17] Louis

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Vor einer halben Stunde bin ich ohne Harry neben mir aufgewacht, weswegen ich die Treppen nach unten gegangen bin und seit guten zehn Minuten nach etwas essbarem suche. Harry hat zwar alles, aber mich zu entscheiden, ist schwieriger als gedacht.

Brummend entscheide ich mich erstmal für einen Tee und lehne mich gegen die Arbeitsplatte, bis ich merke, dass ich vollkommen nackt hier unten in der Küche stehe.

Seitdem wir miteinander geschlafen haben, ich hatte am Folgetag übrigens keine Schmerzen, schlafe ich nur noch nackt neben ihm, solange mir nicht zu kalt ist. Immerhin ist es Mitte Dezember und dementsprechend frisch draußen. Anders als Harry ist mir nicht immer warm.

Während das Wasser noch kocht, gehe ich wieder ins Schlafzimmer, gerade rechtzeitig, da die Haustür geöffnet wird und ich Harry mit noch jemand anderem unten im Flur höre. Es sind zwei Männer, aber wer es ist, kann ich nicht ausmachen.

Dementsprechend entscheide ich mich für eine lange Jogginghose und ein Shirt, welches meine leichten Muskeln ziemlich gut betont, was mich schmunzeln lässt. Am Montag müssen wir beide wieder arbeiten gehen, heißt in drei Tagen, aber ich habe absolut keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Harry und ich küssen uns, nicht gerade selten, kuscheln miteinander, haben insgesamt zwei Mal miteinander geschlafen, haben aber noch nie darüber gesprochen, was das jetzt genau zwischen uns ist.

Ich denke, dass Harry gerne eine Beziehung mit mir führen würde, ich ja auch mit ihm, aber ich weiß nicht, ob ich schon bereit dazu bin. Irgendwelche Gefühle für Eleanor sind nämlich immer noch da. Ich vermisse sie zwar nicht sonderlich, wie ich es eigentlich tun sollte, aber ab und zu muss ich schon noch an sie denken. Anscheinend wusste sie schon vor mir, dass ich was von Harry möchte.

Ich würde ihn gerne als meinen Freund bezeichnen, aber das würde heißen, dass ich mich outen müsste. Da kämen wir schon zu dem nächsten Problem. Schwul bin ich nicht, ich war ja glücklich mit Eleanor zusammen, aber bin ich jetzt bi? Pan oder gibt es eine Sexualität, die meine jetzige Situation besser beschreibt? Werden andere etwas dagegen haben, wenn ich einen Freund habe? Wie wird meine Familie darauf reagieren, wenn ich verkünde, dass ich mit meinem besten Freund zusammen bin?

Gedankenverloren gehe ich wieder runter in die Küche und vergesse dabei völlig, Harry und wen auch immer zu begrüßen. Schweigend greife ich eine Tasse und suche nach einem Tee, auf den ich heute Lust habe. Ein paar Minuten später entscheide ich mich für türkischen Apfeltee, nicht gerade spektakulär, aber lecker, also was will man mehr? In der Zeit, wo der Tee zieht, schmiere ich mir eine Scheibe Toast mit Marmelade und esse dieses, während ich mit meinem Handy beschäftigt bin.

Gerade, als ich mich umdrehen will, laufe ich in jemanden rein, worauf ich erschrocken den Blick hebe und in Liams Gesicht schaue, welcher mich gleichermaßen erschrocken anschaut. „Ich dachte, du schläfst noch.", begrüßt er mich lächelnd und zieht mich in eine kurze Umarmung. „Ne, ich bin vor einer guten Dreiviertelstunde aufgewacht. Harry war nicht da, weswegen ich nach unten gegangen bin, um mir was zum essen zu machen. Ich habe euch eben kommen hören, habe es dann aber total vergessen, sorry.", entschuldige ich mich und fahre mir durch die ungekämmten Haare.

„Kein Problem. Wir sind im Wohnzimmer, kommst du auch?" Ich nicke und deute auf meinen Tee. „Möchtest du auch einen?" Liam lehnt dankend ab und wartet auf mich, da ich den Teebeutel noch entsorgen muss.

„Alles okay? Du siehst nachdenklich aus.", fragt Liam, als ich mit meinem Tee in der Hand auf ihn zukomme. „Bin nur am überlegen.", lächele ich und gehe neben ihm ins Wohnzimmer, wo ich wenig später Harry und Niall ausfindig mache, die sich über irgendwas unterhalten.

„Guten Morgen.", mache ich auf mich aufmerksam und setze mich mit ein wenig Abstand zu Harry auf die Couch, ehe ich meine Beine anziehe und die Teetasse mit beiden Händen festhalte. „Du bist schon wach?", begrüßt Harry mich lächelnd und scheint meinen Körper zu mustern. Ganz besonders jedoch meinen Hals, den unzählige Knutschflecke zieren.

Sein Hals hat es definitiv besser erwischt. Das sind vielleicht die Nachteile, wenn man sich im Bett von ihm dominieren lässt. Aber mir gefällt es, warum also nicht?

Grinsend beiße ich mir auf die Lippe und versuche dies damit abzutun, indem ich die Tasse an meine Lippen hebe und ein wenig puste, da ich mich nicht verbrennen möchte.

„Ja, ich hatte Hunger.", sage ich verspätet und lächele Niall an, der die Geste kurz erwidert, bevor er zu Harry schaut. Okay.

„Und, was habt ihr heute schon so gemacht?", frage ich, als es still ist und niemand das passende Thema zu finden scheint. „Wir waren frühstücken. Liam hatte heute keinen Unterricht und ich habe frei.", antwortet Niall, da Harry zu beschäftigt damit ist, mich zu mustern. Ich nicke und nippe von meinem Tee. „Wir wollten heute Abend feiern gehen, kommt ihr beide mit?", fragt Liam und ich schaue kurz zu Harry, von dem jedoch keine Antwort zu kommen scheint.

„Also ich wäre dabei, Harry?" Er schreckt aus seinen Gedanken und lächelt mich verwirrt an. „Will ich wissen, wo du gerade mit deinen Gedanken warst?", kommt es grinsend von Niall, der einen unauffälligen Blick zu mir wirft, der mir jedoch nicht entgeht.

„Ne, glaube ich nicht. Die sind mir zu privat.", antwortet Harry und fährt sich durch die Haare. Grinsend schaue ich zu ihm, bevor ich mich in den Schneidersitz setze.

Da ich nicht oft so enge Shirts trage, fällt Harrys Blick direkt auf meinen Bauch, worauf ich ein bisschen unsicher werde. Auch, wenn ich Sport mache, bin ich mit meinem Unterbauch nicht wirklich zufrieden. Oberhalb habe ich leichte Bauchmuskeln aber unter dem Bauchnabel verlaufen diese immer mehr.

„Niall und Liam wollen heute feiern gehen, kommst du mit? Ich würde gerne gehen.", sage ich, um von meinem Bauch abzulenken. „Ehm, klar. Also wenn du möchtest." Harrys Wangen färben sich ein wenig rot, was mich grinsen lässt. „Ich würde mich freuen, heute nochmal was mit euch zu machen. Kommt Zayn mit?" Ein Nicken von Liam und ich bin dabei.

„Dann gehen wir mit?" Harry nickt lächelnd und legt einen Arm auf die Rückenlehne. Ich ignoriere diese Geste und trinke still von meinem Tee, bis dieser leer ist und ich die Tasse auf den Tisch stelle.

Inzwischen reden die drei miteinander, weswegen ich aufstehe und mir immer noch leicht müde durch die Haare fahre. „Stört es euch, wenn ich hoch gehe?", frage ich und fahre mir durch die Haare. „Alles okay?", fragt Harry und sieht besorgt aus. „Ich wollte nur kurz duschen gehen. Du kannst ja mitkommen." Ich verkneife mir ein Lachen und gehe schnellen Schrittes in die Küche, wo ich die Tasse in die Spülmaschine stelle und mir auf die Lippe beiße, als ich zwei große Hände auf meinen Hüften spüre.

„Ich würde gerne mitkommen, Lou. Aber ich kann Niall und Liam nicht hier lassen.", raunt er in mein Ohr und dreht mich zu sich, sodass ich dicht vor ihm stehe. „Trotzdem. Wir würden bestimmt unseren Spaß haben.", hauche ich und lege meine Hände an seinen Hosenbund, worauf Harry direkt die Luft einzieht. „Definitiv, aber ich kann jetzt nicht. Wenn wir alleine sind, gerne, aber bitte." Er legt seine Stirn gegen meine und schaut mir in die Augen. „Okay" Harry nickt und legt seine Lippen kurz auf meine, ehe er über meine Wange streicht. „Guten Morgen übrigens.", flüstert er und haucht mir einen weiteren Kuss auf den Mund.

„Morgen.", nuschele ich und halte ihn am Nacken zurück, als er sich von mir lösen will. Harry seufzt leise und hebt mich unter den Oberschenkeln auf die Arbeitsplatte, bevor er sich zwischen meine Beine stellt und mit seinen Händen unter mein Shirt schlüpft. Ich kann mir ein leises wimmern nicht verkneifen, worauf ich direkt Harrys Lächeln an meinen Lippen merke.

„Woah", kommt es plötzlich von hinter Harry, worauf wir beide uns heftig erschrecken und ich schnell von der Küchenzeile springe, bevor ich mich neben Harry stelle und mein Shirt richtig rücke. „Das ist neu. Macht ihr sowas nicht eigentlich nur auf Partys?", kommt es von Liam, der zwischen uns hin und her schaut. Mit roten Wangen schaue ich zu Harry, welcher mich ebenfalls etwas hilflos anschaut. „Heute ist doch ne Party, da ist es egal, wann wir uns küssen. Ohne Alkohol ist es anders." Da ich nicht möchte, dass Harry das hier falsch versteht und nie wieder was mit mir zu tun haben möchte, versuche ich ihm einen Blick zuzuwerfen, der genau das ausdrücken soll. Harry nickt zum Glück und legt einen Arm um meine Schulter, ehe er mich an sich zieht.

„Außerdem macht es Spaß, ab und zu rumzumachen. Louis kann ziemlich gut küssen." Ich verdrehe die Augen und löse mich aus seinem Griff. „Ich bin jetzt duschen. Wenn mich irgendjemand begleiten will?!" Bei Liams verstörtem Blick fange ich an zu lachen und gehe auf ihn zu. „Keine Sorge, ich mache mich nur an Harry ran, ihr anderen seid safe.", grinse ich und tätschele seine Wange, ehe ich die beiden Männer in der Küche stehen lasse und nach oben ins Badezimmer verschwinde.

Love is fire || Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt