Kapitel 14 - Die Vorsitzende

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Aurora entschuldigte sich und ging zur Toilette. Als sie in einer der Kabinen saß, kamen zwei Personen in den Vorraum.

„Wenn ich dir sage, die ist echt cool", hörte sie ein Mädchen sagen.

Sie kannte diese Stimme. Ja, genau, es war Lea. Sie sprach vermutlich zu einem zweiten Mädchen. Wenig später hörte Aurora, wie eine der beiden in eine der Kabinen verschwand. Die zweite stand vermutlich noch bei den Waschbecken.

„Du spinnst, sie ist eine Königin aus dem Schattenland. Die kann nie im Leben cool sein. Ich hoffe nur, sie kommt nicht zu uns in die Klasse."

„Aber wenn ich es dir sage. Sie hat mir gleich vorgeschlagen, sie zu duzen."

„Ja, kann schon sein. Aber bist du dir sicher, dass das nicht nur ihre Masche ist. Vorhin im Saal hat sie ja auch versucht, locker und umgänglich zu tun. Trotzdem ist und bleibt sie eine Königin."

Aurora musste grinsen. Offenbar hatte man im Land der Drachen starke Vorbehalte gegenüber den Menschen aus ihrem Land. Wenn sie jedoch bedachte, was sie über die Geschichte der Drachen erfahren hatte und, wenn sie an den Einfluss der Familie von Orissos dachte, dann konnte sie die Vorsicht gut verstehen.

Entschlossen zog sie die Spülung und öffnete die Tür ihrer Kabine. Das zweite Mädchen stand direkt davor und lehnte sich gegen eines der Waschbecken. Als sie die Prinzessin sah, wurde sie kreideblich und ihre Haltung strafft sich sichtlich.

„Eure Majestät, entschuldigt. Ich wusste nicht, was ich sagte", stottert sie.

„Mach dich locker. Ich an deiner Stelle hätte vermutlich solche oder ähnliche Bedenken."

„Aber Eure Majestät ...", setzt sie wieder an.

Aurora ging auf sie zu und legte ihre Hand auf die Schulter des Mädchens. Es sollte eine versöhnliche Geste sein. Das Mädchen aber schaute sie irritiert an und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. In dem Moment kam Lea aus der Kabine.

„Entschuldige, wir wussten nicht, dass du hier bist. Sofie hat das nicht so gemeint."

„Natürlich hat sie es so gemeint. Sonst hätte sie es nicht gesagt", konterte Aurora. Lea schaut sie erschrocken und flehend gleichzeitig an. „Da ist doch nichts dabei! Es ist doch kein Verbrechen, jemandem zu misstrauen. Es liegt wohl eher an mir, Euch zu beweisen, dass Ihr mir vertrauen könnt. Das ist meine Aufgabe. Also ist alles gut."

„Eure Majestät ...", setzt Sofie erneut an.

„Aurora, bitte einfach nur Aurora und du."

„Sie ... du, ... du sagst nichts der Vorsitzenden?"

„Warum sollte ich. Es ist nichts passiert, alles gut", versicherte ihr die Prinzessin. „Aber auch, wenn. Ich bin ganz sicher keine Petze. Wenn wir einmal ein Problem miteinander haben sollten, dann klären wir das unter uns. Darauf kannst du dich verlassen."

„Echt jetzt?"

„Echt jetzt! Warum hast du solche Angst davor, die Vorsitzende könnte etwas erfahren?"

„Sie wird von den Zicken und den Jungs an der Schule gemobbt. Immer haben sie es auf sie abgesehen und spielen ihr wirklich übel mit. Deswegen ist Sofie anderen Menschen gegenüber sehr vorsichtig", erklärte Lea. „Sie ist wegen der Gemeinheiten der anderen schon öfters beim Rat aufgefallen und hat nun Angst, von der Schule zu fliegen."

Aurora nahm Sofie ganz spontan in die Arme und drückte sie. Das Mädchen wusste im ersten Moment nicht recht, wie sie reagieren sollte. Erst nach kurzem Zögern, erwiderte sie die Umarmung.

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