Begegnung in Samarra

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Mycroft empfing uns mit einem wenig herzlichen Lächeln, aber das war zu erwarten gewesen. Immerhin wagten wir es einfach so in seinen geplanten Tagesablauf zu platzen.

„Was verschafft mir diese nicht gewollte Ehre?", fragte er uns und setzte sich an seinen Schreibtisch.

„Ich wollte dir nur ein Bild zeigen", grinste ich und drückte ihm mein Handy in die Hand. Darauf hatte ich ein Foto von Rosie geöffnet.

Mycroft sah mich ungläubig an.

„Sie will dich nur ärgern", winkte Sherlock ab und fing an, in dem kleinen Büro auf und ab zu gehen. „Wir sind hier wegen Margaret Thatcher."

„,Ich habe Sie einmal getroffen'", nickte Mycroft. „,Ziemlich arrogant, fand ich.'"

„,Das sagst du?'"

„Dann bin ich froh ihr nie begegnet zu sein", warf ich kopfschüttelnd ein.

„,Ich weiß'", grinste Mycroft und sah auf mein Handy, das er immer noch in der Hand hielt. „,Warum sehe ich mir das an?'"

„,Das ist sie. Johns und Marys Baby'", erklärte Sherlock.

„,Oh ja, verstehe. Wirkt sehr ... voll funktionsfähig.'" Selbst Sherlock warf seinem Bruder bei diesem Satz einen ungläubigen Blick zu. Ich verdrehte die Augen und nahm mein Handy wieder entgegen.

„,Etwas Besseres fällt dir nicht ein?'", hakte mein Freund nach.

„,Entschuldige. Die sind noch nie so mein Fall gewesen.'"

„,Babys?'"

„,Nein, Menschen.'"

„Das ist ja mal eine Überraschung", murmelte ich und erntete von Mycroft einen seiner genervten Blicke.

„,Moriarty, hatte er irgendeine Beziehung zu Thatcher?'", kehrte Sherlock zu dem eigentlichen Grund unseres Besuches zurück. „,Irgendein Interesse an ihr?'"

„,Warum sollte er?'", fragte Mycroft.

„,Keine Ahnung. Sag du es mir.'"

„,Während seines letzten Lebensjahres war James Moriarty in nicht weniger als vier politische Attentate verstrickt'", erklärte Mycroft, während er die Akte auf seinem Schreibtisch durchsah. „,Außerdem in über siebzig Raubüberfälle und Terroranschläge, einschließlich einer Chemiewaffenfabrik in Nordkorea und zuletzt hat er Interesse am Aufspüren der Schwarzen Perle der Borgia gezeigt, die übrigens immer noch vermisst wird. Solltest du Lust haben, dich etwas Praktischem zu widmen.'"

„,Es ist eine Perle. Organisier eine neue.'"

„Sherlock, das ist ein bedeutendes Kunstartefakt", erklärte ich ihm geduldig. „Die Perle ist Millionen wert. So etwas organisierst du nicht einfach nochmal."

„Da hat Breanna ausnahmsweise mal Recht", nickte Mycroft.

„,Ja, es muss etwas Bedeutendes dahinter stecken'", murmelte Sherlock. „,Da bin ich sicher.'"

Überrascht sah ich ihn an. Doch sein Blick war abwesend und daher war ich mir sicher, dass er nicht mehr von der Perle sprach.

„,Vielleicht ist es Moriarty'", fuhr er leise fort. „,Vielleicht auch nicht, aber da kündigt sich etwas an.'"

„,Hast du etwa eine Vorahnung, Bruderherz?'", spottete Mycroft, doch ich hatte eine Gänsehaut bekommen.

„,Die Welt ist aus Milliarden von Leben gewoben. Ein jeder Faden kreuzt den anderen. Was wir Vorahnung nennen ist nur eine Bewegung des Netzes. Könnte man jedes Flimmern von Daten genau zuordnen, wäre die Zukunft gänzlich vorhersehbar. So zwangsläufig wie Mathematik.'"

SHERLOCK - Das einzig Richtige für mich ... bist duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt