fingen jetzt die anderen an umso lauter zu werden. Sie hatten einen neuen Grund gefunden mich anzugreifen. Ihre Beleidigungen wurden kurz darauf schließlich immer härter, die Drohungen immer schlimmer und die Vorwürfe immer mehr. Die Situation drohte dabei zu eskalieren. Stück für Stück schien es sogar so, als würden sie langsam aber sicher immer näher kommen und ich könnte nichts dagegen tun. Die gewisse Enge breitete sich wieder aus, der Lärm hallte in meinen Ohren und die Luft würde von einem zum anderen plötzlich so stickig. Mir wurde schwindelig und ich wollte die Verfassung nicht verlieren, jedoch machte mir der Moment auf einmal so viel zu schaffen. Leute fingen an zu schreien, dass es alles meine Schuld war und ich sterben sollte. Aber ich konnte nichts dagegen sagen. Ein Kloß in meinem Hals brachte mich vom Reden ab und mir war plötzlich alles anderes als gut. Das Selbstvertrauen und den Adrenalin, den ich wenige Sekunden davor verspürt hatte, war wie weggefegt. Ich wollte mich wehren und etwas sagen, aber es kamen nur stotternde Wörter vereinzelnd aus meinem Mund heraus, wenn ich versuchte zu sprechen.

"I-ich w-wollte....Doch n-nicht...dass Mike w-eint..." flüsterte ich unverständlich und ein kalter Schauer überkam meinen Rücken. Wie ein armseliger Streuner stand ich hoffnungslos und verängstigt vor der Meute. Die Masse Schnitt mir förmlich die Kehle vor meinen eigenen Augen zu.

Ein letzter fehlender & trauriger Blick zu Jimin innerhalb der aufgebrachten Leute und ich konnte sehen, wie abwertend er mich ansah. Unter all den Menschen wirkte er am meisten enttäuscht von mir. Den Blick dabei senkte er auf mich herab, als sei ich wertlos. So kalt, distanziert und unantastbar sah er mich von den Leuten aus an.Als hätte er mit mir nie zu tun gehabt. Während also die anderen eher immer weiter auf mich zu gingen, blieb er hingegen stehen. Mehrere schritten schon vor ihn und wodurch sein Gesicht schwer zu erkennen war. Doch ich sah, wenn ich mich trotz der aufkommenden Tränen anstrengte, wie er mich noch ein letztes Mal wortlos ansah und mein verzweifeltes Ich bevor er zum Umdrehen setzte und ebenfalls gehen wollte. Sein Ziel war es, mich der Meute zu überlassen.

Doch so panisch wie ich war, rief ich ihm hinterher. So gut ich konnte ließ ich noch mit aller Kraft, die mir in meinem Lungen geblieben war meine Stimme ertönen, indem ich lauter als jeder andere schrie.
"Jimin Nein! Geh nicht! Du verstehst das alles falsch!" Flehte ich verzweifelt und Tränen von purer Verzweiflung sammelten sich in meinen Augenwinkeln. Fast unmöglich fiel es mir meinen Frust noch weiter zurück zu halten. Ich versuchte noch in all dem Chaos meine Hand nach ihm auszustrecken, obwohl dies nutzlos war. Allerdings blieb Jimin nicht stehen. Er hatte mir den Rücken zugekehrt. Man konnte unter all den Schülern nur schwer seine dunkelblaue Jeansjacke und den blonden Pony mitverfolgen, bevor er irgendwo unter den Menschenmasen verschwand und mich verließ.

Tränenunterlaufen schluchzte ich auf und viel zu Boden. Ich kniete mich hin, weil mich sämtliche Kraft verlassen hatte. Mit den Jeans landete ich natürlich auf dem dreckigen Straßenboden, was die anderen zum Lachen brachte.

"Bitte nicht du auch noch..." wisperte ich jedoch für mich selbst, sodass nur ich meine worte der Trauer hören konnte. Erst jetzt wurde mir der richtige Schmerz bewusst, dass meine Freunde mich verlassen hatten. Mein eigener bester Freund verschwand hier und jetzt, obwohl er mir damals versprochen hatte für immer zusammen zu bleiben. Er sagte, dass er immer für mich da wäre. Sogar in den schlimmsten Zeiten. Er und ich gegen der Rest der Welt. Das waren seine Worte. Doch nun schien alles komplett verdreht.

Zitternd sah ich ihm also hinterher, bevor meine Aufmerksamkeit wie im Schlag wieder zurück zu der Masse kehrte. Schon von weitem rannten nämlich die ersten Oberstufenschülern mit Messer auf mich zu. Man sah wie die Klingen ein wenig im Licht der schwachen Sonne aufblitzen.
Angst kam in mir daraufhin auf, während Tränen, eine nach der andere meine heißen Wangen hinunter kullerten. Mir war kalt, doch mein Herz pumpte immer schneller.

Die würden mich töten, dachte ich mir. Die würden mich abstechen, hallte es durch meinen Kopf. Grundlos bringen sie mich um, brüllte eine Stimme pausenlos in meinem Kopf.

Sie kamen immer näher. Schritt für Schritt rannten sie auf mich zu, ihr Geschrei wurde dabei immer lauter. Wie bei einer Schlacht um Leben & Tod. Belustige Zuschauer am Rand jubelten ihnen dabei noch zu und klatschen aufgrund dem Theaterstück, was sich ihnen bot. Andere schrien laut, dass es zu weit ginge und dann gab es noch welche die kontinuierlich weiterhin mein Haus mit bunter Farbe bewarfen.
Alles war insgesamt außer Kontrolle geraten. Es gab also nichts mehr, was das Chaos gerade rücken konnte. Das war mir bewusst.

Und ich saß dennoch einfach verheult auf dem dreckigen Boden meiner Einfahrt, sah den großen Schülern mit den Baseballcapen dabei zu, wie sie Wut entbrannt mit Messer auf mich zu kamen. Einer nach dem anderen. Doch meine Gedanken kreisten gerade wo komplett anders umher. Ich dachte darüber nach, wie es weitergehen würde. Wie meine Zukunft hiernach enden könnte. Wie es mit mir weitergehen würde, wenn ich das durchstanden hätte. Denn ich wusste, dass ich nicht aufgeben würde. Dass ich mich nicht von solchen Menschen unterdrücken lassen, sondern dagegen kämpfen würde. Dass ich diese Schlacht, komme was wolle, gewinnen werden würde.

Das wäre mein Ende.

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Felou

Bluewhalechallenge✔ °vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt