Kapitel 17

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Yui Iwaizumi [Koma]

Ein weiterer Monat war vergangen und heute war es so weit - mein erstes Date mit Tooru. Vor ein paar Tagen schenkte er mir einen schönen Strauß Blumen und fragte mich, ob ich mit ihm ausgehen würde. Ich sagte zu, denn ich wollte ihn nicht unglücklich machen. Seitdem ich mehr zuließ, wie ein Kuss auf die Wange oder kuscheln, wirkte er viel Glücklicher.

Ich stieg gerade aus der Dusche, wickelte mir ein Handtuch um, als die Badezimmertür aufging. Meine Wangen färbten sich rot, ein verschlafener Oikawa sah mich an. Müde rieb er sich die Augen und stoppte plötzlich in seiner Bewegung. Nun wurden seine Wangen ebenfalls rot und mit geweiteten Augen blickte er mich an.
"T-Tut mir leid, Schatz", er drehte sich wieder um und verließ umgehend das Badezimmer.
Ok? Mit dieser Reaktion habe ich jetzt weniger gerechnet.
Ich zog mir eine graue Jogginghose und ein weißes Shirt über, daraufhin lief ich herunter in die Küche. Tooru stand mit einem Kaffee in der Hand an der Küchenzeile angelehnt.
"Guten morgen, Tooru", lächelte ich ihn an.
"Morgen Süße, wegen gerade ... i-ich wollte nicht ..."
Ich legte meinen Zeigefinger auf seinen Mund, um ihn zu unterbrechen.
"Schon gut Tooru, ich hätte ja auch abschließen können", ich gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange.

Er legte einen Arm um meine Taille und zog mich in seine Arme. Mit seinem Zeigefinger unter meinem Kinn sorgte er dafür, dass ich ihn ansah.
"Ich habe für 19 Uhr einen Tisch reserviert, also sei rechtzeitig fertig. Ich weiß ja, dass ihr Frauen lange im Bad braucht", sagte er und streckte mir die Zunge raus.
Ich verdrehte grinsend die Augen. Wenn, hier einer lange im Bad brauchte, war das ja wohl eindeutig er. Immerhin musste sein Haar perfekt sitzen und das dauerte seine Zeit.
"Du brauchst immer eine Stunde, nicht ich!", gab ich lachend von mir.

Er sah mich an und schmunzelte: "Na ja, ich muss doch gut für meine Verlobte aussehen, oder nicht?"
"Du machst dich auch schick nur, um den Müll rauszubringen", ich zog dabei eine Augenbraue hoch. Dies tat er wirklich, verstand es aber überhaupt nicht. Wieso musste sein Haar denn für den Gang zum Mülleimer perfekt liegen? Der tat ja so, als würden Unmengen Paparazzi vor der Tür stehen, die ihn mit seiner morgen Frisur fotografieren könnten. Was nicht der Fall war, immerhin war er nicht wirklich berühmt oder so. Ja, er leitete seine eigene Firma, hatte 'ne menge Kohle und sah gut aus. Reichte anscheinend jedoch nicht für Paparazzi.
"Gar nicht wahr!", meckerte Tooru.

Und wieder erinnerte mich seine Art an Shitty. Ich wollte sie irgendwie verdrängen ... die Realität, Aiko, Hajime und Oikawa. Aber es funktionierte nicht, ständig dachte ich an meine drei Chaoten. Dass mir Oikawa jemals fehlen würde, schon witzig. Auf einmal merkte ich, wie die ersten Tränen meine Augen verließen. Oh verdammt … nicht jetzt.
"Schatz? Ist alles ok?", fragte er besorgt nach.
"J-ja ... a-alles gut."
Ich wollte mich schnell von ihm weg drehen, wischte mir die Tränen mit meinem Arm weg. Er legte seine Hände auf meine Schultern und drehte mich zu ihm um, bedrückt musterte er mich.
"Wieso weinst du dann, wenn doch alles gut ist?", er legte seinen Zeigefinger unter mein Kinn und sorgte erneut dafür, dass ich ihn anschauen musste.

Mein Blick wich seinem aus, stammelte seinen Namen: "T-Tooru ..."
Tooru näherte sich mir und er legte plötzlich seine Lippen auf meine. Es überforderte mich total, das war eindeutig zu viel. Immer mehr Tränen verließen meine Augen, ich stieß ihn von mir und rannte hoch ins Schlafzimmer. Die Tür verschloss ich, danach warf ich mich auf das Bett und fing an, laut zu schluchzen. Mir wurden gerade meine Gefühle bewusst, meine Gefühle zu Tooru. Zu … meinem Tooru.

Oikawa war immer nett zu mir gewesen, abgesehen von unserer Kindheit, wo er mich gerne mal ärgerte. Und ich? Ich habe ihn immer von mir gestoßen, versuchte gar nicht auf seine Gefühle zu achten. Stets gab er sich Mühe, half mir ungefragt, egal, ob es sich um Hausaufgaben, nur ums Lernen oder sonst etwas handelte. Er tröstete mich sogar, wenn mich mal wieder einer meiner Ex-Freunde verlassen hatte und mein Bruder oder Aiko gerade nicht zur Stelle waren. Und … mit seinen Fangirls, da hatte er mir vielleicht auch ein klein wenig geholfen. Hajime sagte mir einmal das Oikawa genervt von seinem weiblichen Anhang war, ich glaubte ihm das nicht. Für mich kam es eher immer so rüber, als würde er seine blöde Beliebtheit und Nähe dieser Weiber genießen. Aber vielleicht hatte er ja doch recht?

Nie beachtete ich seine gute und liebevolle Seite, war nur genervt von seiner kindischen Art. Durch den Tooru von hier wurde mir das erst richtig bewusst. Immerhin lebte ich jetzt auch schon einige Monate mit ihm zusammen und oft dachte ich an den Volleyballspieler. Denn dieser Tooru und Shitty waren zwar nicht ein und dieselbe Person, jedoch ähnelten sie sich sehr … na ja … sind ja beide auch Oikawa Tooru. Aber ich wollte Shitty und keinen Abklatsch, das hier war sowieso nicht die Realität.
Wie lange sitze ich hier wohl noch fest?

Ich vermisste die drei so sehr, wollte wieder verrückte Dinge mit Aiko, meiner besten Freundin tun. Wollte Shittys ständiges trällern hören und einmal ein aufrichtiges Lächeln von ihm sehen. Mit Hajime, meinem großen Bruder, viele Filmabende machen oder Essensschlachten veranstalten. Mein Alltag fehlte mir tierisch, meine Arbeit fehlte mir. Hier verbrachte ich meinen Tag zu neunzig Prozent in der Villa, langweilte mich. Selbstverständlich kamen Aiko und Hajime oft vorbei oder wir fuhren mal zu Ihnen, aber trotzdem waren sie öde. Tooru sprach meist nur von der Arbeit, Aiko und Hajime, wenn sie sich nicht wieder stritten, redeten über den momentanen Hausbau und ihre Kinderplanung.

Die ganzen Gedanken an die Realität und an meine drei Liebsten, verbesserte meine Laune nur ein wenig. Aber ich wollte hier weg, ich schnappte mir eine Jacke, schloss die Tür auf und rannte herunter - nach draußen und lief bis schlagartig alles vor meinen Augen schwarz wurde und ich auf den kalten Boden fiel.








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