Ich wickel mein braunes Haar um den Lockenstab und warte einige Sekunden, bis ich die Strähne in meiner Hand abkühlen lasse.
Sage kommt mit zwei Kaffeetassen in den Händen den Flur lang und bleibt an meinem Türrahmen stehen.
"Machst du dich etwa schick für deinen Chef?", fragt sie und zieht die rechte Augenbraue gekonnt hoch.
"Nein, ich will mich nur dem New Yorker Standard anpassen", verbessere ich sie und sprühe zum Schluss noch etwas Haarspray in das gelockte Haar.
Sage reicht mir die eine Kaffeetasse und nimmt einen kleinen Schluck aus ihrer.
"Musst du heute nicht ins Büro?", frage ich und ziehe mir den Blazer über. Um genauer zu sein, den einzigen Blazer, den ich besitze.
"Ich werde erst um zehn erwartet", antwortet sie und schlürft mit ihren Hausschuhen wieder raus auf den Flur.
"Übrigens gehen wir heute was trinken", sagt sie und strahlt mich an. Ich verziehe nur das Gesicht bei dem Gedanken an Alkohol.
"Gibt es was zu feiern?", frage ich.
Ich schlüpfe in die viel zu unbequemen High Heels und folge Sage die Treppen runter ins Wohnzimmer.
"Katy hat Geburtstag"
"Wer ist Katy?"
"Kennst du nicht"
"Wieso soll ich dann auf ihren Geburtstag gehen?"
Sage bleibt stehen und schaut mich verzweifelt an.
"Weil du meine Begleitung bist und mich nicht alleine gehen lassen willst", antwortet sie und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
"Um 19 Uhr in der Downtown Bar. Sei rechtzeitig da, Katy hasst Unpünktlichkeit"
Ich verdrehe genervt die Augen, hänge mir meine Tasche an die Schulter und greife nach meinem Schlüssel.
"Bis dann!", rufe ich, bevor ich die Tür hinter mir schließe und den Aufzug betrete.Draußen ist es voll und laut. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen, obwohl ich jetzt schon einen Monat in New York lebe.
In Stowe in Vermont, da wo ich herkomme, kennt man sowas wie die Rushhour nicht.
Vorsichtig laufe ich mit den High Heels die Straßen runter, vorbei an anderen Menschen, die ebenfalls zur Arbeit wollen und betrete schließlich das Bürogebäude Wright Industries.
Tess mustert mich bereits von ihrem Tresen aus und funkelt giftig mit ihren Augen. Ich vermute, es hat sich bereits im ganzen Gebäude rumgesprochen, dass ich befördert wurde.
Der Fahrstuhl hält auf der Ebene 18 und ich steige aus, wo mich bereits der nächste giftige Blick, diesmal von Beverly erwartet.
"Wenigstens magst du mich noch", begrüße ich Ben und setze mich an meinen Schreibtisch.
"Nimm dir die Kommentare anderer nicht zu Herzen, das ist bloß purer Neid", versucht er mich aufzuheitern.
Er trägt heute eine Brille, die mir bis jetzt noch nie an ihm aufgefallen ist.
"Du klingst wie Sage", bemerke ich und lächle.
"Sie ist meine beste Freundin und Mitbewohnerin. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie machen würde, auch wenn sie mich manchmal in den Wahnsinn treibt"
Ben schmunzelt.
"Warte, redest du von Sage Evergreen?", fragt er plötzlich.
"Du kennst sie?"
"Sie ist doch Journalistin bei der Vogue!"
Ich schaue Ben irritiert an.
"Du kamst mir nicht wie jemand vor, der die Vogue liest, aber..."
"Nein, meine Schwester ist ein riesiger Fan von Sage und ihren Artikeln", unterbricht er mich und schaut mich staunend an, als wäre er der Fan und nicht seine Schwester.
Bevor ich auf Bens Aussage antworten kann, bemerke ich plötzlich jemanden im Türrahmen stehen.
Es ist ein großer, schlanker und junger Mann im Anzug, der die Hände in den Hosentaschen hat und Ben und mich ernst anschaut. Es ist Devin Wright.
"Ich wollte Sie nicht unterbrechen, aber ich glaube ich habe mich gestern klar genug ausgedrückt, oder?", fragt er und schaut mich an. Ein leichtes Lächeln wandert über seine Lippen.
"Tut mir leid, ich weiß nicht was Sie meinen", antworte ich und räuspere mich. Ben senkt schüchtern den Blick als wären wir zwei Schüler, die zum Nachsitzen verdonnert werden.
Mr. Wright kommt näher auf meinen Schreibtisch zu.
"Wenn Sie hier sitzen, nützen Sie mir nichts. Ihr Schreibtisch steht vor meinem Büro", erklärt er.
Ich blicke zu ihm hoch.
"Achso, dass ich einen neuen Platz habe, hatten sie gestern gar nicht..."
Ich stocke mitten im Satz, schnappe mir meine Tasche und stehe auf. Dann laufe ich an ihm vorbei nach draußen und steuer auf sein Büro zu, wo Jenny wie immer top gestylt an ihrem Tisch sitzt.
Im Nacken spüre ich seine Blicke, die er mir schenkt.
Ich bleibe an dem leeren Tisch auf der anderen Seite der Tür stehen und lege meine Tasche ab.
Er wartet, bis ich mich hingesetzt habe und legt dann eine Liste auf meinen Tisch.
"Arbeiten Sie die bitte bis zwölf Uhr ab", sagt er leise und verschwindet dann in seinem Büro, bevor ich noch etwas erwidern kann.
Jenny schaut mich überrascht an.
"Du traust dich wirklich hier aufzukreuzen?", fragt sie streng.
Ich seufze gereizt und lese mir die Liste durch.
"Wir ziehen doch am selben Strang, wieso kannst du nicht etwas netter zu mir sein?", frage ich sie.
Darauf fällt ihr wohl auch nichts mehr ein, denn sie ignoriert mich und nimmt sich ihre Liste vor, die nur die halb so viele Aufgaben wie meine beinhaltet.
"Präsentation für Meeting vorbereiten? Ich habe nicht mal einen Laptop!", fluche ich.
Es ist bereits neun Uhr und ich habe nur noch drei Stunden, um acht weitere Punkte abzuarbeiten.
"Um welche Präsentation geht es hier?", frage ich Jenny, in der Hoffnung, dass sie unseren Konkurrenzkampf einfach vergisst.
"Einer unserer wichtigsten Mandanten kommt heute. Wenn die Präsentation bis dahin nicht fertig ist, dann..."
Sie schaut mich warnend an.

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My seductive boss | 18+
Roman d'amour🔞Kleine Leseprobe (Kapitel 26): "Ich liebe dich." Er sagt es so leise, dass ich es kaum hören kann. Ich schaue überrascht zu ihm. Er hat seine Augen geschlossen und macht den Anschein als würde er schlafen. "Was?", frage ich, um sicher zu gehen. ...