Kapitel 16

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"Ich hoffe, du hast mir eine Salami Pizza bestellt. Denn wenn nicht, dann..."
Sage bleibt stehen und schaut mich verwirrt an.
"Was ist denn mit dir? Irgendwie siehst du so aus, als hättest du Liebeskummer und nicht ich", sagt sie.
Eingehüllt in ihre Kuscheldecke sieht sie irgendwie aus wie Dracula.
"Ich...Ich muss dir was sagen", stammel ich vor mich hin.
Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, der es mir verhindert, weiterzusprechen.
"Was ist denn?"
Ich wende den Blick von ihr ab. Ich kann ihr nicht in die Augen schauen, wenn ich es ihr sage.
"Es geht um Devin. Wir haben uns ausgesprochen und..."
"Was, bist du schwanger?!", platzt es aus ihr heraus.
Ich verdrehe die Augen.
"Nein! Es ist schwierig das zu erklären, weil du mich wahrscheinlich für verrückt hältst, wenn ich es dir sage."
Ich halte mich ja selbst irgendwie für verrückt.
"Cassie, du bist meine beste Freundin. Jetzt sag schon!"
Sie kommt auf mich zu und nimmt meine Hände in ihre.

"Du willst mit ihm nach New Jersey?!", ruft sie aufgebracht und lässt meine Hände wieder los.
"Sage, lass es mich erklären..."
"Nein! Du bist verrückt! Du kennst ihn doch kaum! Er könnte dich kidnappen, oder..."
Ihre Augen funkeln wütend.
"Du weißt doch, was er für einen Ruf hat!"
Ich kann es ihr nicht verübeln, dass sie das sagt. Sie kennt Devin schließlich nicht persönlich. Aber es verletzt mich etwas.
"Ich verstehe dich ja, aber er ist nicht so wie du denkst! Ich fühle mich sicher bei ihm!"
"Ja, das dachte Michele bestimmt auch!", erwidert sie und schnaubt wütend.
"Oh mein Gott Sage, diese Geschichte ist fast zehn Jahre her! Er hat sich geändert!"
Ich spüre wie Wut in mir aufsteigt. So war das eigentlich nicht geplant.
"Was verlangst du eigentlich von mir? Dass ich dir das ganze verbiete? Ich bin nicht deine Mutter, du kannst mit deinem Leben machen, was du willst!", ruft sie und läuft die Treppen nach oben.
Ich folge ihr.
"Nein, das bist du nicht, aber du bist wie eine Schwester für mich und deine Meinung ist mir wichtig!", rufe ich ihr hinterher.
"Ich mache mir halt Sorgen, Cassie."
Ihre Stimme klingt nun etwas ruhiger. Erschöpft setzt sie sich auf ihr Bett.
Was als nächstes passiert, könnte man als Kurzschlussreaktion bezeichnen.
"Willst du mitkommen nach New Jersey?"
Habe ich das gerade wirklich gefragt?
Sage schaut mich irritiert an.
"Naja, du könntest ihn kennenlernen. Dann weißt du auch, dass er nicht der Casanova ist, für den ihn alle halten. Und etwas Ablenkung von Fabio tut dir vielleicht auch ganz gut", erkläre ich und setze mich neben sie.
"Ich bin nicht wirklich scharf darauf im Hotelzimmer neben euch zu liegen und euch beim vögeln zuzuhören", erwidert sie gereizt.
"Das wird nicht passieren! Wir nehmen getrennte Hotelzimmer. Wir haben schließlich ein Abkommen", antworte ich. Reue steigt in mir auf.
Ob ich der Versuchung wirklich widerstehen kann, wenn ich im Zimmer neben Devin übernachte, wird sich ja dann herausstellen.
"Oh gott, ihr seid doch ein Paar!", platzt es aus Sage heraus. Und so wie sie es sagt, kommt es mir auch etwas absurd vor.
Ja, wir sind ein Paar. Kein normales, aber wir sind eins. Und trotzdem ist da noch dieser Deal.
"Also, kommst du jetzt mit oder nicht?", frage ich.
Sage schaut nachdenklich auf den Boden.
"Na gut!", ruft sie und verdreht die Augen.

Zufrieden nicke ich ihr zu.
Jetzt stellt sich mir aber schon die nächste Herausforderung in den Weg: Ich muss es Devin sagen.
Er wird wahrscheinlich keinen Aufstand machen, aber begeistert wird er auch nicht sein. Vor allem weil Sage auf längeren Autofahrten eine ganz schöne Nervensäge sein kann.

Ich öffne dem Pizzaboten die Tür und reiche ihm den Zwanzig Dollar Schein.
"Die Pizza ist da!", rufe ich nach oben und stelle die Kartons auf den Esstisch.
"Sage, kommst du?!"
"Ja doch! Ich packe gerade!"
Wahnsinn, da weiß sie gerade erst über die Fahrt bescheid und schon packt sie ihre Koffer.
"Wir fahren aber nur für maximal drei Tage, das weißt du schon, oder?"
"Ja, aber das hindert mich nicht daran, meine Designer Lieblinge einzupacken!"
Schmunzelnd decke ich den Tisch und schneide die Pizza, bis Sage irgendwann runter kommt.

Nachdem wir die Pizza verdrückt haben, schauen wir uns noch ein paar Folgen Friends auf Netflix an.

Draußen ist es bereits dunkel als Sage beschließt ins Bett zu gehen.
Ich räume noch etwas die Wohnung auf, wahrscheinlich um mich davor zu drücken, Devin anzurufen und ihm von meiner Idee mit Sage zu erzählen.

Aber im Endeffekt komme ich nicht darum herum.

Ich wähle seine Nummer und lege das Handy ans Ohr.

"Na, hast du es dir anders überlegt?", fragt er direkt zu Beginn.
"Nein, ich habe nur eine kleine Änderung im Plan vorgenommen...", antworte ich. Meine Stimme zittert vor Aufregung.
"Und was?"
"Kann Sage mitkommen? Ich fände es gut, wenn ihr euch mal kennenlernt und sie muss abgelenkt werden von ihrem Liebeskummer", sage ich und warte gespannt seine Reaktion ab.
"Sage ist deine beste Freundin?"
"Und Mitbewohnerin."
"Eigentlich wollte ich aus dem Trip keinen Familienurlaub machen, aber wenn sie deine beste Freundin UND Mitbewohnerin ist, habe ich wohl keine andere Wahl..."
Er seufzt.
"Es tut mir leid, Devin. Aber sie braucht mich jetzt und ich will dich nicht alleine fahren lassen", entschuldige ich mich.
"Nein, ist schon okay. Ich finds toll, dass du für deine Freunde da bist, wenn sie dich brauchen."
Ich lächle erleichtert.
"Dann bis morgen."
"Ja, bis morgen."

Zufrieden lege ich das Handy weg und gehe nun auch ins Bett.

My seductive boss | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt