Kapitel 6

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Jenny strahlt mich erfreut an als ich Montags in Büro komme.
"Diesen Blick kenne ich gar nicht an dir", sage ich und lege meine Tasche auf meinen Schreibtisch, der wie ich sehe voll mit Aufgaben ist.
"Was ist das alles?", frage ich.
"Aufgaben von Mr. Wright, die DU bearbeiten sollst!"
Jetzt weiß ich, warum sie so fröhlich ist. Dasselbe kann ich aber nicht von mir behaupten.
"Können wir uns die Aufgaben nicht teilen?", frage ich seufzend und stapel die Hefter aufeinander.
"Auf gar keinen Fall! Ich habe meine eigenen Aufgaben", antwortet sie. Mit keiner anderen Antwort habe ich gerechnet.
Ich fange direkt mit dem ersten Heft an und arbeite es mühsam ab. Die Zeit vergeht so schnell, dass ich mich wundere als Jenny bereits aufsteht und Feierabend machen will.
"Hey! Ich bin am Donnerstag lange geblieben! Jetzt bist du dran!", zische ich energisch.
Sie zuckt zusammen und schaut mich überrascht an.
"Warum so biestig? Du hast doch eh noch genug zu tun", bemerkt sie und schaut auf den Stapel auf meinem Tisch.
Dann verlässt sie kichernd ihren Platz und sie und Beverly steigen in den Fahrstuhl. Nun ist die Etage leer. Nur noch ich und eine Wand, die Devin Wright und mich trennten.

Es ist zwanzig Uhr und ich habe das letzte Heft fertig. Genervt hebe ich den schweren Stapel hoch und klopfe mühselig an die Bürotür.
"Ja?", fragt eine tiefe Stimme.
Ich krepel mich mit dem schweren Stapel in sein Büro und lasse ihn auf seinem Schreibtisch fallen.
"Die sind alle fertig", sage ich.
Er schaut erst den Stapel und dann mich an.
"Ich mache dann jetzt Feierabend", beschließe ich und laufe zurück zur Tür.
"Warten Sie noch Ms. Mitchell", bittet er mich.
Ich drehe mich zu ihm um und schnaufe.
"Sie begleiten mich noch zu einem Geschäftsdinner"
"Sie lassen mich all diese Hefte mühsam abarbeiten, geben Jenny nur die Hälfte der Aufgaben und verlangen jetzt auch noch Überstunden von mir?!", platzt es aus mir heraus.
Wieso ist er so ein arrogantes Arschloch?!
Devin lehnt sich zurück und schaut mich überrascht an. Dann steht er auf und kommt langsam mit seinem männlichen Gang auf mich zu.
"Ich habe Ihnen all diese Aufgaben gegeben, weil sie besser sind als Jenny", sagt er und hebt die Augenbrauen.
"Ich dachte Sie wären schlau genug, das zu erkennen"
Ich senke beschämt den Kopf, um meine roten Wangen zu verbergen.
Er kommt immer näher auf mich zu, sodass uns nur noch ein paar Zentimeter voneinander trennen. Ich spüre seinen Atem an meiner Stirn.
"Und das Geschäftsdinner sind keine Überstunden, sondern eine Einladung"
Ich spüre immer wieder Wellen der Erregung über mich kommen und atme tief ein und aus, um dem zu entkommen.
Er ist mein Chef. Mein Chef, den ich kaum kenne und er weiß ganz genau, wie er Frauen beeindrucken kann.

Ich stehe vor dem Fahrstuhl und warte, bis er aus seinem Büro kommt. Nichtsahnend darüber wie lange das Dinner gehen wird und wo es stattfindet, schreibe ich Sage eine SMS:
"Komme wahrscheinlich später, hab dich lieb"

Plötzlich steht er neben mir und drückt den Fahrstuhlknopf.
"Alles okay?", fragt er als wir in den Fahrstuhl einsteigen. Er schaut auf mein Handy, welches ich wie einen Goldbarren in der Hand halte.
"Ähm, ja", stammel ich und stecke es in meine Tasche.

Devin seufzt und stellt sich vor mich. Etwas überrascht über die plötzliche Nähe, trete ich einen Schritt zurück.
"Wenn Sie sich dabei nicht wohlfühlen, mit mir in einem Auto zu sitzen, weil sie eventuell einige Dinge über mich gehört haben, werde ich es Ihnen nicht verübeln", sagt er.
Ich starre direkt in sein Gesicht, in seine hellblauen Augen. Mein Blick wandert runter zu seinem markanten Kinn und dann zu seinem Kehlkopf, welcher deutlich heraussteht.
Wieso sagt er sowas? Was sollte ich über ihn gehört haben, was so schlimm ist, dass ich nicht mit ihm in einem Auto sitzen wollen würde?
Reflexartig greife ich nach seiner Hand.
"Nein, ich fühle mich sehr wohl", sage ich. Und es ist nicht einmal gelogen.
Die Fahrstuhltüren gehen auf und er reißt seine Hand von meiner.

Wir steigen in den Wagen ein, der uns zu dem Restaurant fährt, indem das Geschäftsdinner stattfindet.
"Tut mir leid für meine Art vorhin", sage ich als wir im Auto sitzen und losfahren. Das Fenster zum Chauffeur ist nur halb offen.
"Das muss es nicht. Sie sind ein impulsiver Mensch, das hat auch seine Vorteile", antwortet er und schaut aus dem Fenster.

My seductive boss | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt