Kapitel 8

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Yui Iwaizumi

Schwarz. Es war einfach alles um mich herum schwarz, ich hatte das Gefühl hier schon stundenlang zu sein. Dann erschien plötzlich ein heller, kleiner Punkt. Ich näherte mich diesem Punkt, dieser wurde immer größer und heller. Als es mich blendete. Meine Augen öffneten sich langsam und ich erkannte einen Raum. Bin ich etwa in einem Krankenhaus? So langsam gewöhnten sich meine Augen an die Umgebung. Ja, ich war tatsächlich im Krankenhaus. Eine Krankenschwester lächelte mich freudig an: "Sie sind wach, wie geht es ihnen?"
Noch etwas geschwächt, nickte ich als Bestätigung, dass es mir gut ging.
"Das ist gut, später sieht ein Arzt nochmal nach Ihnen. Hier ist noch Wasser für sie, trinken Sie bitte genug."
Sie stellte eine Flasche auf meinen Nachttisch, welches rechts von meinem Bett stand und verließ daraufhin das Zimmer.

Ich Idiotin hätte tot sein können, doch zum Glück schien es doch nicht so ein dramatischer Unfall gewesen zu sein. Hoffentlich ging es der anderen Person ebenfalls gut, jemanden wegen einer dummen Entscheidung auf dem Gewissen zu haben wäre schrecklich.

Die Sonne strahlte mir ins Gesicht, schnell schaute ich auf die Uhr. Schon 13 Uhr? Wie lange war ich bitte bewusstlos? Hajime und Aiko sind bestimmt krank vor Sorge, wenn sie überhaupt informiert worden waren, vielleicht sollte ich es tun. Oder waren sie schon auf dem Weg hierher? Es klopfte plötzlich an der Tür, sie öffnete sich langsam und ein Kopf lugte hervor.
Aiko.
Ich grinste sie breit an, froh das sie da war. Sie kam zu mir und schloss mich in ihre Arme. Erleichtert sah sie mich an, strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Man Yui … du hast uns einen Schrecken eingejagt. Wie geht es dir?"
"Mir geht es gut Aiko, tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast", ich sah bedrückt auf meine Hände.

Meine beste Freundin ließ von mir ab und stemmte wütend ihre Hände in die Seiten: "Ich bin wirklich sauer auf Oikawa! Er hätte es doch bemerken müssen, dieser Vollidiot!"
Warte was? Oikawa?
"Jetzt schau mich nicht so an, es ist doch nur die Wahrheit. Ich weiß, dass er sonst immer für dich da ist, aber er hätte das wirklich früher bemerken müssen, dass es dir nicht gut geht! Stresst dich das alles so sehr Süße? Achtest du deswegen so wenig auf dich?"
Wovon sprach Sie bitte? Was sollte mich stressen? Wieso sollte ich nicht auf mich achten? Ich war mehr als verwirrt, das bemerkte sie.
"Du bist umgekippt, weil du weder genug getrunken noch anständig gegessen hattest. Auch wenn du keine Hilfe dabei willst, werde ich dir ab sofort helfen. Tooru ist ja nicht dazu imstande, auf dich aufzupassen!", erklärte sie mir.

Umgekippt? Wurden sie falsch informiert? Nein, das war unmöglich. So verblödet konnte doch kein Mensch sein, einen Autounfall mit einer Dehydration oder Unterzuckerung zu verwechseln. Aber wieso dachte Aiko dann genau das?
Oh ... ich verstehe!
Sie erlaubte sich irgendeinen dummen Scherz mit mir? Ernsthaft? Nach einem Autounfall? Da machte man doch keine Späße, es hätte mich schließlich viel schlimmer erwischen können!
"Ok Aiko, das ist nicht lustig, also hör auf", sagte ich ernst.
Jetzt war sie es, die mich verwirrt, aber auch besorgt ansah.
"Ich weiß, dass du versuchst mich zu verarschen."
Fragend hob sie eine Augenbraue, musterte meinen Kopf genau.
"Sag mal Yui, sicher, dass es dir gut geht? Du scheinst ordentlich etwas auf die Rübe bekommen zu haben."

Aiko würde wohl nicht so einfach aufgeben, aber ich wollte mich nicht einfach so verarschen lassen!
"Ja, mir geht es bestens, danke!", kam es sarkastisch von mir.
Die Tür ging erneut auf und nun stand Hajime im Zimmer. Na endlich, er würde bei Aikos dummen Scherzen nicht mitmachen.
"Haji!", rief ich.
Er kam schnellen Schrittes zu mir und drückte mich sofort fest an sich, bevor er mich schließlich mit glasigen Augen ansah. Auf diese Reaktion hatte ich bei Aiko auch gehofft, doch sie machte lieber irgendwelche dummen Scherze.
"Yui, verdammt! Ich hab mir tierische Sorgen gemacht als deine Kollegin mich anrief und mir sagte, dass du umgekippt bist!"
Ernsthaft? Er macht da wirklich mit? Finden die das wirklich so lustig?

"Ihr könnt jetzt wirklich damit aufhören, das ist echt nicht mehr witzig. Ich hatte einen Autounfall und bin nicht wegen Unterzuckerung oder Dehydration umgekippt", zischte ich sie wütend an. Mir wurde das nämlich wirklich langsam zu bunt.
"Ich rede kurz mit einem Arzt, bleib du bitte bei ihr Hajime", danach lief Aiko mit schnellen Schritten aus dem Zimmer.
"Jetzt ist sie ja weg, du kannst mit den Spielchen aufhören"
"Was für Spielchen? Sag mal, hast du dir etwa so extrem den Kopf gestoßen? Und was für ein Autounfall, Yui?", Hajimes Gesicht verriet mir, dass er sehr verwirrt war.
Wie lange wollen die das denn noch durchziehen?
"Tooru ist übrigens auch auf dem Weg, er war noch auf der Arbeit, als ich ihn anrief."
"Der Spinner kann bleiben, wo der Pfeffer wächst! Und er wird ja wohl kaum sein Volleyball-Training unterbrechen."
Er sah mich jetzt noch verwirrter an als zuvor.

***

Ich war mehr als verwirrt ... Was war bloß hier los?
Hajime und Aiko verhielten sich extrem merkwürdig, erlaubten die sich wirklich einen dummen Scherz mit mir? Aber sollten die zwei nicht viel besorgter sein, schließlich hatte ich doch einen Autounfall? Oder war ich wirklich umgekippt? Aber ich erinnerte mich zu gut an die Situation vor dem Crash, meine starken Kopfschmerzen, die verschwommene Sicht und dann der Knall. Das konnte nicht nur ein dämlicher Traum gewesen- Moment. Bin ich vielleicht … tot? Habe ich den Unfall vielleicht gar nicht überlebt? Auch unvorstellbar, dann wäre doch alles schwarz? Oder nicht? Verzweifelt hielt ich meinen Kopf mit den Händen, starrte dabei auf die Bettdecke.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als die Tür zu meinem Krankenzimmer aufflog und gegen die Wand schepperte. Dort stand ein verschwitzter Oikawa, er war ziemlich aus der Puste und er trug einen schicken Anzug. Ich dachte, er käme von der Arbeit? Er spielte doch Volleyball ... in einem Anzug? Was zum ...
Ok, das kann nur ein Traum sein, wach bitte endlich auf Yui ...
"Oh mein Gott Liebling, geht es dir gut?", kam es wimmernd von Oikawa.
Liebling? Hat er mich gerade wirklich Liebling genannt? Will der heute wirklich einen Tritt in seine Weichteile riskieren?

Er rannte zu mir und warf sich mir um den Hals.
"Schatz, ich bin so schnell hierhergekommen wie ich konnte, nachdem Hajime mich angerufen hatte. Bist du etwa so überfordert mit der Planung? Das muss es ja sein, deswegen ist es passiert."
Wow, wow, wow, STOP! Das ging jetzt wirklich zu weit. Was für eine Planung? Und wieso gab er mir irgendwelche Kosenamen? Spann der Typ? Er hatte wohl 'nen Todeswunsch!
Ich wurde darauf vorsichtig am Nacken gepackt und Oikawa küsste mich. Was zum ... ich stieß ihn weg und ...

KLATSCH!

... ich gab ihm eine Ohrfeige, was fiel dem Kerl ein!
Drei geschockte Gesichter sahen mich nun an, Aiko war wohl in der Zwischenzeit wieder gekommen.
"WAS FÄLLT DIR EIN?", brüllte ich durch den Raum. Vermutlich hörte mich das gesamte Krankenhaus, doch das interessierte mich wenig.
Oikawa hielt sich seine gerötete Wange, Tränen sammelten sich in den Augen.
"Was ist denn los mit dir, Schatz?", schluchzte er.
"Das wüsste ich auch gerne, Yui, wir machen uns wirklich Sorgen um dich", kam es jetzt von Aiko.
"Was mit MIR los ist? WOLLT IHR MICH EIGENTLICH VERARSCHEN? Mit euch stimmt doch was ganz gewaltig nicht! Ihr findet es wohl lustig, mich zu verarschen! Ich hätte tot sein können und ihr erlaubt euch hier einen blöden Scherz mit mir?", pampte ich sie weiterhin an.

Den Zeigefinger auf Oikawa gerichtet, fluchte ich weiter. Ich war noch nicht fertig mit den dreien, vor allem nicht mit ihm: "Und du bist das Allerletzte! Ich weiß nicht, was gerade in dich gefahren ist aber das ging wirklich zu weit! Wag es dich mir nochmal so nahezukommen, immerhin kann ich dich nicht leiden, verstanden?"
Oikawa liefen nun die Tränen, er rannte raus, Hajime der mich kurz wütend anfunkelte, folgte seinem besten Freund.
War er doch selber Schuld! Was fiel dem ein, mich einfach zu küssen?
"Wie redest du bitte mit deinem Verlobten?", pampte mich jetzt Aiko von der Seite an.
Verlob- was? Hahaha ... das wird ja immer besser.
Ich fing an zu lachen, Aiko kam zu mir und diesmal bekam ich eine deftige Ohrfeige.
"Hör mir jetzt mal gut zu! Tooru tut alles für dich und das würde er auch immer tun, er liebt dich wirklich über alles und was machst du? Du brichst dem Armen das Herz!", wütend stampfte sie aus dem Raum.

Wo zur Hölle war ich den hier nur gelandet? Oikawa und ich verlobt? Das konnte nur ein schlechter Traum sein. Oder … bin ich tatsächlich bei dem Autounfall gestorben?

was, wenn es Liebe ist ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt