Ein Unwillkommenes Wiedersehen

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Hallo meine Lieben,ihr seid einfach der Wahnsinn. Ich habe in der vergangenen Woche so viele Nachrichten erhalten, dass ihr euch auf die Fortsetzung freut und teilweise jetzt auch nochmal den ersten Teil lest. Vielen Dank dafür!LG Bianca


Es dauerte noch gut eine Stunde, bis wir vor der Haustür eine Autotür zuschlagen hörten.Mycroft und ich hatten in der gesamten Zeit kein Wort miteinander gewechselt. Wir saßen unverändert auf den unteren Stufen der Treppe und hingen unseren Gedanken nach.Zweifellos dachten wir beide an Sherlock, der in diesem Moment die Haustür öffnete und gemeinsam mit meinem Bruder John eintrat.Sherlocks zorniger Blick traf sofort auf Mycroft. Er hatte offensichtlich gewusst, dass sein Bruder hier auf ihn wartete.Als er mich jedoch bemerkte, erstarrte er für den Bruchteil einer Sekunde. Das Funkeln in seinen Augen wich einem überraschten Ausdruck und einem kurzen Aufflackern von Panik.Sherlock hatte nicht damit gerechnet, mich hier zu sehen. Mehr noch. Er hatte nicht gewollt, dass ich ihn in diesem Zustand zu Gesicht bekam. Denn er sah wirklich furchtbar aus. Anstatt seinem Jackett trug er ein altes schwarzes Hemd und eine schmuddelige Regenjacke. Sein Gesicht war blass und seine dunklen Locken waren fettig und standen in alle Richtungen ab. Das schlimmste waren für mich jedoch seine Augen.Sherlocks sonst eisblaue Augen, die alles mit kühler Berechnung betrachteten, waren fast schwarz. Die helle Iris war fast vollständig von den dunklen Pupillen verdeckt. Mycroft hatte mit seinen Befürchtungen Recht behalten.„,Nun denn, Sherlock'", ergriff der ältere Holmes auch direkt das Wort. „,Wieder drauf?'"„,Was willst du hier?'", verlangte Sherlock zu wissen.„,Ich habe ihn angerufen'", gab mein Bruder zu.„Und Mycroft hat mich angerufen", warf ich ein.„,Die Sirenengesänge alter Gewohnheiten'", sagte Mycroft. Obwohl er einen lockeren Plauderton aufgelegt hatte, spürte ich seine Anspannung neben mir. „,Ganz wie Onkel Rudy. Ja, auch für dich wäre Crossdressing vielleicht die klügere Wahl gewesen.'"„,Du hast ihn angerufen?'", fragte Sherlock meinen Bruder ungläubig.„,Ja, verdammt. Habe ich.'"„,Ja, verdammt, hat er'", bestätigte Mycroft. „,Du könntest es etwas vorantreiben. Wo sollten wir suchen?'"„,Wir?'", hakte Sherlock nach und zum ersten Mal, seit er die Baker Street betreten hatte, sah er wieder zu mir.Ich brauchte ihm jedoch nicht erklären, dass Mycroft nicht von mir gesprochen hatte. In diesem Moment erklang Andersons Stimme aus unserer Küche: „,Mr. Holmes?'"Sherlock entglitten sämtliche Gesichtszüge und mit einem lauten Fluchen stürmte er an Mycroft und mir vorbei die Treppe nach oben.Wir erhoben uns von den Stufen und folgten gemeinsam mit John dem Detektiv in den ersten Stock.„,Oh, das ist er, habe ich Recht?'", fragte gerade das schwarzhaarige Mädchen und himmelte Sherlock an. Dieser setzte nur genervt die Kapuze seiner Regenjacke auf und verscheuchte einen der Jungen aus unserem Wohnzimmer, bevor er sich in seinem dunklen Sessel zusammenrollte.„,Ein paar Mitglieder deines kleinen Fanclubs'", erklärte Mycroft. „Sei höflich. Sie sind vertrauenswürdig und sogar bereit die Giftmülldeponie zu durchsuchen, die du gerne als Wohnung bezeichnest.'"„Hey", protestierte ich und verschränkte die Arme. „Darf ich dich daran erinnern, dass ich hier ebenfalls wohne, Mycroft?"Mir war durchaus bewusst, dass in unserer Wohnung oft Chaos herrschte. Trotzdem liebte ich sie und würde sie sicher nicht von Mycroft als Mülldeponie bezeichnen lassen.Dieser bedachte mich jedoch nur mit einem kurzen, mitleidigen Blick, dann wandte er sich wieder an Sherlock: „,Du bist gegenwärtig eine Berühmtheit, Sherlock. Drogensucht kannst du dir nicht erlauben.'"„,Es stimmt nicht, dass ich Drogen nehme.'"„,Hey, wo ist mein Sessel hin?'", fragte John überrascht und starrte auf den leeren Fleck im Wohnzimmer.