Kapitel 2

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Vor einem kleinen Haus ganz nah am Waldrand blieben wir stehen.

Jase drehte sich zu mir um.

,,Darf ich?" Er zeigte auf meinen Koffer und ehe ich zu einer Antwort ansetzen konnte, hatte er ihn mir schon aus der Hand genommen und trug ihn als wäre dieses Vollgepackte Ding nur eine leere Kiste, die wenigen Stufen auf die Veranda rauf.

Ich ging ebenfalls die Treppenstufen hoch und fragte mich gleichzeitig wie er so stark sein konnte. Mein Koffer wog 135 kg. Das wusste ich ganz genau, denn ich hatte ihn abgewogen, da ich anfangs dachte, mein Dad würde mich in einem Flugzeug wegschicken.

Jase, der meine Fragenden Blicke nicht zu beirren schienen drückte einmal auf die Klingel und keine Minute später wurde sie auch schon von einem freudenstrahlendem Daniel geöffnet.

,,Kara. Da bist du ja. Komm rein."

Er trat bei Seite und ich betrat zögernd das kleine Haus und sah mich um. Weiß gestrichene Wände, viele Fotos, eine Kommode an der Wand. Links und rechts jeweils eine Tür und am Ende des Ganges eine Treppe die nach oben führte.

,,Danke, dass du sie hergebracht hast Jase. Ab hier übernehme ich." sagte mein Onkel und nahm Jase meinen Koffer ab.

Jase nickte mit einem Lächeln und drehte sich dann um. Im gleichen Moment schloss mein Onkel die Haustür und sah mich grinsend an.

,,Du bist ganz schön groß geworden."

Ich verdrehte meine Augen.

,,Natürlich was denkst du denn? Immerhin haben wir uns fast sieben Jahre nicht mehr gesehen."

Für einen kurzen Moment sah ich einen traurigen Schatten auf seinem Gesicht, aber dieses verschwand so schnell wie es kam.

,,Da hast du recht. Aber wir haben alle Zeit der Welt die verlorene Zeit aufzuholen." Daraufhin nickte ich nur.

,,Gut. Dann zeig ich dir mal dein Zimmer." Mit den Worten trug er meinen Koffer genau so wie Jase vor ihm und ging damit die Treppen rauf.

Ich schüttelte meinen Kopf von unrealistischen Theorien ab, die in meinem Kopf landeten.

Wahrscheinlich machten die Typen hier einfach Dauer Bodybuilding.

Schnell folgte ich meinem Onkel die Treppen rauf.

,,Hier ist dein Zimmer." Er öffnete eine Tür und sofort kam mir der Duft von Rosen entgegen.

Ich schaute mich im Zimmer um. Es war in einem hellrosanen Ton  gestrichen worden. Hier gab es neben Bett und Kleiderschrank eine Kommode, ein kleines Sofa und ein kleiner runder Tisch davor. Alle Möbel wurden in weiß gehalten.

Vor dem Fenster wurden weiße Gardinen mit Blumenmuster aufgehangen.

Ich trat näher an das Fenster und schaute raus.

Zu meinem Bedauern hatte ich von hier aus nichts außer den Wald im Blick.

,,Und? Gefällt dir das Zimmer? Es wurde extra für dich eingerichtet. Und du hast eine tolle Sicht auf den wunderschönen Wald."

,,Es ist hier alles wirklich schön, bis auf die Tatsache das ich keine Wälder mag."

Daniel sah mich erschrocken an.

,,Was hast du denn gegen Wälder?"

,,Nichts, ich mag sie nur einfach nicht. Das liegt aber auch an meinem bisherigen Erfahrungen da drin."

Ein kleines Lächeln setzte sich auf Daniels Lippen.

,,Keine Sorge. Mit der Zeit wirst du diesen Wald lieben."

,,Das bezweifle ich stark." Ich sah ihn mit zusammen gezogenen Augen an.

,,Okay. Dann lass ich dich mal in Ruhe, damit du dich von deiner Reise ausruhen kannst. Ich bin unten falls du etwas brauchen solltest."

Ich nickte und darauf hin verließ mein Onkel mein Zimmer.

Ich nahm mein Rucksack von meinem Rücken und setzte mich auf mein Bett.

Dann nahm ich mein Handy und wählte wieder Erics Nummer. Aber auch nach mehreren Anrufen ging er nicht ran. Wahrscheinlich hatte er gerade viel zu tun.

Ich ließ mich mit meinem Rücken nach hinten auf mein Bett fallen, dass mit rosanem Bettbezug bezogen war.

Ich seufzte. Ich wollte hier nicht bleiben. Ich hatte ein komisches Gefühl hier zu sein. Wie lange würde es wohl dauern, bis mein Vater nach gab und mich bitten würde wieder zurück nach Hause zu kommen?

Ich dachte noch eine Weile über alles nach, was mir hier bevorstehen konnte, bis ich schließlich in einen tiefen Schlaf fiel.

Der Fluss neben mir floss als würde er vor jemanden fliehen. Jedes mal wenn er gegen die Steine traf planschte es laut. Mit einem Lächeln sprang ich auf den ersten Stein. Meine nackten Füße wurden sofort vom Wasser umarmt und ein wohliges Gefühl machte sich in meinem Körper breit. Ich fühlte mich frei. Ich hüpfte von Stein zu Stein bis ich schließlich auf die andere Seite des Flusses ankam. Kaum hatte ich meinen ersten Fuß auf die Wiese gesetzt wurde mir warm. Ein erdrückendes Gefühl machte sich in meiner Brust breit und auf einmal fühlte ich mich beobachtet. Ich drehte mich im Kreis während ich mich umsah, als ich plötzlich in eisblaue Augen blickte. Sie sahen mich unentwegt an. Langsam machte ich einen Schritt nach dem anderen nach Vorne. Obwohl es sehr kalt war und der kalte Wind mir ins Gesicht wehte glühte mein Körper wie Feuer und meine Fingerspitzen kribbelten stark. Ich streckte meine Hand nach den eisblauen Augen aus, die mich noch immer beobachteten. Durch die Dunkelheit konnte ich die Person nicht erkennen. Als ich jedoch kurz davor stand sie zu berühren kam ein lautes Knurren aus ihnen heraus und erschrocken zog ich meine Hand zurück.

Ich wachte schweißgebadet auf. Es war nur ein Albtraum. Der Albtraum. Seit meine Mutter gestorben ist verfolgte mich dieser Traum. Ich dachte eigentlich ich hätte es in den letzten Monaten endlich geschafft ihn loszuwerden, aber falsch gedacht.

Es klopfte an meiner Tür.

,,Kara? Kann ich rein?" fragte Daniel.

,,Ja, komm rein." Er öffnete die Tür und sah mich besorgt an.

,,Geht's dir gut? Ich habe dich schreien gehört."

,,Ja, mir geht's gut. Ich hatte nur einen Albtraum."

,,Erzähl mir von deinem Traum. Vielleicht hat er ja eine bestimmte Bedeutung."

Ich schüttelte den Kopf.

,,Nein, dieser Traum hat keine Bedeutung. Da bin ich mir sicher."

,,Wenn du das sagst. Hast du Hunger? Ich habe gerade eine Pizza in den Ofen geschoben."

Ich nickte. ,,Ja. Ich geh mich vorher nur kurz duschen und komm dann runter." Daraufhin nickte er und verließ dann mein Zimmer.

Ich stand auf und holte mir aus meinem Koffer Anziehsachen sowie mein geliebtes Rosenshampoo raus und verschwand mit ihnen ins Badezimmer.

Ich entledigte mich meiner Kleidung und ließ den Duschstrahl mit dem warmen Wasser auf meine Haut praseln. Sofort entspannte sich mein ganzer Körper und ich schloss kurz beruhigt meine Augen.

Nachdem ich fertig mit duschen war und mich angezogen hatte, ging ich mit noch nassen Haaren runter in die Küche, wo Daniel gerade die Pizza auf den Tisch ablegte.

Als er mich sah lächelte er mich an. ,,Lass es dir schmecken." ,,Danke."

Ich nahm das erste Stück und biss genüsslich davon ab. Auch mein Onkel machte es mir gleich.

Kurz bevor wir beinahe die komplette Pizza auf hatten räusperte er sich und ich schaute ihn fragend an.

,,Was hast du heute noch so vor?" fragte er. Ich überlegte kurz. Es war gerade erst kurz nach fünf.

,,Ich glaube ich geh raus und seh mir die Gegend hier an." meinte ich dann schulterzuckend.

Daniel lächelte darauf hin. ,,Mach das. Ich werde dir gleich auch den Ersatz Hausschlüssel geben. Ich bin nämlich nachher weg. Und falls du den Weg zurück nicht mehr weißt, dann halte einfach Ausschau nach den höchsten Bäumen des Waldes und geh in die Richtung. Dann findest du schnell wieder zurück."

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