Kapitel 6 - Die Entdeckung der Fähigkeiten

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Aurora setzte ihre Gabe, sich etwas wünschen zu können, immer öfter ein. Gekocht wurde so gut wie nicht mehr. Das übernahm die junge Frau mit ihren Wünschen. Aber auch sonst versuchte sie einiges. Sie schaffte Waffen herbei und wieder weg, sie ließ auch zwei Pferde erscheinen und wünschte sich einen Hund. Er erhielt die Aufgabe die Umgebung im Auge zu behalten und hielt auch brav Wache.

Auch ihr Zimmer verwandelte die Prinzessin in einen Mädchentraum. Es war zwar etwas kleiner als ihr Zimmer im Schloss, dafür war es ganz nach ihren Wünschen eingerichtet. Niemand redete ihr drein.

„Ist das nicht etwas sehr mädchenhaft?", wollte Gerivin wissen, als er zum ersten Mal die rosarote Welt hinter Auroras Zimmertür erblickte. „Du wolltest doch eine Kriegerin werden."

„Das will ich auch immer noch. Trotzdem bleibe ich ein Mädchen und wenn ich schon hart trainiere und von dir immer verdroschen werde, dann will ich mich zumindest in meinem Zimmer als Frau fühlen können und mich dort von diesen Strapazen erholen", grinste sie breit.

„Wer hat heute wen verdroschen?"

Gerivin hielt sich die Hand leidend ins Kreuz und grinste von einem Ohr zum anderen. Tatsächlich hatte ihn Aurora an diesem Tag öfter besiegt als er sie.

„Ich werde immer besser", lächelte sie stolz.

„Wir sollten langsam damit beginnen, deine Elemente zu trainieren", wurde ihr Lehrmeister wieder ernst.

„Meine Elemente?"

„Erde, Wasser, Feuer, Luft", zählte er auf.

„Ja, schon gut. Ich kenne die vier Elemente. Die Frage ist doch eher, was man damit machen kann und welche ich davon beherrsche."

„Da du eine Königin bist, nehme ich an, dass du alle vier Elemente beherrschst."

„Und Orissos?"

„Vermutlich auch alle vier Elemente."

„Uffa, ich hatte gehofft, ich könnte zumindest in diesem Punkt einen kleinen Vorteil ihm gegenüber besitzen. Sonst ist es unfair. Schließlich bin ich ein armes, schwaches Mädchen", kicherte sie.

„Schwach?", neckte er sie. Dabei deutete er erneut auf sein lädiertes Kreuz.

Nun musste auch Aurora lachen. Er machte einen zu mitleidserweckenden Eindruck und sah einfach süß dabei aus.

„Soll ich dir kalte Umschläge machen?", neckte sie ihn. „Ich bin eine echt gute Krankenschwester."

„Nur das nicht!", wehrte er ab. „Ich kann die Kälte nicht ausstehen."

Den Abend verbrachten sie, wie es inzwischen üblich war, mit Theorie. Diesmal ging es allerdings nicht mehr um Waffen, Angriffe und Kriegstaktiken, diesmal befassten sie sich mit den Elementen. Gerivin machte ihr deutlich, auf welch unterschiedliche Weise sie die Elemente einsetzen konnte, um einen Gegner anzugreifen, aber auch, um sich zu verteidigen. Als sie kurz vor Mitternacht ins Bett fiel, rauchte ihr der Kopf. Sie lernten auch sonst immer viel und lange. Aber die Elemente waren vollkommen neu für Aurora und sie musste sich deutlich mehr anstrengen als bei den sonst üblichen Lerninhalten.

Die Nacht verging schnell und Aurora fühlte sich am Morgen immer noch unausgeschlafen. Doch ihr Lehrer kannte keine Gnade. Schon am frühen Morgen begaben sie sich in einen nahegelegenen Steinbruch. Aurora wunderte sich, warum sie nicht, wie üblich, auf den Trainingsplatz gegangen waren.

„Wenn du mit den Elementen trainierst, sollten wir ein Gelände wählen, wo du möglichst wenig Schaden anrichten kannst", meinte der Großvater. Er hatte wohl wieder einmal ihre Gedanken gelesen.

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