Mary

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Mein Bruder stampfte vor uns die Stufen nach oben in den ersten Stock. Mary folgte ihm deutlich leiser, während ich Sherlock stützte. „Ich hätte nicht die Baker Street vorschlagen sollen, sondern aufs Krankenhaus bestehen müssen."

„Und dort hätte dein Bruder dann die ganze Belegschaft zusammengerufen", stöhnte Sherlock leise. „Es ist besser so."

„Sherlock", seufzte ich, doch mir war klar, dass meine Bedenken seine Gesundheit betreffend auf taube Ohren stoßen würden.

„,John! Mary!'", erklang Mrs. Hudsons Stimme aus unserer Wohnung. Als Sherlock und ich im Türrahmen erschienen, schrie sie erneut auf. „,Oh! Breanna! Und Sherlock! Sie sehen furchtbar aus!'"

„,Holen Sie mir Morphin aus Ihrer Küche'", bat er unsere Vermieterin. „,Meins ist alle.'"

„,Ich habe kein Morphin'", erwiderte Mrs. Hudson empört.

„,Wozu genau sind Sie eigentlich da, Mrs. Hudson?'", rief Sherlock erbost aus und löste sich von mir.

„,Was ist denn hier los?'", wollte sie wissen und sah der Reihe nach John, Mary und mich an.

„,Verdammt gute Frage'", schnaubte John.

„,Die Watsons haben jetzt gleich einen Ehekrach, und zwar einen kurzen, hoffe ich. Wir haben nämlich zu tun'", erklärte Sherlock und lehnte sich an den Türrahmen.

Es ging ihm offensichtlich nicht gut und meine Finger zuckten immer wieder zu meinem Handy.

„,Ich habe eine bessere Frage'", warf John ein und ging auf Mary zu. „,Ist jeder Mensch, dem ich je begegnet bin, ein Psychopath?'"

Ich schüttelte den Kopf, doch Sherlock sagte im gleichen Moment: „,Ja. Gut, dass wir das geklärt haben.'"

John wirbelte zu ihm herum. „,Halt die Klappe! Und belass es dabei! Denn das hier ist nicht witzig. Diesmal nicht.'"

Sicherheitshalber schob ich mich ein wenig zwischen Sherlock und meinen Bruder. John sah nämlich so aus, als würde er jeden Augenblick auf den Detektiv losgehen. „Hör zu. Ich weiß, dass das eine beschissene Situation ist. Aber wenn du jetzt ausflippst, kommen wir nicht weiter."

„Und?", fragte John, sah dabei jedoch wieder zu Mary. „,Du. Was habe ich getan? Mein Leben lang, um dich zu verdienen?'"

„,Alles'", antwortete Sherlock und ich warf ihm über die Schulter einen bösen Blick zu. Das war absolut nicht hilfreich.

„,Sherlock, ich hatte gesagt: Halt die Klappe'", wiederholte John und kam langsam auf uns zu. Beruhigend legte ich ihm eine Hand auf die Schulter, doch er schüttelte mich ab und schob mich einfach zur Seite.

„,Nein, ich meine es ernst'", fuhr Sherlock ungerührt fort. „,Alles was du je getan hast, hast du dafür getan.'"

„,Sherlock, noch ein Wort und du wirst kein Morphin mehr brauchen.'"

„John, das meinst du nicht ernst", sagte ich schockiert und trat erneut in seinen Weg.

„Das hängt ganz von ihm ab", erwiderte mein Bruder und funkelte Sherlock weiterhin wütend an.

„,John'", setzte dieser an und ignorierte meinen warnenden Blick. „,Du bist als Arzt in den Krieg gezogen. Du bist ein Mann, der es gerade einen Monat in seinem Vorort aushält, bevor er losstürmt und in einer Crack-Höhle einen Junkie verprügelt. Dein bester Freund ist ein Soziopath, der Verbrechen aufklärt als Ersatz für den Drogenrausch. Das bin übrigens ich, hallo. Von deiner ganzen Familie verstehst du dich am besten mit deiner Adoptivschwester, die wichtige Lebensentscheidungen aus dem Bauch heraus trifft und mit deinem eben erwähnten besten Freund, dem Soziopathen, zusammen ist, weil sie sich aus irgendeinem Grund in ihn verliebt hat.'"

SHERLOCK - Das einzig Richtige für mich ... bist duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt