Kapitel 21

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»Verpiss dich, Flynt!«, knurrte Luke und zeigte ihm den Mittelfinger. Mit Dreck in den Lungen, stand ich hustend da, als das Auto den Schotter aufwühlte und Staubwolken hinterließ, als es davonfuhr. Luke hielt sich ebenso die Hand vors Gesicht. Auch er sah nicht gerade glücklich über die Anwesenheit dieses Trottels aus. Zum Glück war er nun verschwunden. Darin gab es keinerlei Unterschied. In Deutschland waren die Kerle auch nicht anders wie hier. Zumindest von ihrer bekloppten Art her. »Alles in Ordnung?«, wurde ich von Luke gefragt. Ich nickte und maulte: »Was für ein Penner...Ich frage mich nur, was die Frauen an den finden« und daraufhin lachte Luke: »Bist du blind?«

»Warum?«, wollte ich wissen. »Auch ich als Mann kann sagen, dass er wirklich gut aussieht. Nicht nur Frauen fliegen auf ihn, auch Typen gaffen ihn an und du willst mir sagen, dass du keinerlei Interesse an ihn hast?« Keine Ahnung, was ich dazu sagen sollte. Ich hatte ihn nur einmal wirklich gesehen und das bloß von hinten. Ansonsten lediglich seine Stimme gehört und die war wirklich... sexy. Ja, aber das ist nicht alles. »Meinst du nicht, dass es Wichtigeres gibt, als Aussehen?«, murmelte ich. Luke stimmte mir voll und ganz zu. »Natürlich, aber das Erste ist nun einmal das, was man sieht.«

Das stimmte was er sagte. »Los! Wir sollten zurück«, gab ich ihm zu verstehen und lief um ihn herum. Die romantische Stimmung war Dank dieses Vollpfostens blitzartig verpufft. Außerdem hatte ich mir vorgenommen etwas eher schlafen zu gehen, damit ich den morgigen Abend fit war, um meinen neuen Job anzutreten und ich konnte noch immer nicht in diesen beschissenen Stiefeln laufen. Wie soll ich das bis morgen hinbekommen? Kurz darauf ließ mich neben Luke auf den Sitz sinken. »Weißt du, wegen gerade eben...«, begann er. Na klar, wusste ich was er meinte und bevor er wieder ins Stocken gerieten, sagte ich eilig: »Pass auf: Lass uns über etwas anderes reden. Zum Beispiel, was du hier in New York machst?«

Es schien ihm nicht zu passen, dass ich ablenkte, aber auch nicht dermaßen zu stören, sodass er wütend wurde. »Fast ein Jahr habe ich noch, dann bin ich mit dem College fertig. Ich bin hier, weil meine Eltern das wollten. Im Moment weiß ich nicht einmal, was ich selbst will«, antwortete er mir. Das kannte ich. Bei mir war es nicht anders. »Seit meinem sechsten Lebensjahr spiele ich Geige. Meine Eltern wollten immer aus mir jemanden Großen machen und meinten, dass ich erst recht deswegen Musik studieren sollte. Es macht mir auch Spaß. Ich war als Kind schon perfekt. Viele sagen, ich sei grandios, aber in all den Jahren hat niemand gefragt, was ich eigentlich will.« Irgendwie tat er mir leid. Da merkte man, auch wenn man Geld besaß, dass nicht alles rosig war, aber ein Streicher? Das konnte ich mir bei ihm gar nicht vorstellen.

Ich feixte kurz, wurde aber dann schnell wieder ernst, als ich fragte: »Und was willst du?« Immerhin war er nun alt genug. »Ich liebe mein Instrument, keine Frage; aber ich hätte lieber etwas anderes gewählt. Arzt wäre etwas für mich. Menschen wollte ich schon immer helfen.« Das konnte ich mir bei Luke ebenso nicht vorstellen. Eher Model oder so. »Tue es doch!«, gab ich zurück. Luke griente und nickte. »Würde ich gern. Meine Eltern finanzieren mir nur alles und das würden sie nicht wollen.« Oh, das war natürlich schlecht, obwohl es auch ein guter Beruf war. Eigentlich besser, als das was er im Moment macht. »Aber irgendwann werde ich es sicher tun.«

Anschließend wurde es im Auto still, weil niemand mehr etwas sagte. Gut, dass die Strecke nicht weit war. Ich wollte mich auch nicht stundenlang anschweigen, aber so entkamen wir diesem Thema von gerade eben. Dem Kuss und so. Luke fuhr kurz darauf auf den Parkplatz. Von dem schwarzen Mustang war keine Spur zu sehen. Gott, sei Dank. »Was spielt Mira eigentlich für ein Instrument?«, fragte ich ihn, bevor wir ausstiegen. Ein Lachen erfüllte den Innenraum des Wagens. »Sie quartiert dich hier ein und du weißt nicht was sie spielt? Ich dachte ihr kennt euch wenigstens ein bisschen. So wie es aussieht, habt ihr nicht viel über euch gesprochen.«

Perfect Disaster I - Ein Arschloch zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt