Kapitel 26

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Ich stolperte nicht und das war gut, sonst hätte ich mich wahrscheinlich total zum Affen gemacht. Nun musste ich auch noch zu diesem Volltrottel. Das wurmte mich extrem, aber ich war es doch; Lila. Ich schaffe das. Es schien, als starrten mich alle an, denn bisher blieb ich nur hinter den Tresen stehen und bediente die Leute von dort, was eigentlich nicht wirklich schlimm war. Obwohl ich langsam müde wurde, versuchte ich so normal wie möglich zu bleiben, trotz der Klamotten natürlich, was ziemlich schwerfiel.

Ich begrüßte alle am Tisch, als ich dort ankam und stellte das Tablett ab, ohne es wieder mitzunehmen. Eigentlich wollte ich so schnell wie möglich an meinen eigentlichen Platz, wurde aber prompt zurückgepfiffen. Bevor ich mich erneut herumdrehte, rollte ich mit den Augen. Ich war gespannt, was nun kam. Fragend hob ich die Augenbrauen und starrte den Schwarzhaarigen normal gebauten Typen vor mir an. Er war ungefähr Anfang dreißig und klopfte neben sich. »Dir müssen doch die Füße wehtun, willst du dich nicht etwas setzen?« Die anderen am Tisch lachten, außer ein Paar, was sich bald bestieg und sich gegenseitig die Zungen in den Hals steckten.

Eigentlich wollte ich zum wiederholten Male die Flucht ergreifen, wurde aber festgehalten. »Wenn ich dir sage, dass du dich zu mir setzt, dann wirst du das tun, verstanden?«, knurrte er augenblicklich, sprach danach aber etwas freundlicher, doch arrogant: »Weißt du wer ich bin?« Gut, dann sollte ich mich wohl neben ihn setzten und tat es auch zugleich. »Bella hat mir erzählt, wer du bist!« und ich bemerke, dass sie untertrieb. Er war ein Stück Scheiße. Keine Ahnung, ob ich ihn überhaupt duzen durfte, tat es aber trotzdem. So wie das schien, gab es auch kein Problem damit.

Er schnappte sich lediglich ein Glas und noch eines. Das zweite drückte er mir schließlich in die Hand. »Trink!« befahl er und ich tat es, ohne zu zögern. Es war besser das so zu ertragen, als nüchtern. »Woher kommst du, wollte er wissen?« Ich unterdrückte das Gefühl die Augen zu verdrehen. »Aus Deutschland«, erwiderte ich mit starker Stimme. »Man sagt, dass die europäischen Frauen ziemlich... freizügig sind.« Ach so? Glaubt er das? Ich konnte mir schon denken, was er genau darunter verstand. Am liebsten hätte ich noch einen Schnaps getrunken. »Hier trink noch einen«, bot er mir an, als hätte er meinen Blick auf die Gläser bemerkt. Zugleich kippte ich mir noch einen herunter.

Bella beobachtete mich bloß von der anderen Seite hinter der Bar. Sie sah nicht glücklich aus und ich war es definitiv auch nicht. »Dein erster Abend hier, stimmt's? Auch wenn Katy den Laden gut führt, bin ich hier der Chef und ich erfahre auch von neuen Angestellten. Wie findest du es hier?« Ganz okay, bevor du Arschloch aufgetaucht bist, dachte ich. »Es ist... gewöhnungsbedürftig. Ich war noch nie in so einem Laden. Bis jetzt läuft alles gut.«

Er lächelte arrogant und schürzte die Lippen. »Das freut mich. Man tut was man kann.« Er wahrscheinlich nichts, sondern andere und er soff sich sicher nur die Birne ständig zu. Unvermittelt löste er einen Knopf am Kragen seines Hemdes und legte im Anschluss seine Hand auf meinen nackten Schenkel. Prompt schaute ich zu Bella, die mit dem Kopf schüttelte, so als solle ich es tolerieren. Ich dachte an eine Wohnung. An das Geld. Ich brauchte es und an meine tote Schwester und versuchte mir dort Stärke zu holen.

Tapfer reckte ich das Kinn hervor, sah ihm in die braunen Augen und schob seine Finger von mir herunter. Mein Grinsen war nicht echt und so etwas mochte ich eigentlich gar nicht. Ich war je her jemand der nicht mit sich spielen ließ, aber was sollte ich machen? »Ich weiß ja nicht, was du über uns gehört hast, aber wir sind nicht so und ich erst recht nicht.« Nach meinen Worten lachte er leise und nickte zu Bella. »Weißt du was sie verdient?« Ich schüttelte mit dem Kopf. »Viel viel weniger als du könntest, wenn du mir etwas entgegenkommst.« Ist das ein Scherz? Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte ihm das ganze Tablett über den Schädel gehauen. Sehr amüsant die Vorstellung, doch ich beherrschte mich dennoch.

Perfect Disaster I - Ein Arschloch zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt