Kapitel 49

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»Flynt?«, rief es plötzlich von draußen und Ryan stieß mich mal wieder von sich. Erschrocken starrte ich ihn an. Er war zwar nicht grob, aber er hatte mich eindeutig erschreckt. Das verletzte mich. Es hieß, dass niemand mitbekommen sollte, dass zwischen uns etwas lief und das lag sicher nicht nur an Zac, der von draußen seinen Namen rief, sondern am Allgemeinen. »Es tut mir leid«, murmelte er noch schnell in meine Richtung und nahm viel mehr Abstand, wie mir eigentlich lieb war. Schön, dass er sich dafür entschuldigte, weil er mir den Kopf verdrehte, aber es brachte rein gar nichts. Wenn ich es nicht machte, dann kam er zu mir an und suchte meine Nähe, obwohl er mich eigentlich gar nicht haben wollte. Oder doch?

»Was macht ihr da drin? Ich weiß, dass Lila bei dir ist.« Er benutzte meinen eigentlichen Rufnamen, was mich wunderte, denn nur Ryan tat das in New York. Die anderen riefen mich mit meinem Zweitnamen. Möglicherweise sprach ja Flynt sogar über mich und er machte es deswegen. »Nichts«, kam auf der Stelle etwas lauter aus Ryans Mund und er öffnete das Zelt, indem er seinen Kopf herausstreckte. Mira stand neben ihm. Sie starrte mich merkwürdig an und ich wusste auch weswegen.

Ihr war klar, dass ich in ihn verknallt war und wollte nicht, dass ich Gefühle für ihn hegte, weil er mich verletzte, deswegen pulverte sie: »Ich hoffe, dass du deine schmierigen Griffel von meiner Freundin gelassen hast.« Oh. Wenn sie wüsste. »Natürlich. Was glaubst denn du?«, log Ryan gekonnt und ich schaute mich nebenbei im Zelt um, damit sie mein gerötetes Gesicht nicht sehen konnte. Jedoch bemerkte ich, dass sie und Zac nahe beieinanderstanden. Die beiden hielten zwar nicht Händchen, aber man sah, dass sie die Nähe zueinander regelrecht suchten. Warum kann es zwischen Ryan und mir nicht auch so sein? Sie wären so ein süßes Paar, obwohl sie noch immer keine Beziehung hatten. Jedoch dauerte das mit Sicherheit nicht lange. Das wollte ich auch. Mit Ryan. Doch es war hoffnungslos und blieb wahrscheinlich bloß ein Traum. Das brachte meine Laune schon wieder in den Keller.

Ohne etwas zu sagen lief ich geradewegs auf Mira zu, schnappte mir ihre Tasche und holte die Flasche Whisky heraus. Das war doch alles total verwirrend die Sache mit Ryan. Wie lange wird dieses Hin und Her noch gehen? Wie lange werde ich das aushalten und es mit mir machen lassen? Ein Schluck von diesem braunen Zeug und es ging mit wieder etwas besser. Vielleicht brauchte ich einen kleinen Schwips um diesen Tag zu überstehen. Auf Anhieb starrte mich alle drei an, als ich die Flasche wieder absetzte. Ich hingegen atmete tief ein und verkniff mir ein Schütteln durch den Alkohol. »Ryan! Ich bring dich um, wenn du mit ihren Gefühlen spielst!«, nahm ich nebenbei wahr und dachte vom Glauben abzufallen. Wie offensichtlich wollte sie es denn noch machen? Muss sie das sagen? Zwar hatte sie recht, aber das war nicht der passende Zeitpunkt um ihm die Leviten zu lesen. Vor allem nicht vor Zac.

»Mira!«, rief ich genervt aus. Somit machte sie die Sache in diesem Moment nicht besser. »Keine Angst. Das tue ich schon nicht.« Flynts Stimme klang hart und schlagartig abwesend. Er würdigte mich keines Blickes mehr. Prima. Das hätte er nicht hören sollen. Das einzige was noch schnell aus seinem Mund kam war: »Trink nicht so viel. Nicht, dass du in den Massen untergehst und vielleicht noch totgetrampelt wirst« und ich sah mich augenblicklich um. Das war auf jeden Fall möglich. »Es wäre schade um Mira. Dann hätte sie eine Freundin weniger«, murrte er noch. Plötzlich war die Aufmerksamkeit seinerseits auf die Leute in seiner Umgebung geheftet. Ich schluckte schwer. Ist das nun immer so? »Arschloch«, zischte ich. Wäre wenigstens toll gewesen, hätte er sich um mich Gedanken gemacht und nicht um seine Schwester und ihre Freundinnen. Auf dieses dumme Gequatsche hatte ich schon wieder keinen Bock. Soll er doch machen, was er will.

Seufzend band ich den Knoten meines Oberteiles erneut. Nun zog ich ihn genau unter meiner Brust zu. So hoch es ging. Den Ausschnitt zupfte ich extra weit herunter. Eigentlich hätte ich es gleich ausziehen können. Ich zeigte so viel Haut, da war der Fetzen glatt überflüssig. Als ich jedoch unentdeckt zur Seite schaute, sah ich, dass Flynt jeder meiner Regungen beobachtete. Gut so. Er sollte sehen, was ihm entging. Mira und Zac hingegen sprachen leise miteinander. Durch die Lautstärke der Menschen hätte man sowieso nichts verstanden. Allerdings wusste ich, dass sie sich sicher über uns unterhielten.

Perfect Disaster I - Ein Arschloch zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt