CHILDHOOD LOVERS ~byler

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montag, 2. november 1987

13:22 uhr
Das hier fühlte sich nicht richtig an. Das fühlte sich absolut falsch an- Alleine in der Cafeteria der Schule zu sitzen. Alleine zu essen. Alleine zu sitzen, und zuzusehen, wie die anderen genauso alleine sind wie ich.

Es ist nun knapp vier Monate her, als sich die Gruppe auflöste. Komplett auflöste. Gott, wir beachten uns nicht einmal mehr, wenn wir uns im Schulflur begegnen- Wir sind Fremde.
Dabei hatte ich seit dem Kindergarten niemals daran denken können, dass sich unsere Gruppe jemals auflösen würde -Warum auch? Wir waren beste Freunde, jahrelang. Man hat uns nie alleine gesehen. Wir waren immer zusammen, wir waren unzertrennlich. Und dass wir irgendwann einmal nicht mehr zusammen sein könnten, kam nicht einmal in Frage.
Dustin, Lucas, Max, Jane und Will- Seit ein paar Monaten kann ich sie nicht mehr meine „besten Freunde" nennen. Sie sind nur noch Schulkameraden, die man nicht einmal begrüßt, wenn man im Schulflur an ihnen vorbeiläuft. Sie sind nur noch Klassenkameraden, mit denen man so gut es geht den Augenkontakt vermeidet, damit keine unangenehme Situation entsteht. Sie sind nur noch alte Freunde.

Und während ich mich so umgucke und sehe, wie meine fünf besten Freunde an separaten Tischen sitzen, alleine essen und mich nicht einmal ansatzweise beachten, fühlte ich mich kotzübel.
Max saß alleine an ihrem Tisch. Dustin saß alleine an seinem Tisch. Lucas saß alleine an seinem Tisch. Ich saß alleine an meinem Tisch.
Nur Jane und Will saßen zusammen an einem Tisch. Dabei konnten sich die beiden nie leiden, und es wirkte so, als könnten sie das immer noch nicht. Doch seit ein paar Monaten sind die beiden Halbgeschwister, und können sich somit nur schwer aus dem Weg gehen. Es wirkt so, als würden sie ihre Eltern stolz machen wollen. Als würden sie krampfhaft versuchen, sich anzufreunden -anscheinend ohne Erfolg. Denn die beiden saßen mit langgezogener Miene am Tisch und redeten kein Wort miteinander. Sie starrten auf ihre Teller und beachteten den jeweils anderen nicht einmal ansatzweise.

Besonders Will hatte mit der Trennung unserer Freundesgruppe zu kämpfen- Die Gruppe lag ihm sehr am Herzen. Seine Freunde waren alles für ihn. Und jetzt hat er auch das verloren.
Ich frage mich oft, wie es ihm so ergeht. Ich möchte ihn nicht fragen, das wäre komisch. Aber um ehrlich zu sein -Ich machte mir Sorgen.

Doch Will ist nicht der einzige, der von der Trennung leidet -Weder Dustin, noch Max, noch Lucas, noch Jane wirkten seitdem glücklich. Die Stimmung ist mies, und ich frage mich oft, was in den Köpfen der anderen vorgeht. Ob sie genauso denken wie ich. Ob sie genauso leiden wie ich.

Ich blickte zu Jane und Will, welche immer noch trostlos in ihrem Essen herumstocherten und nicht mal auf die Idee kamen, sich zu unterhalten oder sich überhaupt anzusehen.

Und während ich Jane noch etwas länger beobachtete, wurde ich von meinem Unterbewusstsein nur noch einmal daran erinnert, wieso sich die Gruppe überhaupt aufgelöst hat-

-Wegen mir. Ich bin der Grund, wieso sich die Gruppe aufgelöst hat, und das macht die Sache wesentlich schlimmer, als sie sowieso schon ist.

Ich habe mich von Jane getrennt. Nach ungefähr vier Jahren Beziehung habe ich es beendet. Einfach so. Ganz plötzlich.
Und ich wünschte ich wüsste heute, was damals in meinem Kopf vorging, als ich das getan habe. Als ich Jane's Herz gebrochen habe. Denn ich habe keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Keine Ahnung, wieso ich mich von ihr getrennt habe. Keine Ahnung, wieso ich aufgehört habe sie zu lieben.
Und, naja, wir haben uns gestritten. Heftig gestritten. Denn ich habe sie verletzt.
Und plötzlich haben mich alle gehasst. Alle waren auf Jane's Seite -selbstverständlich, schließlich habe ich ihr Herz gebrochen. Ich habe sie einfach so stehen lassen. Habe sie verletzt, und konnte ihr nicht einmal sagen, wieso ich sie nicht mehr liebe.
Und dann isolierte sich Jane. Sie ging nicht mehr in die Schule, ignorierte meine Anrufe, öffnete nicht die Tür, wenn ich vor ihrem Haus stand. Sie hat niemanden mehr an sich heran gelassen -Nicht einmal Max, dabei waren Jane und Max unzertrennliche Freunde und sie erzählten sich alles. Heute sind die zwei nur noch Geschichte. So wie alle anderen aus der Gruppe auch -Es ist alles nur noch Geschichte.