Kapitel 22 - Die Lage erkunden

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Zwei Tage später flog Aurora mit Horus zu Gerivin und Gordin. Leara begleitete sie. Zwar wollten Lea und Sofie auch mitkommen, aber die Prinzessin hatte sie davon überzeugt, dass sie in der Drachenreiterschule bleiben müssten, um ihre Ausbildung nicht schon wieder zu unterbrechen. Sofie wäre auch gerne mitgekommen, um Gerivin wiederzusehen, aber sie ließ nicht mit sich reden. Aurora hatte eine Mission zu erfüllen und wollte sich nicht ablenken lassen.

Nun landeten sie auf der Wiese unter dem kleinen Haus mitten im Wald. Gordin, der davor auf der Bank saß, winkte Aurora, Horus und Leara schon von weitem zu. Als sie zur Landung ansetzten, kam er auf sie zu.

„Du hast es ohne uns nicht lange ausgehalten", scherzte er.

„Hallo Gordin, ich muss die Lage erkunden. Wenn wir einen Plan schmieden wollen, dann müssen wir wissen, was Sache ist. Wir brauchen Informationen", kam die Prinzessin direkt auf den Punkt.

„Das wird aber ein gefährliches Unterfangen", stellte er trocken fest. „Das kann auch nicht deine Aufgabe sein."

„Mir ist klar, dass es gefährlich ist. Aber ich muss es versuchen und jemand anderes schicken will ich nicht. Wer soll denn an meiner Stelle gehen? Ich kann nicht verantworten, dass jemand anderes in Gefahr gerät oder Orissos gar von der Existenz der magischen Wesen erfährt. Außerdem kennt sich keiner außer mir im Reich aus und es ist mir wichtig, dass ich mir selbst ein Bild von der aktuellen Lage machen kann."

„Ich fürchte, er weiß, dass es die magischen Wesen gibt."

„Aber er hat zum einen keine Gewissheit und zum anderen weiß er nicht, dass sie auf meiner Seite stehen. Es bleibt uns keine andere Wahl. Ich muss selbst gehen."

„Sei aber bitte vorsichtig."

„Ich hänge am Leben, das kannst du mir glauben", versicherte sie ihm. „Ich mache mich gleich auf den Weg und versuche mit Horus die Lage zu erkunden."

Sie saß wieder auf und die beiden flogen steil nach oben. Von ganz weit oben, wo sie mit Sicherheit niemand mehr erkennen konnte, erkundete die Prinzessin das Königreich. Orissos schien seine Pläne zur Besetzung des Landes und zur Festigung seiner Macht entschlossen voranzutreiben. Im Gegensatz zu ihrer letzten Erkundung waren einige neue Stützpunkte entstanden, die über das ganze Land verteilt waren.

Orissos ging dabei offenbar sehr geschickt vor. Er nutzte Zeltstädte, die mobil und schnell verlegbar waren. Es waren immer nur kleine Einheiten, die er im Land verteilte. Sie waren aber groß genug, um Widerstand in der Bevölkerung, sollte er aufkommen, bereits im Keim zu ersticken. Wenn Aurora und ihre Verbündeten nicht schnell reagieren würden, würde sich dieses Netz noch weiter ausbreiten und das Land wie ein Spinnennetz überziehen.

Sie fertigte rasch eine Zeichnung der bestehenden Stützpunkte an und von jenen Orten, wo sie verdächtige Bewegungen erkennen konnte, die darauf schließen ließen, dass er sich auch dorthin auszubreiten versuchte.

Orissos und sein engster Stab befanden sich in der Nähe des früheren Königsschlosses. Wie sie erkennen konnte, wurden am Schloss selbst Arbeiten durchgeführt. Offenbar schien er mit zunehmender Verfestigung seiner Macht, auch einen angemessenen Sitz für sich und seinen Stab errichten zu wollen. Die Arbeiten dürften, nach dem, was Aurora erkennen konnte, erst begonnen haben. Dennoch war sie überzeugt, dass Eile geboten sei. Trotz der Zusicherungen, dass der Geheimgang durch einen Zauber geschützt sei, hatte sie Angst, dass im Zuge der Umbauarbeiten der Tunnel zur Welt der magischen Wesen doch entdeckt werden könnte. Dies wäre fatal.

Sie kehrte zurück zur Wiese und Horus landete sanft vor dem Haus. Sie sprang herab und eilte ins Haus, um einen Brief an Luna zu schreiben. Sie übermittelte ihr eine Zeichnung der Stützpunkte und eine Einschätzung der Lage. Dann eilte sie hinaus und übergab alles Leara, die sich mit Horus auf den Weg ins Drachenland machte. Sie wollten die Nacht durchfliegen.

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