Kapitel 2

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Yui Iwaizumi

Was macht der schon wieder hier? Hat der Kerl kein eigenes Zuhause?
Dieses Auto, hinter dem ich parkte, gehörte dem besten Freund meines Bruders. Oikawa Tooru, ein mittlerweile bekannter Profi-Volleyballspieler. Ihn kannte ich seit einer Ewigkeit. Als Kinder spielten wir schon immer zu dritt zusammen. Er fand es lustig mich zu ärgern, dafür hatte er sich aber auch ständig einen Schlag von Hajime eingefangen. Denn ich brauchte nur auf die Tränendrüse zu drücken, da sah mein Bruder rot und ich hatte meinen Spaß den Idioten wimmern zusehen.

Am Ende des 2. Jahres der Oberschule fingen die Mädchen an ihn anzuhimmeln. Was sie an ihm fanden, verstand ich einfach nicht. Ja, er sah gut aus, das musste ich wohl oder übel zugeben, aber sonst? Kindisch und selbstverliebt, das beschrieb ihn am besten. Als er im 3. Jahr, Kapitän des Volleyball-Teams wurde, hatte er plötzlich einen Haufen Fangirls. Dieses ständige Gekreische dieser Weiber, sie gingen mir auf die Nerven. Diese machten mir für längere Zeit Probleme. Sie drohten fast täglich, mir etwas anzutun, wenn ich mich nicht von ihm fernhalten würde. Andere Mädchen hätten Angst, für mich war es einfach nur nervig. Es dauerte lange, ihnen klarzumachen, dass ich für den Kerl nichts übrig hatte. Aber was erwartete man von so hohlen Weibern?

Seine Beliebtheit ging mir gegen den Strich. Um es zusammenzufassen, ich konnte den Typen einfach nicht leiden. Seine Art - einfach zum Kotzen! Meinem Bruder ging es ähnlich, musste ihn immer aus der Traube von Mädchen befreien, damit er pünktlich zum Unterricht kam. Stauchte ihn zusammen, wenn er wieder zu viel trainierte. Manchmal tat Haji mir leid, oft hatte ich ihm gesagt, das er es einfach lassen sollte, trotzdem sorgte und kümmerte er sich um seinen besten Freund. Und das bis heute.

Mein Griff ums Lenkrad lockerte sich allmählich, mein Lenkrad musste schon so einiges ertragen. Meinen Frust ließ ich nämlich meistens daran aus.
"Ok, Augen zu und durch."
Ich packte mir den Schlüsselbund und meine Tasche, seufzend stieg ich aus dem Auto und knallte die Tür zu. Zur Wohnung stiefelnd, suchte ich den Haustürschlüssel am Schlüsselbund. Vor der Haustür wurde ich dann fündig, diesen wollte ich gerade ins Schloss schieben, als jemand die Tür aufriss. Und schon schallte seine nervige, trällernde Stimme durch die ganze Straße.
"Yuuui-chaaaan~"

Erschießt mich bitte jemand? Irgendjemand? Nein? Schade.

"Ich hab dir doch gestern schon gesagt, dass dein Auto kein Panzer ist~"
Und vorgestern und vor-vorgestern und wie jeden verdammten Tag davor auch! Nach der Arbeit sah ich als Erstes ihn und musste mir diesen blöden Satz von ihm anhören.
Jeden. Verdammten. Tag!
Ich stieß Oikawa unsanft zur Seite und ging an ihm vorbei. Meine Schuhe und Jacke zog ich aus, diese flogen wie meine Tasche in die nächste Ecke. Der braunhaarige Vollpfosten räumte mir sowieso alles hinterher. Genervt warf ich einen Blick über die Schulter und wie ich schon sagte, räumte er alles an seinen Platz. Idiot! Grinsend richtete er sich auf und sah mir direkt in die Augen.

"Yui, wie war dein Tag? War es sehr stressig? Du hast bestimmt Hunger, dein Bruder-"
"Geh Hajime auf die Eier und nicht mir!", pampte ich ihn an und ging schnurstracks in die Küche.
Dort setzte ich mich an den Esstisch, stützte meinen Kopf ab und beobachtete Hajime beim Kochen. Mit einem grinsen im Gesicht, drehte er sich ein wenig zu mir, sodass er über seine Schulter blickte. Er fand das alles für meinen Geschmack viel zu amüsant.
"Grins nicht so blöd!", fauchte ich ihn an.
"Beruhig dich Yui. Langsam solltest du dich doch daran gewöhnt haben, dass er gegen Abend mal da ist. Shittykawa hat nun mal niemanden, der zu Hause auf ihn wartet, deswegen ist er eben gerne hier."

Mal? MAL? Oikawa gehörte quasi zum Inventar! Ok es gab Tage, da kam er nicht vorbei, aber sonst? Unglaublich, dass er dies allen Anschein selbst nicht bemerkte. Aber er hatte diesen Trottel gerne bei uns, früher in der Oberstufe, nein schon seit der Grundschule hockten die zwei gefühlt nur beieinander. Dabei dachte ich immer Aiko und ich wären schlimm was das anging, aber sie überzeugten mich vom Gegenteil.

Oikawa hatte sich in der Zwischenzeit neben mich gepflanzt. Legte dabei einen Arm um mich, zog mich dadurch etwas näher zu sich.
"Ach Yui-chan, sei doch nicht so. Ich weiß doch, dass du mich heimlich verehrst wie alle anderen Mädchen auch."
Genau das meinte ich! Er ist so … so … ekelhaft von sich selbst überzeugt, dass er dachte das wirklich jeder auf diesem Planeten auf ihn stand. Verärgert wuschelte ich ihm durch sein schokobraunes Haar. Ich wusste wie sehr er es hasste, sie mussten stets perfekt liegen.
"YUI! MEIN HAAR! Wie kannst du nur?", brüllte er verzweifelt und versuchte es zu richten.

Augenrollend wendete ich mich an meinen Bruder, der das ganze still beobachtete.
"Nicht mal nach der Arbeit kann man abschalten … ich möchte nicht sofort das nächste Kind an der Backe haben!"
"Ich dachte, du wolltest irgendwann eigene haben? Das ist doch nichts anderes", schmunzelte Hajime.
"Na und ob das was anderes ist! Meine Kinder werde ich lieben, ihn hier kann ich nicht leiden", dabei zeigte ich auf Oikawa.
"Du bist so gemein, Yui-chan! Iwa-chan, ich habe dir damals schon gesagt, dass deine Schwester ziemlich frech und verletzend ist!"
Ich? Frech und verletzend? Dass ich nicht lache. Ok, vielleicht war ich wirklich frech gewesen oder 'verletzend', aber man musste ihm einfach mal die Meinung geigen, Tacheles mit ihm sprechen. Sonst ging er einem nur noch mehr auf die Nerven.

Hajime wandte sich mit dem fertigen Essen zu uns und stellte dieses auf den Tisch ab. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, es sah wirklich köstlich aus. Die Schürze, die er trug, zog er sich über seinen Kopf, hing sie an ihren Platz und gesellte sich anschließend zu uns an den Tisch.
"Tja, Shittykawa, das liegt in der Familie. Und jetzt schmoll hier nicht so herum und fang an zu Essen, sonst wird's noch kalt.", meinte er zu unserem Riesenbaby.

Oikawa verschränkte beleidigt die Arme, hielt dennoch seine große Klappe, das hieß wir konnten in aller Ruhe essen.


was, wenn es Liebe ist ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt