Kapitel 7 - Magische Wesen

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Sie stand auf, räumte das Geschirr in die Spüle und wünschte sich, dass es bereits sauber sei. Keine Sekunde später stand es perfekt rein und aufgestapelt auf dem Tisch daneben.

„Räumst du das Geschirr weg, Gordin?", meinte sie bloß.

Dieser schaute sie überrascht an. Er blickte zwischen ihr und dem sauberen Geschirr hin und her.

„Warum hast du das bisher nie gemacht und immer selbst abgespült?", wollte er irritiert wissen.

„Weil ich nicht daran gedacht habe", meinte sie zickig. „Außerdem hatte ich damit zumindest ein kleines bisschen Zeit für mich."

„Ach so, soll das heißen, dass wir dich einengen?", kam es beleidigt von Gerivin.

„Sei nicht gleich eingeschnappt. Aber du musst zugeben, dass wir drei seit Wochen praktisch die ganze Zeit aufeinander hocken."

„Und das stört dich?"

„Ich bin ein junges Mädchen und hätte eben gerne auch mal etwas Zeit für mich und würde gerne ab und zu mit einem anderen Mädchen abhängen und quatschen. Über Mädchensachen reden und so. Aber hier gibt es ja nichts außer Euch."

„Und wir sind Männer", stellte Gordin trocken fest.

„Genau!"

„Na dann, komm mal mit", forderte der Alte sie auf. Bisher hatte er sich aus der Diskussion herausgehalten. Doch nun schien er eine Idee zu haben. Er drehte sich seinem Enkel zu.

„Heute fällt der Unterricht aus."

„Was soll das schon wieder heißen?", wollte dieser wissen.

„Lass mich nur machen. Wir lernen auch so."

Der Alte stand auf und krabbelte etwas umständlich hinter dem Tisch hervor. Das viele Essen hatte ihn eindeutig träge gemacht. Doch dann war er frei und ging auf die Tür zu. Aurora schaute unsicher zu Gerivin, doch dieser zuckte auch nur mit den Schultern. Also folgte sie dem Alten nach draußen.

„Wo gehen wir denn hin?", wollte sie wissen.

„Das wirst du noch früh genug sehen", bekam sie aber nur zur Antwort.

Sie trottete brav neben dem Alten her und platzte beinahe vor Neugier. Schließlich war sie auch nur eine Frau und jung dazu. Sie hätte nur zu gerne gewusst, was der alte Mann vorhatte. Er war immer für eine Überraschung gut. Sie kannte ihn inzwischen allerdings auch gut genug, um zu wissen, dass sie aus ihm nichts herauskriegen würde.

Zu ihrer Verwunderung ging er auf den Wald zu. Dabei war es bereits dunkel und sie musste sich anstrengen, über die Wiese hinunter, den Weg halbwegs zu finden. Im Wald war es stockdunkel und Aurora war sich sicher, dass sie dort nicht einmal die Hand vor dem Gesicht sehen würde.

Doch am Waldrand blieb der Alte stehen und die Augen passten sich der Situation ein wenig an. Das Mädchen war erleichtert, denn nachdem sie von Gerivin gehört hatte, dass es Werwölfe, Trolle, Vampire und ähnliche Geschöpfe tatsächlich geben soll, hatte sie plötzlich Angst vor dem Wald.


„Du brauchst keine Sorgen zu haben, bei deinen Fähigkeiten würde dich niemand angreifen."

„Woher weißt du ...", setzte sie an, brach aber sofort ab. „... du hast schon wieder meine Gedanken gelesen."

„Tut mir leid, ich kann nicht anders. Du solltest eine Mauer aufbauen."

„Das kann man?"

„Natürlich kann man das. Er hat es dir nur nie gesagt", hörte Aurora eine helle, wundervolle Stimme. „Der alte Schelm!"

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