Ich haste durch die belebten Straßen in New York, ohne darauf zu achten, wen oder was ich gerade anrempel. Heute ist mein erster Arbeitstag und ich bin viel zu spät. Ich wusste gestern schon, dass es ein Fehler war mich von Sage dazu überreden zu lassen noch in diese Bar zu gehen, ein fataler Fehler.
Wenn sie mich auf der Stelle kündigen, würde es mich nicht wundern. Eigentlich war ich immer als das Kind vom Land bekannt, aber als ich mich aus Spaß bei Wright Industries beworben habe und tatsächlich angenommen wurde, war ich auf einmal das Großstadtmädchen.
Sage kenne ich noch aus den Zeiten, in denen wir beide Stowe unsicher machten.
Doch als sie aus Vermont nach New York zog, ließ sie mich zurück und begann ihre Karriere bei einem Verlag, um Journalistin zu werden. Mittlerweile ist sie eine der bekanntesten Journalistinnen und arbeitet für die Vogue. Mode war schon immer ihr Ding.
Sage lässt mich auch bei ihr wohnen. Mit dem Gehalt, das ich aufbringe hätte ich mir vielleicht eine Wohnung mit der Größe eines Schuhkartons leisten können. Sages Apartment hingegen bietet eine klasse Sicht auf New York und bietet genug Platz für mich, sie und ihre Liebhaber, die sie ab und zu mitbringt.Endlich erblicke ich das große Gebäude, welches einem Wolkenkratzer ähnelt. Die Fenster sind alle verspiegelt und über der großen Drehtür im Eingang steht in fetten weißen Buchstaben "Wright Industries".
Ich stürme hinein und steuer direkt auf den Empfang zu, welcher von einer blonden Frau besetzt ist.
"Hallo, ich bin Cassie Mitchell", sage ich völlig aus der Puste und stütze mich am Tresen ab.
"Ich habe heute meinen ersten Tag als Assistentin für Samuel Sanders"
Die Frau, welche ein Namensschild trägt, auf dem Tess steht, mustert mich kurz und tippt dann etwas in ihrem PC ein.
"Folgen Sie mir", befiehlt sie mir und kommt hinter ihrem Tresen hervor.
Sie führt mich zu den Fahrstühlen und drückt auf den Knopf.
"Sie kommen nicht von hier, oder?", fragt sie mit einem aufgesetzten Lächeln.
"Erkennt man das an meiner Unpünktlichkeit?", frage ich hechelnd.
"Nein, an Ihrem Stil", antwortet sie und steigt in den Fahrstuhl ein, dessen Türen gerade aufgegangen sind.
Ich schaue an mir herunter. Sage versicherte mir, dass die schwarze Jeans mit den dunkelroten Ballerinas und der roten Bluse in Ordnung wären für meinen ersten Tag. Dior, Gucci und Prada liegen einfach außerhalb meiner Gehaltsklasse.
"Kommen Sie Ms. Mitchell?", fragt Tess und grinst mit ihrem Zahnpastalächeln. Ich folge ihr in den Fahrstuhl.Im 18. Stockwerk halten wir endlich und Tess führt mich zum Empfang, wo diesmal eine brünette Frau steht, die aber wie eine Kopie von Tess aussieht.
"Beverly, das ist Cassie Mitchell. Sie soll für Samuel Sanders arbeiten", gibt Tess bescheid und verschwindet dann wieder im Fahrstuhl.
"Hallo Ms Mitchell, Sie sind etwas spät dran", begrüßt mich Beverly und steht von ihrem Stuhl auf.
"Ja, es tut mir so leid! Ich habe meine Bahn verpasst und..."
Sie unterbricht mich.
"Um den Job, den Sie hier bekommen haben, würden sich einige Mädchen da unten am Broadway gegenseitig umbringen. Ich will nur sichergehen, dass sie das hier ernst meinen", sagt sie mit einem strengen Ton.
Ich nicke nur wortlos. Was soll das denn für ein Hammer Job sein, dass er einen Massenmord auslösen könnte?
"Mr. Sanders Büro ist gleich da drüben."
Sie zeigt rüber zu einer Milchglastür.Mit zittriger Hand klopfe ich vorsichtig an der Tür und warte auf eine Reaktion. Irgendwann öffnet sich die Tür und ein junger Mann im Anzug starrt mich verlegen an. Er stopft sich schnell sein heraushängendes Hemd in die Hose und richtet seine Krawatte. Im Hintergrund höre ich ein Frauenlachen.
"Ja?", fragt er und atmet einmal tief ein und wieder aus.
"Ich wollte zu Samuel Sanders", antworte ich etwas irritiert. Ich hoffe nicht dass er Samuel Sanders ist und ich für einen gerade frisch aus der Uni ausgetretenen Möchtegern Anwalt arbeiten muss.
"Oh ja, Mr. Sanders ist in dem Büro nebenan. Ich bin Ben, sein Assistent", antwortet er und reicht mir die Hand.
Er bemerkt meine zögernde Reaktion und nimmt sie wieder runter. Eine Frau in einem kurzen schwarzen Kleid und roten Haaren kommt hinter ihm hervor und grinst mich an.
"Ich bin Jenny, ich arbeite für Mr. Wright", sagt sie und huscht dann an uns vorbei.
Ich will garnicht wissen, was die beiden da drin gemacht haben. Manchen Leuten sollte man einfach kein eigenes Büro geben.
"Ich bin Cassie Mitchell, ich fange heute hier an und bin deswegen noch ziemlich orientierungslos", stelle ich mich vor. Ben lacht und kommt hinter der Tür hervor.
"Mr. Sanders kann einen manchmal echt zur Sau machen, wenn man was falsches macht, aber an sich ist er ein guter Chef", erklärt er und zeigt mir die Tür zu seinem Büro.
Dann klopft er an und öffnet unmittelbar danach die Tür.
"Mr. Sanders, hier ist eine Ms Mitchell für Sie", sagt er und geht dann wieder zurück in sein Büro.
Ich trete vorsichtig über den Teppichboden in das Büro und erblicke einen alten Mann im Anzug hinter seinem Schreibtisch sitzen. Er würdigt mich keines Blickes und starrt nur auf seinen PC.
"Hallo Mr. Sanders, mein Name ist Cassie Mitchell und ich habe heute meinen ersten Tag als ihre Assistenz", sage ich leise und schaue mich im Büro um. Es ist schlicht, die Wände sind weiß und es hängen nur ein paar Bilder an ihnen. Hinter Mr. Sanders hat man eine direkte Sicht auf den Broadway.
"Setzen Sie sich zu Ben und sortieren Sie Akten", antwortet er. Seine Stimme ist so tief, dass ich zusammen zucke.
"Akten sortieren? Ich dachte..."
Er schaut zu mir hoch, sein Blick ist streng und furchteinflößend.
"Okay, danke", sage ich, um seinem Blick zu entweichen und flüchte aus seinem Büro, der Höhle des Löwen.
Bens Bürotür ist offen.
"Ich habe bereits deinen Platz freigemacht", sagt er als er mich sieht und lacht.
"Ist er immer so streng?", frage ich eingeschüchtert.
"Man muss ihn mögen"
Ich setze mich an den kleinen Schreibtisch neben Bens und schaue auf die Akten, die vor mir liegen.
"Das soll ich alles bearbeiten?", frage ich.
Ben nickt und hat ebenfalls einen Stapel Akten vor sich.
"Machst du das den ganzen Tag? Ich meine, wenn du gerade nicht Jenny verführst", frage ich scherzhaft und lache.
Bens Gesicht läuft rot an und er schmunzelt verlegen.
"Ja, ehrlich gesagt schon. Manchmal übernehme ich auch Aufgaben für Mr. Wright"
"Ist der genauso alt und grimmig?"
"Mr. Wright? Sag bloß du hast noch nie was von ihm gehört", fragt Ben erstaunt. Er fährt sich durch seine blonden gegelten Haare.
"Ehrlich gesagt nicht, ich komme nicht aus New York"
"Wright Industries ist international bekannt. Keine so erfolgreiche Firma hatte je so einen jungen Chef", erzählt Ben als wäre er ein Fan von Mr. Wright.
"Sehr erstaunlich, dass du noch nie was von ihm gehört hast, vor allem als Frau."
"Was soll das denn heißen?", frage ich und runzel die Stirn.
"Er ist der Frauenheld schlechthin, ein richtiger Casanova. Vor ein paar Jahren noch wurde er jeden Tag mit einer anderen Frau gesehen. Momentan ist es ruhig um ihn herum", erzählt Ben und lehnt sich in seinem Stuhl zurück.
"Er ist in gewisser Weise mein Vorbild. Erfolgreich, sexy und arrogant."
Ich lache.
"Da musst du dich wohl noch etwas ranhalten", antworte ich und schaue auf den Stapel Akten auf seinem Tisch.
Er verdreht die Augen und widmet sich ihnen.Nachdem ich den ganzen Tag damit verbracht habe Akten für Mr. Sanders zu bearbeiten, ohne auch nur ein Danke von ihm zu bekommen, komme ich abends nach Hause.
Sage sitzt auf der Couch im Wohnzimmer mit ihrem Laptop auf dem Schoß. Vor ihr auf dem Couchtisch steht ein Tablett mit Sushi und eine Weißweinflasche, die zur Hälfte leer ist.
"Sag bloß, die hast du getrunken. Wie schaffst du das nur nach gestern?", frage ich und lasse mich neben ihr auf die Couch fallen.
"Ich bin immer noch leicht verkatert von gestern. Das war ein großer Fehler in diese Bar zu gehen"
Sage fängt an zu kichern.
"Wie war dein erster Tag?", fragt sie. Ich schnaufe.
"Ich kann keine Akten mehr sehen, mein Chef ist ein totales Arschloch und die Mädels dort sind..."
"Alles Modeopfer und totale Intelligenzbestien?", fragt Sage.
Sie bindet sich ihre platinblonden Haare zu einem Pferdeschwanz.
"Ja!", rufe ich.
"Was hast du denn erwartet, Süße? Wer für Mr. Wright arbeiten will, muss einiges in Kauf nehmen"
Ich seufze und verdrehe die Augen.
"Alle sprechen nur noch von diesem Mr. Wright und wie toll er doch ist. Also in Vermont kennt ihn niemand", sage ich, stehe auf und laufe in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen.
"Ich würde alles dafür tun, um Mr. Wright zu interviewen. Und danach kann er mich auch gerne flachlegen"
Sage und ich verfallen in Gelächter.
"Ist er verheiratet?", frage ich und komme mit meinem Wasserglas wieder auf die Couch.
"Nicht das ich wüsste, aber er lässt nicht viel von seinem Privatleben an die Öffentlichkeit blitzen, also ist es schwer überhaupt etwas über ihn zu sagen", antwortet Sage.
Ich lehne mich an ihre Schulter an und schaue auf den Display ihres Laptops.
"Was schreibst du?", frage ich.
"Einen Artikel über Hochzeiten", antwortet sie und man kann leicht einen genervten Unterton raushören.
"Hochzeiten?"
"Ja, ob es zeitgemäß wäre auch in schwarz, oder rot zu heiraten anstatt nur in weiß", erklärt sie und klappt das Display runter.
"Aber für heute ist genug, ich gehe ins Bett"
Sie steht auf und läuft durch das riesige Wohnzimmer rüber zu der gläsernen Wendeltreppe nach oben.
"Gute Nacht Cassie, bleib nicht zu lange wach", verabschiedet sie sich und geht die Treppen nach oben.Ich lasse den Tag noch einmal Revue passieren und gehe dann ebenfalls in mein Schlafzimmer.
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My seductive boss | 18+
Romance🔞Kleine Leseprobe (Kapitel 26): "Ich liebe dich." Er sagt es so leise, dass ich es kaum hören kann. Ich schaue überrascht zu ihm. Er hat seine Augen geschlossen und macht den Anschein als würde er schlafen. "Was?", frage ich, um sicher zu gehen. ...