Kapitel 6

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Yui Iwaizumi

»Ihr hattet was? Sex im Auto? Unbequemer ging es wohl nicht, huh?«, brüllte ich geschockt ins Handy. In der anderen Leitung - Aiko, die vermutlich ihr Handy vom Ohr nehmen musste. Wir hatten bereits Montag, natürlich hätte ich bis zum Abend warten können, um mit ihr über das Date zu sprechen. Dafür war ich aber einfach zu neugierig, vor allem da sie mich gestern den ganzen Tag abwimmelte.
»So unbequem war der ganze Spaß gar nicht. Eigentlich war es echt h-«
»STOP! Ich möchte wirklich nichts weiter davon hören!«, unterbrach ich meine beste Freundin. Bloß keine Details. Nicht, wenn es um Sex mit meinem Bruder ging! Sowas wollte niemand, wirklich niemand freiwillig hören, da gab es eine Grenze, wenn es um die eigene Familie ging.
»Haha, ist ja gut. Aber ich muss wieder an die Arbeit, wir sehen uns heute Abend. Hab dich lieb, Maus.«
»Ok, viel Spaß. Ich dich auch Aiko und lasst die Finger voneinander, bis später.«, schnell aufgelegt, ehe sie darauf antworten konnte und warf das Handy auf meinen Nachttisch. Langsam klettere ich aus dem Bett und zupfte meine Kleidung zurecht. Bevor mir die Decke auf den Kopf fiel, überlegte ich einem alten Freund zu schreiben, in der Hoffnung, er hätte spontan Zeit.

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[Whatsapp]
Noya

[Yui, 12:30 Uhr]
Hey Kleiner 😋 Was machst du gerade?

[Noya, 12:33 Uhr]
Yuiii 😍 Habe Besuch von zwei Freunden, aber für dich schicke ich die zwei auch sofort nach Hause 😏

[Yui, 12:35 Uhr]
Ist nicht nötig. Wollte dich eigentlich nur fragen, ob du mit ins Café möchtest. Aber das hat sich allen Anschein nach erledigt. Viel Spaß euch noch.

[Noya, 12:36 Uhr]
NEIN! Ich nehm die zwei einfach mit, du kennst Ryū und Kiyoko schließlich. Und stören tun sie uns nicht 😌 Welches Café meinst du denn? Das in der Nähe des Parks?

[Yui, 12:36 Uhr]
Ja genau das meine ich. Also dann ... bis gleich. Freu mich auf euch drei.

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Ich packte mein Handy in meine Hosentasche und schlenderte Richtung Küche, dort bereitete ich mir eine Kleinigkeit für unterwegs zu. Mit einem belegten Brot zwischen den Zähnen, zog ich mir meine Schuhe an und machte mich langsam los, bei dem schönen Wetter entschied ich mich zu Fuß zu laufen. Circa eine halbe Stunde Fußweg dabei konnte ich sie Sonne genießen und etwas Bewegung schadete noch niemandem.

***

Am Café angekommen, setzte ich mich schonmal draußen an einen Tisch. Der Kellner kam wenige Minuten später und nahm meine Bestellung auf. Ich entschied mich für einen Kakao, Kaffee war noch nie so mein Ding gewesen. Kurze Zeit später servierte er mir diesen, nippte ein-, zweimal an meiner heißen Schokolade, als plötzlich jemanden nach mir rief.
"Yuuuuiiiii, heeeeey!", mit beiden Armen nach oben gestreckt winkte der kleine braunhaarige mir wie ein Irrer zu.

Noya natürlich, er bekam die volle Aufmerksamkeit von jedem, der außerhalb des Cafés saß. Er hatte sich wirklich kein Stück verändert.
"Hey, ihr drei. Setzt euch doch erstmal", begrüßte ich sie. Kiyoko setzte sich rechts von mir hin, Tanaka daneben und Noya nahm links von mir platz. Noya und Tanaka - zwei laute, aufgedrehte Personen, so kannte ich sie. Aber heute war Ryū überraschend ruhig, was mich etwas verwunderte. Vielleicht erfahre ich den Grund ja gleich noch.

"Du siehst wie immer bezaubernd aus, Yui."
Kichernd, rollte ich mit den Augen. Er gab wohl nie auf, egal wie oft ich seine 'Flirt Versuche' ignorierte.
"Oh und ich muss dir unbedingt etwas erzählen! Das wirst du mir nie glauben!", aufgeregt hüpfte Noya auf seinem Stuhl herum.
Hoffentlich geht es darum, warum Ryū so still ist.
"Nishinoya! Das ist wirklich nicht deine Aufgabe, überlass das Tanaka oder mir!", ermahnte Kiyoko ihn.

Ich wusste, dass sie schon länger ein Paar waren, um genau zu sein - seit drei Jahren. Vielleicht gab es jetzt endlich die guten Neuigkeiten?
"Na schön ...", beleidigt warf er sich zurück, verschränkte die Arme und wendete seinen Blick von uns ab. Schmunzelnd beobachtete ich ihn einen kurzen Moment. Erinnert mich an Oi-. Wie konnte ich jetzt nur an diesen Idioten denken?
Die Gedanken abschüttelnd, wendete ich mich an das junge Pärchen.

"Ich kann es mir glaube schon denken, aber ich bin ganz Ohr?", sagte ich neugierig.
"Na ja ... Ryū und ich ... sind seit einer Woche verlobt", Kiyoko hielt mir ihren Verlobungsring vor die Nase.
"Oh mein Gott, Glückwunsch! Wer hätte gedacht, dass ihr beiden einmal heiraten werdet? Du hast die beiden Kindsköpfe nämlich damals so oft abgelehnt", kam es etwas zu laut von mir. Mich sahen die Leute bereits genervt an. Entschuldigung, dass ich mich für meine Freunde freue!

"Alle in meinem Umfeld sind entweder bereits verlobt oder sogar schon verheiratet und ich warte immer noch auf meinen Zukünftigen", fing ich an zu erzählen.
"Du findest au-", Kiyoko wurde unterbrochen.
"I-Ich bin noch Single! Du kannst mich haben!"
"Noya ... du bist und bleibst für mich immer wie ein kleiner Bruder. Tut mir leid."
Lauthals lachte Tanaka los: "Haha. Autsch, du wurdest gerade so richtig gekorbt mein Freund."
"Ach halt doch die Klappe Ryū! Das war auch nur so aus Spaß gesagt", er schaute beleidigt weg. Den Rotschimmer auf seinen Wangen erkannte ich trotzdem noch. Noya war wirklich süß, aber nun mal nicht mein Typ, er war mir etwas zu ... aufgekratzt.

Plötzlich hörte ich Kiyoko seufzen.
"Also was ich sagen wollte ... du wirst auch irgendwann deinen 'Zukünftigen' finden. Wir sind jung, also Stress dich nicht", beendete Kiyoko dann noch ihren angefangenen Satz, da sie ja von Noya unterbrochen wurde.
"Oder vielleicht kennst du ihn ja schon?", sagte Tanaka Augenbrauen wackelnd.
"Nein, ich kenne keinen der infrage käme ...", kam es etwas bedrückt von mir. Ein Nuscheln nahmen wir von Noya wahr, der jedoch immer noch den Blick von uns abgewandt hatte: "Na ja, ich kenne da jemanden, aber sie will mich ja nicht!"

Er dachte vermutlich, dass es keiner von uns drein hörte, aber wir taten es, blieben daraufhin aber still bis Kiyoko anfing mir zu erzählen wie Ryū ihr den Antrag machte. Wir verbrachten einige lustige Stunden gemeinsam und am späten Nachmittag trennten sich unsere Wege.

was, wenn es Liebe ist ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt