Kapitel 13

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Sofort riss ich mir die Hand vor den Mund, um meinen ohrenbetäubenden Schrei zu unterdrücken. Verdammte Kacke. Das war gar nicht gut. Überhaupt nicht. Mein Körper zitterte und meine Lippe bebte. Verbissen hielt ich krampfhaft das Laken in der Hand. So sollte das nicht sein. Nein. Ich durfte so etwas nicht träumen. Das machte mich immer so fertig. Meine Wangen waren feucht und immer wieder versuchte ich innerlich auf den Boden zu kommen. Es war ein Traum. Nur ein verfickter Traum.

Augenblicklich klopfte es stürmisch gegen meine Tür. Es war Joel der fragte: »Ist alles in Ordnung mit dir?« Auch das noch. Niemand musste wissen, dass mir diese Träume extrem an die Nieren gingen und mich innerlich auffraßen. »Ja. Ja. Da war... nur eine Spinne«, gab ich zurück, obwohl das Blödsinn war. Allerdings brauchte ich eine Ausrede und das war das was mir auf die Schnelle einfiel.

»Sicher? Das klang eher, als würdest du abgestochen werden«, versuchte er etwas aus mir herauszukriegen, aber das machte mich nicht froh, sondern zog mich noch mehr herunter. Somit wusste ich mal wieder, dass man mich hörte und dass ich nicht gerade leise sein konnte. Es war nicht nur beschämend, sondern auch grauenhaft für mich, denn es versetzte mich wieder an diesen Tag vor drei Jahren zurück; entkräftete meinen Körper und zerstörte meine Seele immer ein Stückchen mehr, dabei war es noch früh am Morgen, die Sonne war noch nicht zum Vorschein gekommen und mit dem Blick auf die Wanduhr sah ich, dass es erst sechs Uhr morgens war. »Ist alles in Ordnung«, rief ich in Richtung Tür und »Alles okay!«, flüsterte ich hinterher. »Wenn du jemand zum Reden brauchst... Ich weiß, dass wir uns nicht kennen, aber ich bin ein guter Zuhörer.«

Auch das noch. Ich band niemandem meine Probleme aufs Kreuz und das war auch gut so. Das Mitleid der anderen konnte ich nicht ertragen, weil es an meiner Situation sowieso nichts änderte und mir mal wieder zeigte, dass es viel schlimmer war, als ich zu gab. Trotzdem konnte ich Joel nicht vor den Kopf stoßen. Das wäre falsch gewesen. »Ja. Ist gut«, antwortete ich trotz dessen und im Anschluss hörte ich ihn auch schon wieder weggehen. Er schien noch etwas zu murmeln, was ich nicht verstand.

Verstört schnappte ich mir meine Cola, die neben dem Bett stand und trank mich erst einmal munter. Der Schock stand mir wieder regelrecht im Gesicht, als ich mich selbst im Spiegel am Schrank erblickte. Scheiße. Aufgerissene Augen. Blasse Haut. Verzerrte Gesichtszüge. Sowie meine Mutter bei dem Unfall aussah. Normalerweise igelte ich mich dann immer ein oder... Ich suchte in meinem Rucksack nach meiner Dose Tabletten. Trimipramin stand darauf. Davon hatte ich ziemlich viele noch, weil ich sie nicht regelmäßig nehmen wollte. Ich versuchte immer wenig solche Pillen zu schlucken, weil man dabei ständig neben der Spur stand, aber ich war in ein paar wenigen Stunden mit Luke verabredet. Entweder sagte ich ab oder... Ich schlang schnell zwei herunter.

Ich durfte nicht absagen. Irgendwie wollte ich ihn sehen. Er war echt nett und süß und ich kam durch ihn raus; wurde abgelenkt. Immerhin brauchte ich Infos zu meiner Umgebung. Er war wirklich in Ordnung und der einzige, der es mir anbot. Freunde brauchte man ebenso. Wenn ich das Treffen cancelte, dann wäre ich sicher den ganzen Tag in diesem Zimmer, außerdem machte ich immer das, was ich sagte. Also war klar, was ich tun musste. Ich schaffe das schon.

Mit wackeligen Beinen stand ich schließlich auf und lief direkt ins Badezimmer um mich zu duschen und soweit fertig zu machen. Unbedingt musste ich den Nachtschweiß von meinem Körper bekommen, was zum Glück einigermaßen klappte. Danach band ich meine Haare flink in einen Pferdeschwanz und klaute mir etwas Wimperntusche und Lidschatten von Amy. Sonst sah man mir sofort an, dass es mir nicht gut ging. Sie bemerkte es mit Sicherheit nicht.

Als ich eine Stunde später in die Küche kam, traf ich auch auf meine beiden neuen Mitbewohner. »Ich sehe, du hast dich schon so gut eingelebt, da du meine Schminke benutzt!«, kam aus einer Ecke. Prompt fühlte ich mich ertappt, dabei nahm ich an, dass sie es überhaupt nicht bemerkte. »Ich...«, fing ich an zu stottern. »Kein Problem. Sag das nächste Mal einfach nur Bescheid.« Auf der Stelle teilten sich ihre Lippen zu einem kurzen Lächeln, sowie meine.

Perfect Disaster I - Ein Arschloch zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt