69.🐳

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"D-du lügst. D-das kann nicht sein." Stotterte ich ungläubig. Der Speichel in meinem Mund löste sich auf und meine Kehle fühlte sich so trocken an.
" Jungkook, ich Lüge wirklich nicht. Ich meine es ernst. Ich habe nicht mal einen Grund zu lügen." Gestand Liam auf der andere Seite der Verbindung.

Ein Messer, nein ein Dolch, ein Blitz ein Speer stoch zugleich durch mein Herz.

" Nein, du verstehst es nicht!" Schrie ich ihn aufgebracht an. Allein, dass er Taehyung, die Person, die immer an meiner Seite war, beschuldigte machte mich dermaßen aggressiv, dass ich mich kaum zusammen reißen konnte. Wie konnte er sowas überhaupt nur behaupten? Wusste er überhaupt welche Sorgen er mir mit solchen Wörtern bereitete? " Das kann nicht sein! Taehyung ist mein Freund! Er würde mir niemals weh tun. Du weißt gar nichts!" Knirschte ich mit den Zähnen. Dass ich nun lauter wurde und mich Taehyung Im Nebenzimmer eventuell hörte, war mir nun auch herzlich egal.

Taehyung war immerhin so kitschig es auch klang für mich so wichtig geworden. In der schwierigsten Phase meines Lebens war er für mich da und hatte mich immer unterstützt. Er war derjenige wieso ich es überhaupt schaffte mit einem Lächeln aufzustehen und ohne Bedenken in die Schule zu besuchen. Ohne ihn wäre ich schließlich schon längst ein Wrack. Seit Taehyung nämlich an unsere Schule gekommen war, war er mein ganzer Halt geworden. Er hielt mich praktisch eine Zeit lang am Leben. Schließlich war er so wichtig für mich geworden. Selbst in der dunklen Zeit, wo mich alle verlassen hatte, war er geblieben. Immerhin haben sich meine Eltern wegen einem Unfall schon früh von der Welt verabschiedet und meine Freunde und selbst Jimin waren für eine kurze Spanne alle gegen mich.

Wen hatte ich dann also noch? Bis auf Taehyung gab es da niemanden.
Darüber hinaus war er die Quelle meines Selbstbewusstseins geworden und schenkte mir immer Kraft. Also wieso sollte er sowas tun? Er hatte keinen Grund dazu.

Zu dem war er doch selbst immer dabei gewesen, wenn V mir Nachrichten schrieb und die Stimme an jenem Tag passte einfach nicht zu dem Braunhaarigen. Besonders der Charakter nicht.

" Jungkook, jetzt beruhig dich bitte. Mag sein, dass dieser Taehyung dein Freund ist, aber die Chats lügen nicht! Woher sonst sollte ich diesen Namen sonst kennen, huh? Erklär mir das." Teilte mir Liam am Telefon mit. Das alles klang jedoch so absurd, dass ich kaum richtig mithören konnte. Alle drehte sich nur noch darum, wie er sagte, dass V ausgerechnet Kim Taehyung war. Nein...vielleicht war es auch ein anderer Kim Taehyung? Das kann nicht sein...es muss ein anderer mit dem selben Namen gewesen sein.

" Außerdem habe ich nach diesem Namen gegooglt und das Bild von genau der Person, die damals meinen Bruder überfahren hatte, passt zum Bild. Es ist die ein und dieselbe Person! Vertrau mir doch, bitte..." flehte der Schwarzhaarige. Er klang bedrückt, doch ich antwortete ihm nicht.

Stattdessen musste ich noch seine Worte tief in mir verdauen. Ich war nämlich hin und weg gerissen. Zum einen, weil Liam wirklich der letzte war, der einen Grund zum Lügen hatte und zum anderen, weil ich nicht wahr haben wollte, dass Taehyung V war.

Es spalteten sich Logik, Vernunft und Herz in meinem Kopf. Es ergab alles einfach keinen Sinn.

Tränen stiegen in mir hoch, wenn ich daran dachte, dass er V sein konnte. Es war unmöglich. Er konnte es nicht sein. Er durfte einfach nicht V sein. Allein die Vorstellung davon passte nicht in meinen Kopf. Taehyungs nettes Lächeln und das Grinsen dieses Irren konnten nicht dasselbe sein.

Ich meine wie sollte das überhaupt funktionieren? Ich musste über Liams Vorwurf verzweifelt anfangen zu lachen.

" L-liam, bitte....n-nein...Nein er ist es nicht..." winselte ich. Das alles überforderte mich und beschwerte mir eine unangenehme Gänsehaut. " Okay, warte Jungkook. Ich habe einen Vorschlag. Wie wär's wenn ich jetzt einfach morgen zu dir nach Seoul komme? Gemeinsam regeln wir den Rest schon und klären das. Du zeigst mir dann diesen angeblichen Taehyung und ich sag dir, ob er es ist." Versuchte Liam auf mich einzusprechen. Er klang gefasster als ich und sanft.

Ich hingegen war momentan ein Nervenbündel in Person. In mir verkrampfte sich währenddessen alles und ich brauchte einen Moment, um klar zu kommen.

" O-okay...a-aber er ist es definitiv nicht...Du irrst dich..." stimmte ich letztlich zu, obwohl mir unwohl bei dem Gedanken war. Schließlich verdächtigte Liam nach wie vor meinen Freund. " A-aber falls deine Theorie stimmt dann gibt es ein Problem..." fügte ich noch bitterlich hinzu. Mir kam ungewollt eine Träne nach der anderen hoch und meine Sicht wurde glasig.

Mir wurde ein Dolch mehrfach in den Rücken gerammt und dennoch fühlte es sich an als würde ich mich am Rand einer Klippe mit einer Hand und verkrampften Finger fest klammern.

" Was ist es? Sag es ruhig." Meinte Liam sogleich. Nun war er wesentlich besorgter. " I-ich b-bin gerade bei Taehyung zu Hause..." wisperte ich nur, während meine hitzigen Wangen anfingen wie wild zu glühen. Meine Stimme war so leise, dass sie kaum zu hören war. "Taehyung ist mein Freund, Liam....e-er ist wirklich mein Freund...d-die Tage waren so verdammt schwer...das alles hier. Die Verletzung, die Prügeleien, m-mein Rücken, der Hass der anderen, i-ich kann das nicht mehr...ich habe so Angst...i-ixh fühle mich so allein..bitte Taehyung ist mein Freu-freund.."

" Jungkook, jungkook beruhige dich. Du hast gerade eine Panikattacke. Ich weiß es ist schwer und die Wochen, die du das nun mit dem Spiel erträgst machen dich psychisch und physisch kaputt, aber du bist stark!" Redete mir Liam ein, während ich merkte wie mir das Blut in den Adern gefror und mein Herz immer langsamer pumpte.

"Hör zu Jungkook, du hast es bis hierher geschafft und du wirst das hier auch überstehen! Danach wird alles gut. Ich bin da ich werde dir helfen!" Rief mir Liam am anderen Ende der Leitung zu, doch ich konnte seine Stimme noch kaum richtig wahrnehmen. Sie rückte immer weiter in den Hintergrund.

Stattdessen spürte ich wie mein Körper unaufhörlich begann zu zittern und meine Beine zusammen sacken wodurch ich weinerlich auf den Knien zu Boden kam. " D-das ist der reinste H-horror...i-ich will, dass das hier aufhört..." weinte ich wie ein kleines Kind auf den kalten Fliesen des Badezimmers.

" Jungkook, ich weiß, aber bitte gib jetzt nicht auf. Du hast so viel durch gemacht...Dabei bist du so jung...es tut mir so leid."

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Felou

Bluewhalechallenge✔ °vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt