𝟓. 𝐅𝐲𝐧𝐧

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Genervt starrte ich in den grauen Himmel. Erst vor paar Tagen hatte ich mir gewünscht, dass es schneien würde, dann schneite es und nur kurze Zeit später war nur noch brauner Matsch übrig. Verdammt. Frierend probierte ich meine Hände zu wärmen, indem ich sie aneinander rieb. Vergeblich. Eigentlich hatten wir in der Bude einen Heizstrahler stehen, der musste aber ausgerechnet dann, wenn ich Schicht hatte, kaputt gehen. An warme Handschuhe oder Schal hatte ich natürlich nicht gedacht. Nur meine rote Nikolausmütze, die sozusagen zu meiner Arbeitsuniform dazu zählte, trug ich auf meinem Kopf. Könnte der Tag noch beschissener werden?

"Hi, könnte ich eine Tüte mit gebrannten Mandeln haben, bitte?" Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Diese Stimme... Langsam wand ich meinen Blick von dem kaputten Heizstrahler ab und schaute geradewegs in ein braunes Augenpaar. Matteo. Instinktiv fing mein Herz schneller an zu pochen. Diese schwarzen, verwuschelten Haare, die unter der Mütze hervorblitzten. Das Lächeln mit den Grübchen, die braunen warmen Augen. 

"Ähm...hi...", stotterte ich überfordert. Was hatte er nochmal bestellt? "Hi", meinte Matteo belustigt. Sein Mundwinkel zuckte weiter nach oben. "Fynn, richtig?", fügte er hinzu, als er sah, dass ich keinen Anstalt machte mich zu bewegen oder etwas weiteres zu sagen. Das Blut schoss in meine Wangen und eine angenehme Wärme breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Er wusste noch meinen Namen! "Ja, genau. Du heißt Matteo", stellte ich fest. Er nickte. Stille breitete sich aus. 

"Ähm, kann ich meine Tüte mit gebrannten Mandeln bekommen?", wiederholte der Schwarzhaarige seine Bestellung grinsend. Oh shit, genau. "Oh, ja klar", meinte ich hastig und holte eine grüne Papiertüte aus der Vitrine. "Hier, bitteschön. Das macht drei Euro." Matteo suchte aus seinem Geldbeutel zwei Münzen raus, die er mir in meine Hand drückte. Seine Fingerkuppen streiften meine Handinnenfläche und ließen eine weitere Gänsehaut meinen ganzen Körper einnehmen. "Du hast ganz schön kalte Hände", sagte er überrascht. Ich schenkte dem Heizstrahler einen genervten Blick. "Ja, eigentlich haben wir eine Heizung hier drinnen, aber die muss ausgerechnet kaputt gehen, wenn ich Schicht habe", erzählte ich. Matteo lächelte halb bemitleidend, halb belustigt. 

"Das ist scheiße. Wo ist eigentlich Evelyn? Bist du heute alleine hier?", fragte er nach meiner Arbeitskollegin. "Evelyn hat heute frei. Eigentlich bin ich hier noch mit einer anderen Kollegin, weil es freitags oft voll werden kann, aber die ist krank geworden." Matteos Blick wanderte zu meinem Hals. "Du wirst sicher auch krank, wenn du bei diesen Temperaturen so leicht bekleidet rum läufst", stellte er kritisch fest. Seine braunen Augen funkelten. Die ganze Zeit war mir wegen seiner Anwesenheit warm gewesen, jetzt spürte ich wieder den kalten Wind, der um meinen Hals und meine Hände herumpeitschte. "Oh ja... Ich hatte es heute eilig und habe meinen Schal und meine Handschuhe vergessen." Nervös knetete ich meine Hände.

Ich hatte nicht erwartet, dass das Gespräch so lange gehen würde. 

"Wenigstens habe ich meine Nikolausmütze", fügte ich hinzu und entlockte Matteo ein Lachen. "Ja, wenigstens das", stimmte er zu. Er schien kurz zu überlegen, dann wickelte er seinen Schal von seinem Hals ab und hielt ihn mir hin. "Hier, nimm ihn." Überfordert starrte ich ihn an. "Was...wie...?", stotterte ich. Wieder huschte ein Lächeln über das hübsche Gesicht meines Gegenübers. "Nimm den Schal, sonst erfrierst du noch", forderte er mich auf. Rasch schüttelte ich den Kopf. "Nein, das kann ich nicht machen. Sonst wird dir doch kalt", protestierte ich. Wir starrten uns für einen kurzen Moment an. Diese Augen... 

"Fynn...", meinte Matteo ernst. Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch auf und ab. Wie er meinen Namen aussprach... "Erstens wird mir nicht so schnell kalt. Zweitens habe ich ja noch Mütze und Handschuhe. Und drittens wirst du sicher hier noch eine Zeit rumstehen, während ich nach Hause fahren und dort die Heizung aufdrehen kann. Also nimm einfach diesen blöden Schal." Ein letztes Mal zögerte ich, dann gab ich mir einen Ruck und griff nach dem Schal. Wieder berührten sich unsere Hände und wieder stolperte mein Herz. 

Verdammt, mich hatte es ganz schön heftig erwischt. 

Matteo schaute mir zu, wie ich den Schal um meinen Hals wickelte. Ich hoffte, dass er nicht sah, wie ich heimlich versuchte seinen Duft einzuatmen. "Gut so. Du kannst ihn mir zurückgeben, wenn ich das nächste Mal wieder hier bin. Wann hast du immer Schicht?", fragte er mich. "Dienstags, Freitags und Samstags", erwiderte ich. Er nickte und schenkte mir ein umwerfendes Lächeln. "Dann bis bald. Ich muss jetzt meine Schwester suchen gehen, die wollte sich nur etwas zu trinken kaufen gehen. Kann ich nicht nachvollziehen", meinte er und steckte sich eine gebrannte Mandel in den Mund. 

"Tschüss Fynn, bis bald." "Bye", murmelte ich mit einem seligen Lächeln. 

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Uff, da hat es Fynn ja ganz schön heftig erwischt...

Frage des Tages: Habt ihr schon Plätzchen gebacken?

xoxo -F

Last christmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt