Kapitel 23 - Rückkehr ins Schattenland

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„Es ist nun soweit. Wünscht mir Glück!"

Horus hatte Aurora in die Nähe des Einstiegs zum Tunnel gebracht. Leara hatte die beiden begleitet. Der mächtige Drache war die ganze Nacht durchgeflogen, um die Nachricht zu überbringen und wieder zurück zu sein.

„Ich begleite dich", meinte Leara.

„Bleib bitte hier! Es reicht, wenn ich mich in Gefahr begebe."

„Und wie willst du Hilfe holen, wenn etwas schiefläuft?"

„Ich kann mich mit Horus verständigen. Unsere Kommunikation funktioniert auch über die Entfernung."

„Trotzdem wäre es mir lieber, wenn ..."

„Bleib du bitte bei Horus und halte ihn wach. Nicht, dass er einschläft und nicht mitbekommt, wenn ich ihn rufe".

Die Feenkönigin schnaubte missmutig, gab sich dann aber doch geschlagen. Horus wirkte ein wenig müde und es war tatsächlich nicht von der Hand zu weisen, dass er nicht Gefahr lief, einzuschlafen, wenn er nichts zu tun haben würde. Das lange Warten hätte ihn ermüden können.

„Na gut, aber pass auf dich auf."

Leara umarmte die Prinzessin und schaute ihr besorgt hinterher, als sie hinter dem Busch verschwand, der den Einstieg zum Tunnel verbarg. Diesmal hatte sie genügend Fackeln und etwas zum Anzünden dabei. Noch einmal durch den finsteren Gang zu tappen, hatte sie echt keine Lust.

Mit Licht war sie natürlich deutlich schneller. In nur zehn Minuten war sie an der Tür, durch die sie in den Gang des Schlosses gelangte. Auf dem Weg wunderte sie sich immer wieder, wie sie bei ihrem ersten Tappen durch den Tunnel mit nur so wenigen Beulen durchgekommen war. Wenn sie die scharfen Felsvorsprünge und die teils abrupten Windungen sah, war sie überrascht, dass sie sich nicht öfter den Kopf oder die Schienbeine gestoßen hatte.

An der Tür blieb sie stehen und atmete einmal tief durch. Bis hierher war es ein Kinderspiel gewesen. Doch erst hinter der Tür begann das Feindesland. Sie überprüfte noch einmal das Schwert und den Dolch, den sie am rechten Unterschenkel befestigt hatte, löschte die Fackel und legte ihr Ohr an die Tür. Es war nichts zu hören und so betätigte sie vorsichtig den Mechanismus, der die Tür verschlossen hielt. Sie öffnete sie nur ein ganz kleines Stück und lugte hindurch. Sie konnte keine Menschenseele erkennen, konnte aber auch nur in eine Richtung blicken. Also öffnete sie die Tür ein Stück weiter und steckte den Kopf vorsichtig durch den entstandenen Spalt. Nun konnte sie in beide Richtungen schauen und stellte fest, dass der Gang tatsächlich völlig leer war.

Schnell schlüpfte sie durch, schloss die Tür und testete noch einmal, ob sie schon noch wusste, wie sie auf dem Rückweg die Tür öffnen musste. Es klappte, sie sprang auf und Aurora konnte sie nun ein zweites Mal und damit definitiv schließen. Damit stand sie im Gang, in den sie damals die Wache ihres Vaters gebracht und von dort aus in den Tunnel geschoben hatte. Das war damals ihre Rettung gewesen.

Dieses Mal hatte sie keine Wache mehr, die ihr beistehen konnte und war auf sich allein gestellt. Sie nahm ihr Schwert zur Hand und schlich langsam den Gang entlang. Sie musste ein Fenster erreichen, von dem aus sie in den Schlosshof blicken konnte, um sich ein genaues Bild machen zu können.

Sie war ausgesprochen vorsichtig, schlich an der Wand entlang, horchte immer wieder, ob sie etwas hören konnte und kam deshalb auch nur langsam weiter. Aber Sicherheit ging nun mal vor.

Sie erreichte ein Fenster, das zum Hof hinaus zeigte. Es war genau jenes Fenster, an dem sie damals stand und sehen konnte, wie die Feinde das Schloss erstürmten. Zunächst schaute sie sich um. Weder auf den Gängen noch in den anderen Fenstern war eine Menschenseele zu erblicken. Es sah so aus, als wäre sie ganz allein im Schloss. Nur sehr vorsichtig streckte sie den Kopf aus dem Fenster, das zum Glück zerbrochen war und sie es damit nicht öffnen musste. Zunächst streckte sie den Kopf nur ein ganz kleines Stück hinaus. Aber auch im Hof war niemand zu sehen.

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