„Oben, in deinem alten Zimmer", erklärte ich.„,Hat mir den Blick in die Küche verstellt'", murmelte Sherlock.„,Schön so vermisst zu werden.'"„,Du warst weg und ich sah die Gelegenheit.'"„,Nein, du sahst die Küche'", erwiderte John.Kopfschüttelnd sah ich den beiden zu und überlegte John über die Geschichte mit dem Sessel aufzuklären.Nach Mary und Johns Hochzeit war ich mit Sherlock in die Baker Street gefahren und hatte hier geschlafen. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Sherlock natürlich bereits wieder auf den Beinen gewesen und hatte es allein bewerkstelligt den Sessel nach oben zu tragen. Ich war davon nicht minder überrascht gewesen wie John jetzt, doch war mir schnell der wahre Grund für Sherlocks Verhalten klar geworden. Er vermisste seinen besten Freund und der leere Sessel erinnerte ihn stets daran, dass John nicht länger in der Baker Street lebte.„,Haben Sie bisher wirklich nichts gefunden?'", wandte Mycroft sich an Anderson und riss mich damit aus meinen Gedanken.„,Hier ist nichts zu finden!'", rief Sherlock erbost, bewegte sich jedoch keinen Zentimeter aus seinem Sessel.„,Deine Schlafzimmertür ist zu'", stellte Mycroft fest. „,Du und Breanna waren die ganze Nacht nicht zuhause. Also, warum sollte ein Mann, der ohne die Anweisung seiner Mutter, noch nie bewusst eine Tür zugemacht hat, es gerade bei dieser Gelegenheit tun?'"Ich stutzte, während Mycroft sich auf besagte Tür zubewegte, denn er hatte mit seiner Aussage vollkommen Recht. Mein Magen zog sich unangenehm zusammen als auch noch Sherlock aufsprang und seinen Bruder vehement davon abhielt das Schlafzimmer zu betreten.„Bitte, Sherlock. Sag mir, dass das nicht wahr ist", sagte ich leise.Sein Blick traf mich, doch der entschuldigende Ausdruck in seinen Augen machte es nur schlimmer für mich.„,Ich werde natürlich unsere Eltern anrufen müssen'", stellte Mycroft klar. „,In Oklahoma.'"„Damit wäre dann nicht nur mein Urlaub zerstört", murmelte ich und sah Sherlock noch immer abwartend an. Ich hoffte nach wie vor auf eine schlüssige Erklärung. Sein Blick ruhte unverwandt auf mir, als er schließlich leise seufzte.„,Es ist nicht das, was du denkst. Es ist für einen Fall.'"„,Welcher Fall könnte so etwas rechtfertigen?'", sprach Mycroft die Frage aus, die auch mir durch den Kopf schoss.„,Magnussen. Charles Augustus Magnussen.'"Die Veränderung in Mycroft war beinahe greifbar. Echte Verblüffung zeichnete sich in seinem Gesicht ab, während sein ganzer Körper sich plötzlich anspannte. Verwirrt versuchte ich, den Namen zuzuordnen. Soweit ich mich erinnern konnte, war Magnussen ein Medienmogul, dem einige Zeitungen gehörten.Langsam drehte Mycroft sich zu Anderson und den Jugendlichen um.„,Dieser Name, der hier eben gefallen sein könnte'", setzte er an und wartete auf ein bestätigendes Nicken von Anderson. „,Da haben Sie sich verhört. Falls Sie je behaupten, Sie hätten ihn in diesem Raum, in diesem Kontext gehört, garantiere ich ihnen im Namen der britischen Geheimdienste, dass Material auf ihren Computerfestplatten gefunden wird, das Ihre sofortige Inhaftierung nach sich zieht. Nicht antworten. Nur verängstigt gucken und Leine ziehen.'"Überrascht starrte ich Mycroft an, während die Angesprochenen aus der Wohnung flohen. Ich hatte den Regierungsbeamten nur ein einziges Mal so angespannt gesehen und eine Drohung aussprechen hören. Damals als Irene Adler versucht hatte, die Regierung zu erpressen.Kaum waren wir unter uns, sah Mycroft zu meinem Bruder und mir. „,Ich hoffe, ich muss euch nicht auch drohen.'"„Ist das dein Ernst, Mycroft?", fragte ich ungläubig.„,Ich denke das fänden wir alle peinlich'", meinte mein Bruder nur und brachte damit Sherlock zum Schmunzeln.Ich wusste jedoch noch immer nicht, was ich von der ganzen Situation halten sollte.„,Lass die Finger von Magnussen'", verlangte Mycroft von seinem Bruder.„,Weil deine Finger schon dran sind?'"„,Sagen wir einfach, ich halte meine schützende Hand über ihn.'"„,Ich denke eher, er hat dich in seiner Hand.'"„,Wenn du dich gegen Magnussen wendest, wendest du dich gegen mich. Das wirst du sehr schnell merken.'"„,Okay, wenn ich etwas spüre, sage ich es dir'", erwiderte Sherlock gelangweilt und öffnete Mycroft die Tür zum Treppenhaus. „,Was wollte ich gerade sagen? Ach ja. Auf Wiedersehen.'"Mycroft machte einige Schritte in Richtung Tür, blieb dann jedoch vor Sherlock stehen und funkelte ihn an. „,Unklug, Bruderherz.'"Schneller als einer von uns hätte reagieren können, hatte Sherlock seinem Bruder einen Arm auf den Rücken gedreht und drückte ihn gegen den Türrahmen. „,Bruderherz, bring mich nicht auf die Palme, wenn ich high bin.'"„,Mycroft'", schaltete sich mein Bruder ein. „,Sag kein Wort mehr und geh. Er könnte dich leicht in Stücke reißen und so wie es aussieht, fürchte ich ein wenig, dass er kurz davor ist.'"Sherlock ließ seinen Bruder wieder los und schritt zurück ins Wohnzimmer, während Mycroft mit einem pikierten Blick seinen Arm ausschüttelte und tatsächlich wortlos verschwand.„,Äh, Magnussen?'", hakte John nun bei dem Detektiv nach.„,Wie spät ist es?'", antwortete dieser jedoch mit einer Gegenfrage.„,Ungefähr elf Uhr.'"„,Ich treffe ihn in drei Stunden. Ich brauche ein Bad.'"„,Es geht also um einen Fall?'"„,Ja.'"„,Was für einen?'"„,Zu groß und zu gefährlich für Menschen, die auch nur halbwegs bei Verstand sind.'"„,Willst du mich abschrecken?'"Sherlock grinste meinen Bruder an. „,Aber nein. Ich will dich anwerben.'"Als er sich umdrehte, um ins Bad zu gehen, fiel sein Blick jedoch auf mich und sofort verschwand der heitere Gesichtsausdruck aus seinem Gesicht.Ich stand schweigend neben der Tür und versuchte irgendwie das Chaos in meinen Gedanken und Gefühlen zu sortieren.„Es tut mir leid, dass du das alles mitansehen musst", sagte Sherlock leise und legte eine Hand an meine Wange. „Mycroft hätte dir deinen Urlaub in Deutschland nicht kaputt machen dürfen."„Mycroft?", fragte ich verletzt. „Sherlock, du bist derjenige, der mir den Urlaub kaputt gemacht hat. Du hättest doch damit rechnen müssen, dass Mycroft mich zurückholt, wenn du einen Rückfall vortäuschst."„Ich mache es wieder gut", versuchte er mich zu beruhigen. „Ich bezahle dir den Flug zurück nach Frankfurt."„Ich fliege nicht wieder zurück", seufzte ich. „Nicht solange ich nicht absolut sicher bin, dass du wirklich keinen Rückfall erleidest."„Aber..."„Hör auf zu diskutieren, Sherlock! Wir können alle sehen, dass du Drogen genommen hast. Solange du also nicht beweisen kannst, dass das eine einmalige Sache war, bleibe ich hier."Sherlock sah mich lange an und ich konnte in seinen Augen deutlich lesen, dass ihm die Vorstellung, mich hier in der Baker Street zu wissen, nicht gefiel. Das erhärtete jedoch nur meinen Verdacht, dass etwas nicht stimmte. Schließlich nickte er ergeben und drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn, ehe er in Richtung Badezimmer verschwand. Kurz bevor die Tür hinter ihm zufiel, rief er noch einmal: „,Bleibt aus meinem Schlafzimmer raus.'"Ich tauschte einen Blick mit John, der sofort einen Schritt in Richtung Flur machte.„Lass mich nachschauen", hielt ich ihn auf.„Bist du dir sicher?"„Nein", gab ich zu. Wollte ich wirklich wissen, was Sherlock dort drin versteckte? „Aber es ist auch mein Schlafzimmer und ich stelle mich der Wahrheit lieber früher als später."Ich wandte mich also zur Schlafzimmertür um, die in diesem Moment jedoch von innen geöffnet wurde. John und ich erstarrten gleichermaßen, als eine dunkelhaarige Frau hinaus auf den Flur trat und uns peinlich berührt anstarrte. Das allein, wäre schon zu viel für mich gewesen, doch die Tatsache, dass ich sie kannte, machte die Situation noch viel schlimmer. Es war Janine, Marys Freundin und erste Brautjungfer. Und als wäre auch das noch nicht genug, trug sie nichts, außer eins von Sherlocks Hemden.~~~

SHERLOCK - Das einzig Richtige für mich ... bist duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt