Damit du die Klappe hältst.

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Jasper kommt natürlich, wie soll es auch anders seinem, mit Magen-Darm nach Hause. Gemma sah auch nicht unbedingt gut aus, weshalb ich sie nur schnellstmöglich von unserer Auffahrt verscheucht habe. Sobald Jas reingekommen ist, habe ich ihn nach oben gebracht, damit er sich etwas Gemütliches anziehen und dann auf die Couch legen kann. Louis habe ich mit einer Einkaufsliste zum Einkaufen geschickt, damit er Zutaten für eine Hühnerbrühe und Lasagne kaufen kann, um uns übers Wochenende zu bringen. Die restlichen Lebensmittel werde ich dann Montag kaufen.

Da Jasper mich aus müden Augen ansieht, setze ich mich zu ihm auf die Couch und bette seinen Kopf liebevoll auf meinem Schoß. „Mein Bauch, Papi...", wimmert er leise, weshalb ich mich zu ihm herunterbeuge, einen Kuss auf seine Nasenspitze drücke und dann zärtlich mit meinen Fingern über seine Haare streiche. „Versuche ein wenig zu schlafen, Tiger. Ich bin hier, wenn du aufwachst." Er nickt und schließt seine Augen, wobei ich auch noch sitzen bleibe, bis er bereits einige Minuten schläft. Sobald ich mir sicher bin, dass er nicht aufwachen wird, stehe ich auf, lege ein Kissen unter seinen Kopf und eine Decke über seinen zusammengerollten Körper.

Louis kommt gerade mal zehn Minuten später ins Haus und will sich lautstark ankündigen, allerdings schließe ich schnell die Lücke zwischen uns und drücke meine Lippen auf seine. Er seufzt zufrieden und zieht mich an der Hüfte näher, sieht mich aber fragend an nachdem er den Kuss unterbrochen hat. „Wofür war denn das, Haz?" – „Damit du die Klappe hältst. Jasper ist krank und liegt schlafend auf der Couch." Er nickt und drückt mir noch einen Kuss auf die Lippen, ehe er damit fortfährt die Einkäufe in die Küche zu bringen. Schnell hole ich die letzte Tüte aus seinem Auto, gehe in die Küche und stelle mich dann zu Louis in die Küche. „Hühnersuppe?" Ich Summe zustimmend, lege einen Arm um seine Taille und lehne meinen Kopf an seinen. „Wär ich doch nur auf die Idee gekommen, Hühnersuppe zu machen, als du nicht essen konntest." Daraufhin zwickt Lou mir nur ein mal sanft in die Hüfte, ehe er seine Arme um mich legt und eine enge Umarmung initiiert.

Niall steht neben mir, während wir zusammen das Mittagessen vorbereiten und unsere Kolleginnen draußen Aufsicht haben. „Glaubst du wirklich, dass Louis und du funktioniert?", fragt der Ire mich und sieht mich fragend an. Einen Moment halte ich inne und zucke dann mit den Schultern: „Ich liebe ihn, das muss fürs erste reichen." Niall sieht mich an und nickt nur anstatt noch etwas zu fragen. Gerade als ich noch etwas raufsetzen möchte, klingelt mein Handy und ich sehe ihn entschuldigend an. Schnell laufe ich auf den Flur und nehme dann den Anruf an als ich sehe, dass Louis der Störenfried ist. „Hi Louis, was gibt's?" – „Hi Hawwy, kannft du mif abholen?" Verwirrt von seiner undeutlichen Aussprache ziehe ich meine Augenbrauen zusammen, fahre mir über die Stirn und lege Zeige- und Mittelfinger an meine Nasenwurzel. Und wo zur Hölle sollte ich ihn bitte abholen? Er muss doch arbeiten. „Ich hab noch knapp zwei Stunden Arbeit vor mir, sorry Louis... warum nimmst du nicht dein Auto?" – „Kannft du dir freinehmen? Bitte Hawwy, es ift wirklif wiftif." Ich seufze, aber wenn er so sehr darauf beharrt, wird es hoffentlich auch wichtig sein. Gott, wenn es jetzt irgendwas nicht Wichtiges ist, bringe ich ihn höchstpersönlich um. „Wehe es ist nicht wirklich etwas wichtiges, Louis... warum sprichst du eigentlich so komisch?", hake ich nach meiner Zustimmung nach und lege zeitgleich meinen Kopf in den Nacken. Er atmet ein mal tief ein, ehe er mir antwortet. „If erkläre ef dir gleif, die Adreffe fick if dir auf Fatsapp" Seine Aussprache von ‚Schick', lässt mich schmunzeln, aber da er so ein Geheimnis daraus macht, schleicht sich langsam ein unbehagliches Gefühl bei mir ein. Es wird doch alles gut bei ihm sein, oder? Schnell lege ich auf, gehe zurück zu Niall und teile ihm mit, dass ich für heute Schluss machen muss, weshalb er nickt und es in den Kalender einträgt. Im selben Moment erscheint die Nachricht mit der Adresse auf meinem Bildschirm, weshalb ich mich schnell verabschiede, meine meine Sachen nehme und zu meinem Auto sprinte.

Kaum sitze ich auf dem Fahrersitz, tippe ich die Straße ein und mache mich auf den Weg. Mit jedem Meter, den ich dem Ziel näherkomme, werde ich unruhiger, rutsche nervös auf meinem Stuhl hin und her und verfluche mehr Autofahrer als ich es je zuvorgetan habe. Mein Herz sackt mir sofort herunter, als ich um die letzte Ecke Biege und mein ein Krankenhausschild sehe. Eiskalt läuft es mir den Rücken hinunter, während sich immer mehr Horrorszenarien in meinen Kopf schleichen und ich mich innerlich darauf einstelle, Louis in was weiß ich für einem Zustand oder irgendeiner Todesdiagnose vorzufinden.

Mit der Annahme, dass es Louis ist, halte ich vor einem Anzugträger und stolpere aus dem Auto. Er hebt seinen Kopf und mir bleibt mit einem Mal die Luft weg: sein Gesicht ist vollkommen ramponiert.

Das rechte Auge ist vollkommen blutunterlaufen und seine Wange ist an einer Stelle genäht werden. Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an: „Was ist denn mit dir passiert, Lou?"; frage ich nach und hocke mich vorsichtig vor ihn. „Was ist passiert, Lou?", wiederhole ich, aber er verdeutlich, dass er nicht darüber reden möchte. Also verfrachte ich ihn vorsichtig ins Auto und fahre ihn dann nach Hause, wo ich ihn auf die Couch im Wohnzimmer setze. Langsam lasse ich mich neben ihm nieder und ziehe ihn so, dass er sich entspannt an mich lehnen kann.


„Wer war das, Louis?", frage ich nun zum dritten Mal, während ich ihm seine Schmerztablette und Wasser reiche. Er nimmt das Medikament, zieht mich auf die Couch und bettet seinen Kopf dann vorsichtig in meinem Schoß weshalb ich wie automatisch beginne, durch seine Haare zu streichen. Irgendwas murmelt Lou so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann, weshalb ich fragend eine Augenbraue hochziehe und ihn liebevoll ansehe. „Liam war das, Wir haben uns gestritten. Das war er." Wiederholt er und ich muss wirklich an mich halten nicht aufzuspringen und mir Liam vorzuknöpfen. Dieses Arschloch, Gewalt als Lösung, was ein Schwachsinn. Um runterzukommen, schließe ich meine Augen und atme tief durch. Mein Armer Louis. Er leidet so oder so unter der Situation mit seinem besten Freund und wenn ich könnte, würde ich das Problem verschwinden lassen, aber das? Mein Armer Louis. Mein Armer Lou. Als ich wieder in meinen Schoß sehe, sehe ich einen schlafenden Louis, weshalb ich leicht lächle, aber ehe die positiven Gefühle Überhand gewinnen, zieht mein Herz sich unangenehm zusammen bei seinem Anblick. Er ist wunderschön, auch mit Schwellung und farblichen Unterlegungen, aber ich möchte nicht, dass er Schmerzen hat.

Je länger ich ihn beim Schlafen beobachte, desto mehr verzieht sich sein Gesicht in eine Grimasse.

Scheinbar war ich so sehr in Gedanken versunken, dass ich erst mitbekomme, dass Louis aufgewacht ist, als er sanft an meinem Arm ruckelt. „Hey", begrüße ich ihn lächelnd und streiche ihm vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Auge. „If hab Hunger", murmelt er, steht auf und geht langsam zum Kühlschrank. Da auch mein Magen leise knurrt schließe ich mich ihm an und mache mir ein Brot mit Käse und Gurkenscheiben, während Louis noch unschlüssig rumsteht. Er kann nicht kauen. Shit, und ich steh hier und esse Brot. Von Reue geziert lege ich das Brot weg, lege ihm meine Hände an die Hüfte und sehe ihn durchdringlich an: „Ich fahr jetzt nach Hause, hole frische Klamotten und übernachte dann hier. Dich lasse ich heute bestimmt nicht mehr allein. Dusch einmal, zieh dir was entspanntes an und leg dich auf die Couch um ein wenig mehr schlaf zu bekommen." Er nickt und geht ins Bad, nachdem er sich frische Anziehsachen nahm und mir ein sanftes lächeln zukommen ließ.

Louis sieht mich lächelnd an und drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich finde, wir haben das auch so ganz gut hinbekommen, oder?" Lächelnd lehne ich meinen Kopf an seine Schulter und schließe für eine Augenblick die Augen, um seine Nähe zu genießen. „Ich liebe dich, Harry.", flüstert er leise und wie immer fängt mein Herz an schneller zu pochen und ein angenehmes Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus. „Ich liebe dich auch, Louis", flüstere ich und lege meine Hand liebevoll in seinen Nacken, um ihn für einen zärtlichen Kuss zu mir zu ziehen. Sanft bewegen seine Lippen sich gegen meine, seine Hände legen sich an meine Hüfte während ich die weiche Haut seiner Wangen unter meinen Fingerspitzen fühle. 


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Hier habt ihr mal die Liam-Prügel-Situation aus Harrys Sicht. Gibt es noch andere Momente der beiden, die ihr aus einer anderen Sichtweise geschrieben bekommen haben wollt? Wenn ja, welche sind es dann?

Wie geht es euch? Freut ihr euch, auf die kommenden Kapitel?

love, j x

midnight memories III ⎜L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt