Kapitel 39

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Ryan hatte das hoffentlich nicht getan, was ich in diesem Augenblick dachte. Bitte nicht. Nick konnte auch ziemlich hartnäckig sein und wenn er sich nicht mehr meldete war es gut, aber auch nicht beruhigend. Er hatte das Geld für einen Flug fast zusammen und ich traute ihm zu, dass er nach New York kam, mich abfing und erneut anbettelte; egal was Ryan ihm sagte, aber belügen wollte ich ihn ebenso nicht. Irgendwann kam raus, dass wir nicht viel miteinander zu tun hatten und so eine war ich eh nicht. Lieber sagte ich den Leuten die Wahrheit. Egal wie schmerzvoll oder bescheiden sie war und nur, weil ich anfing Ryan zu mögen, hieß das nicht, dass er über mich bestimmen konnte. Meine Probleme regelte ich allein. Da brauchte ich keinen Flynt.

»Du hast ihm nicht das gesagt, was ich da gerade denke!«, knurrte ich und nahm ihm schließlich das Handy aus der Hand. Das Display wurde zugleich schwarz. Verwirrt schmiss ich es auf das Bett und lief ihm erneut entgegen. Auf Anhieb kam er ein paar Schritte auf mich zu. Er musste wissen, was er für eine Wirkung auf mich hatte. »Du wolltest ihn doch los werden, oder?«, fragte er mich direkt und schob mich rückwärts zum Bett. »So versteht er es am besten. Ich habe mich als dein Freund ausgegeben. Sei doch froh. Andere Frauen würden kreischend umkippen.«

Für diesen dummen Spruch hätte ich ihn am liebsten eine gepflastert. »Ein Danke reicht auch«, sprach er schnell hinterher und zeigte mit dem Finger auf seine Wange, aber ich gab ihm für sein freches Mundwerk nicht noch einen Kuss; eher eine Ohrfeige. Sauer tippte ich ihn hart gegen die Brust. »Ich bin kein Groupie, oder so was. Du singst und spielst ziemlich gut; das muss man dir lassen, aber ich bin nicht so wie deine Schlampen«, zischte ich. Ich ließ doch nicht alles mit mir machen. »Und nur, weil du mir ein Dach über den Kopf bietest, heißt das nicht, dass ich nicht gehen kann, wann ich will.« Ryan zog die Stirn kraus und schluckte schwer: »Sorry.«

Augenblicklich wich ich zurück. Ist das eine Entschuldigung? Aus seinem Mund? Das kannte ich gar nicht. Womöglich geschahen doch noch Wunder. »Es geht mich ja nichts an. Ich wollte... Dir nur helfen.« Wollte er das? Meine Beine fühlten sich noch immer schwer an und ich ließ mich seufzend auf die Bettkante fallen. Warum war ich nur so sauer? Mein Freund. Die Vorstellung war bekloppt. Womöglich lag es daran, dass ich es vielleicht auch wollte und ich ließ frustriert die Hände ins Gesicht fallen. Er war kein Typ für so etwas. Niemals. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Wie konnte ich nur daran denken? Was ist nur mit mir los? Ständig fragte ich mich das und es war es sinnlos, denn ich konnte mir selbst keinen Reim darauf machen. Aus diesem Grund dachte ich: Mach ja keinen Mist, Lila. Er ist es nicht wert, dass du Gefühle für ihn entwickelst; auch wenn er süß ist.

»Schon okay. Vielleicht habe ich jetzt meine Ruhe. Ich habe nur überreagiert und brauche einfach nur dringend Schlaf«, aber das glaubte ich nicht; zumindest das mit Nick. Meine Lippen wurden trocken, als mir bewusst wurde, dass auch wenn Ryan ihn abwimmelte, nichts zu garantieren war und holte mich von meinem Gegenüber komplett weg, obwohl ich an meinen Ex keinen Gedanken mehr verschwenden sollte. Er war ein Wichser und hatte es nicht verdient.

»Hast du Angst vor ihm?«, wollte Ryan unverhofft wissen und ich riss die Augen auf. »Nein. Nein. Habe ich nicht«, antwortete ich schnell. Nick war wenn er trank ein wenig komisch und packte mich auch schon härter an, aber er schlug mich bisher nicht. Angst hatte ich definitiv keine außer, dass er wirklich auftauchte und irgendeinen Mist machte, was er später bereute, doch das behielt ich für mich. Ryan musste das nicht wissen. Wie gesagt: Es ging ihn nichts an. Müde ließ ich mich nach hinten fallen, sodass ich auf dem Rücken lag, die Beine aber vom Bett hingen. »Er nervt wirklich«, erzählte ich Flynt. »Er versteht einfach nicht, dass es zwischen uns aus ist.«

»Deswegen führe ich keine Beziehungen. Das bringt nichts. Es tut nur weh und ist nur sinnlos kompliziert« und seine Augen suchte meine. Was mich aber dann wunderte, wenn er so dagegen war, dass ihm genau das einfiel und er es Nick auch zu verstehen gab. Was wenn er wirklich nach Amerika flog? Ich traute ihm das wirklich zu. Was wollte Flynt dann sagen, wenn er plötzlich vor uns stand? »Vielleicht sollte ich auch so werden«, seufzte ich. »Was?« Ryan schien schockiert und ich drehte meinen Kopf in seine Richtung; beobachtete ihn. Ist es denn so falsch? Er konnte eigentlich nichts dagegen haben und müsste sich darüber freuen. So bekäme er mich schneller in die Kiste.

Perfect Disaster I - Ein Arschloch zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt