Eine Gartenhochzeit, Kindheitserinnerungen und Tokyo

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Ein paar Tage waren nun vergangen und die Stimmung war weiterhin lebhaft gewesen. Tej und Roman waren gestern abgereist, was die Atmosphäre dann doch etwas drückend wirken hatte lassen. Aber es war wirklich gut zu wissen, dass alle wohlauf waren. Mein Bruder und Letty verbrachten viel Zeit zusammen und alles deutete darauf hin, dass es demnächst wohl eine Hochzeit geben würde. Doch auch Mia und Brian schienen sich langsam an ein ruhiges, normales Leben gemeinsam mit ihrem Kind gewöhnt zu haben. An diesem Punkt ließe sich am besten anmerken, dass ich auch viel Zeit mit Spielen verbrachte, wodurch ihr Sohn zum einen eine zeitweilige Spielkameradin und eine große Kollektion an Spielzeugautos besaß. Und was Han in der ganzen restlichen Zeit machte, dass wusste ich manchmal, um ehrlich zu sein gar nicht, aber ich ließ ihm seinen Freiraum, denn auch er war genauso wie ich, ein Einzelgänger. Wieder einmal saß ich nun auf dem kleinen Straßenteppich und leistete Mia Gesellschaft, die mit Noah spielte. Plötzlich kam Han in das Zimmer, wobei ich es im ersten Moment nicht mitbekommen hatte, da ich völlig in Gedanken versunken war, als ich gemeinsam mit Noah spielte. Mia, sowie Han mussten es beide bemerkt haben, wie ich geschaut hatte und schmunzelten beide nur. Hätte ich in diesem Moment doch nur geahnt, was mir noch bevorstehen würde in den nächsten Monaten.

„Julie kommst du? Ich muss kurz mit dir reden, ja.", meinte Han, während er ein Spielzeugauto, was neu war und aussah, wie sein Mazda, abstellte. „Okay. Um was geht es denn?", fragte ich ihn, als wir draußen auf dem Gang standen. Er setzte zu sprechen an: „Wir reisen bald ab. Und sobald wir den neuen Fahrer auf die Probe gestellt und falls nötig driften beigebracht haben, dann können wir über die Zukunft reden, aber erst wenn Takashi nicht mehr Driftking ist, denn er ist mir ein Dorn im Auge. Und das nicht nur weil er auf dich steht." „Stimmt, Kaori hatte einmal was erwähnt, dass Takashi von der Bildfläche verschwinden musste.", entgegnete ich nickend und sah ihn an. Er nickte ebenfalls und lächelte leicht. „Wenn ich könnte, würde ich dich jetzt heiraten, aber ich denke das wäre etwas zu überstürzt.", äußerte er sich ehrlich und umarmte mich fest. Ich erwiderte die Umarmung und musste leicht lachen. „Ach was. Ist doch okay und ich hätte nicht dagegen einzuwenden. Aber dann müssen wir extrem aufpassen, dass es niemand herausbekommt, denn ich denke wenn es jemand weiß, wird es ein Nachteil sein." „Du hast recht, ja. Und du wolltest ja eigentlich eine Hochzeit im Frühjahr wenn Kirschblütensaison ist, nehme ich an.", meinte mein Verlobter lächelnd und sah mir in die Augen. Wie recht er doch hatte damit. „Wir können ja inoffiziell heiraten und nächstes Jahr mit all unseren Freunden und der Familie. Und jetzt natürlich mit der Familie." „Dagegen habe ich nichts einzuwenden, aber wo willst du so schnell ein Hochzeitskleid herbekommen?" „Überlass das einfach mir, ja. Ich habe schon mein Ass im Ärmel.", entgegnete ich lächelnd und begann sofort Mia und Dom in meinen Plan einzuweihen, wobei Mia noch eine Spur begeisterter als mein Bruder von der Idee war. Es war auch verständlich irgendwo, aber der Gedanke daran, dass ich noch enger mit Han verbunden war gefiel mir, sehr sogar. Es gab nicht einmal eine Debatte, ob das Ganze statt finden sollte und wo es war. Und so entschied ich mich dazu, mich überraschen zu lassen und mich stattdessen fertig zu machen. Da das Ganze dann doch etwas improvisiert war, half mir Mia dabei, die Haare und Nägel schön zu machen, denn für einen Termin im Salon war es zu kurzfristig.

Der Abend war angebrochen und nun stand die kleine Zeremonie bevor. Mein Bruder führte mich, als ich das Brautkleid meiner Mutter trug nach vorne zu Han, der aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Wir hatten es nicht ernst gestaltet, sondern einfach, weil uns die Idee daran gefiel. Und da es keine ernste Hochzeit war, hatten Mia und Letty Versprechens Ringe, welche als vorläufige Eheringe dienten besorgt. Nach einem kurzen Kleidungswechsel in ein lockeres Sommerkleid, welches trotzdem zum Anlass passte, lachten wir zusammen ausgelassen und feierten in aller Ruhe den Abend gemeinsam. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt nur gewusst, dass wir nicht mehr zu zweit nach Californien zurückkehren würden.

Sing mir das Lied von der Freiheit<fin>Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt