Kapitel 10

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Tooru Oikawa

Ein Autounfall, ja ich wusste das ich einen hatte und das mein Bein deswegen gebrochen war, sah ich ja schließlich. Aber war noch irgendetwas anderes, weshalb ich noch länger hier bleiben musste? Oder kümmerten sie sich schon um meine Entlassungspapiere? Ich wusste es nicht, weil mich hier niemand aufklärte.
Plötzlich klopfte jemand an meiner Zimmertür, sie wurde direkt danach geöffnet. Ich dachte erst, es wäre ein Arzt, der mir endlich mal meine Fragen beantworten würde. Doch es waren Iwa-chan und Aiko-chan. Mein bester Freund sah alles andere als gut aus, er hatte gerötete Augen und war ziemlich blass, hatte Iwa-chan etwa geweint? Aber wieso? Nicht etwa meinetwegen, oder? Das konnte ich mir im besten Willen nicht vorstellen, er würde mir vermutlich eher ein drüberziehen und mich an maulen, ob ich zu blöd zum Autofahren wäre. Also musste ihn etwas anderes beschäftigen, aber was?

Er zog einen Stuhl vor mein Bett und ließ sich unsanft darauf fallen, sein Blick war die ganze Zeit auf den Boden gerichtet. Aiko kniete sich zu ihm runter und strich ihm beruhigend über sein Bein, ich sah sie fragend an. Sie schüttelte bloß den Kopf, sollte wohl soviel heißen wie 'Nicht jetzt'.
"Warum liegst du eigentlich hier?", fragte mich schließlich Aiko.
"Wegen eines Autounfalls."
"Mensch Tooru, wie ist das denn passiert? Geht es dir wenigstens gut?"
"Ich sah nur noch dieses Auto auf mich zurasen und anschließend wurde ich hier wach. Seitdem die Schmerzmittel wirken, geht es mir gut", erklärte ich Ihr.

Hajime seufzte, ich sah besorgt zu ihm rüber, doch er sagte nichts.
"Darf ich bitte wissen, was los ist? Ich denke nicht, dass es meinetwegen ist?", fragte ich vorsichtig.
"Ich weiß nicht wirklich etwas, nur dass Yui auch im Krankenhaus liegt, ich möchte Hajime nicht drängen etwas zu sagen. Du siehst, wie schlecht es ihm geht."
Was? Yui-chan liegt hier im Krankenhaus?
Die Tür öffnete sich erneut und ein Arzt kam herein.
"Oh Entschuldigung, Oikawa-san, ich wusste nicht, dass sie Besuch haben", kam es vom Arzt.
"Ist schon ok, sie können uns vielleicht aufklären, was los ist? Und auch was mit Iwaizumi Yui ist?", ich zeigte danach auf Iwa-chan: "Er ist ihr Bruder."
Der Arzt nickte und kam weiter in den Raum herein, er stand nun links von meinem Bett.
"Ok, dann komme ich erstmal zu ihnen, junger Mann. Sie hatten, wie sie schon sehr wahrscheinlich wissen, einen Autounfall, sie kamen mit einer kleinen Kopfverletzung und einem gebrochenem Bein gut davon. Wir möchten sie aber noch für ein paar Tage zur Kontrolle hier behalten. Und das Einzige, was ich über die Frau weiß, dass sie in dem Auto saß, was mit ihrem kollidierte."

Aiko-chan und ich starrten den Arzt geschockt an. Iwa-chan begann zu schluchzen, Aiko umarmte ihn daraufhin sofort und strich ihm beruhigend über den Rücken. Jetzt wurde mir auch bewusst, warum mein bester Freund in so einer Verfassung war. Seine Schwester war alles für ihn, schon immer beschützte er sie und jetzt lag sie im Krankenhaus, wegen eines Unfalls mit mir. Hoffentlich gab er sich dafür jetzt nicht die Schuld, denn er hatte damit rein gar nichts am Hut.
"B-Bitte was? Sagen Sie mir, dass es ihr gut geht!", sagte ich geschockt. Mein Herz schmerzte, meine arme Yui-chan. Bitte, lass es ihr gut gehen.

"Wie ich schon sagte, weiß ich über die junge Dame leider nicht viel, ein anderer Arzt ist für sie zuständig. Ich werde mich aber darum kümmern, dass ihr so schnell wie möglich etwas über sie erfahrt", danach ließ er uns wieder alleine.

***

Es vergingen Minuten, vielleicht sogar Stunden, die wir schweigend in meinem Krankenzimmer verbrachten. Aiko-chan saß bei Iwa-chan auf dem Schoß und hatte einen Arm um ihn gelegt, ihr Kopf lehnte gegen seinen. Es schien, als hätte er sich wieder etwas beruhigt. Iwa-chan so niedergeschlagen zusehen tat weh, noch nie hatte ich ihn so gesehen. Früher als Kinder ja, da weinte auch er mal, aber dabei handelte sich um viel harmlosere Gründen als wie dieser. Yui lag hier und niemand von uns dreien wusste wie es ihr ging und so langsam wurde ich wirklich ungeduldig. Wollte unbedingt zu meinem Mäd- … Sie ist ja gar nicht mein … und das wird sie vermutlich auch nie sein. Traurig seufze ich, weshalb ich die Aufmerksamkeit von Aiko-chan bekam.
"Alles ok, Tooru? Hast du wieder Schmerzen?"
"Nein, nein. Ich habe keine Schmerzen, nur diese Warterei bringt-"

Ich wurde durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen, eine Krankenschwester betrat den Raum.
"Hallo, ich soll hier Bescheid geben, wenn ihr zu Iwaizumi Yui könnt."
Na endlich!
Ich wollte direkt aufspringen, doch die Krankenschwester hinderte mich daran. Stimmt ja mein gebrochenes Bein ... Sie brachte mir einen Rollstuhl, dort half sie mir noch rein und dann machten wir drei uns auf den Weg zu Yui.

Zimmer 210, auf der Intensivstation. Schwer schluckte ich, denn diese Station hieß meist nichts Gutes. Hajime hielt den Griff, aber drückte ihn nicht runter, es wird für ihn am schwierigsten sein. Wir hofften alle in diesem Moment, dass wenn wir dieses Zimmer betreten würden, uns eine breit grinsende Yui erwartete. Das würde sehr wahrscheinlich nicht der Fall sein.
Auf einmal ging die Tür auf, Hajime ließ schlagartig den Griff los und ein Arzt kam zum Vorschein.
"Hallo, sie wollten zu Iwaizumi-san, richtig?", fragte er emotionslos.
"J-Ja, ich bin ihr B-Bruder."
Der Arzt öffnete die Tür etwas mehr und ließ uns herein.

Uns drei blieb schlagartig die Luft aus. Yui-chan ...
Sie war an so vielen Geräten angeschlossen. Mir wurde übel, es hatte sie am schlimmsten von uns zweien erwischt. Gerade wünschte ich mir, dass ich dort liegen würde und nicht meine Yui-chan.
"W-Was ist mit m-meiner Schwester?", stotterte Iwa-chan plötzlich.
"Ich komme am besten direkt zum Punkt. Sie hat ein Schädel-Hirn-Trauma, sie ist in keinem guten Zustand, ihr Körper hat sie nach dem Aufprall direkt ins Koma versetzt", sagte er trocken.
"Kein g-guter Zustand? S-Sie wird aber nicht?", fragte Aiko-chan mit zitternder Stimme.

"Nein, das können wir erstmal ausschließen, wenn sich ihr Zustand natürlich nicht verschlimmert. Dieser ist zwar momentan nicht sehr gut, aber auch nicht sehr schlecht. Und wie lange sie im Koma sein wird, kann ich ihnen nicht beantworten. Ich würde sie dann mal mit ihr alleine lassen", somit verließ er den Raum.
Ich mochte ihn nicht, er sagte das alles so trocken, als wäre ihm alles egal. Ein richtig herzloser Mensch.
"Ich kann das nicht ...", kam es ganz leise von Iwa. Aiko versuchte so gut es ging für ihn dazu sein, ihn zu beruhigen. Scheiterte jedoch. Den Anblick von Yui verkraftete er ganz und gar nicht.

Iwa liefen wieder vereinzelte Tränen die Wange hinab. Bevor er zusammenbrach, flüchtete er aus dem Raum.
"Ich muss-"
"Na geh schon, er braucht dich gerade am meisten Aiko", nachdem rannte sie ihm sofort hinterher. Ich hingegen ließ mich auf einem Stuhl neben Yui-chans Bett nieder und griff nach ihrer Hand.
"Bitte wach schnell auf, Yui. Deinem Bruder geht es miserabel, er braucht dich, Aiko braucht dich. Und ich … genauso, du bist mir doch unglaublich wichtig Yui-chan."

Es tut mir so unendlich leid Iwa-chan ... ich stand unter Schock, als ich sah, wie dieses Auto auf mich zugerast kam. Hätte ich irgendwie verhindern können, dass es so schlimm für sie ausging? Bestimmt … wie sehr ich mich an ihrer Stelle wünschte, sie hatte dies nicht verdient.




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