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Ich hoffe, ihr habt gestern nicht vergessen, eure Stiefel zu putzen, denn nur dann bekommt ihr jetzt als Geschenk dieses Türchen...

Herzlich Willkommen im Nikolaus-Kapitel!
Es freut mich sehr, dass ihr hier seid!

Bevor wir den zweiten Platz ehren, muss ich aber erst das gestrige Rätsel auflösen...
Es ging um Märchen und ihre Originalgeschichten. Ein paar von euch haben sogar richtig geraten, die ersten beiden waren Louroad14 und Magical_Dancer! Herzlichen Glückwunsch!

Das Märchen, dessen Originalgeschichte ich verändert habe, ist nämlich Schneewittchen!
Hier wird am Ende nicht sie selbst umgebracht, sondern es gibt wirklich ein Happy End. Allerdings nicht für die böse Stiefmutter. Diese muss auf der Hochzeit nämlich so lange in glühenden Schuhen tanzen, bis sie tot umfällt. Auch recht grausam...

Die restlichen Geschichten sind wirklich Originale der Märchen. Dornröschen wurde also tatsächlich vergewaltigt und Rapunzels Prinz stirbt. Diese Geschichten wurden 1634 von Giambattista Basile aufgeschrieben und im neunzehnten Jahrhundert von den Brüdern Grimm abgeschwächt und veröffentlicht. Wer mehr dazu wissen will, kann ja mal näher nachforschen, ich finde das Thema ist sehr interessant!

Ich bin auf jeden Fall froh über die Arbeit der Brüder Grimm. Zuvor wurden diese brutalen Geschichten ebenfalls an Kinder weitergegeben und die Vergewaltigungen romantisiert.
Zum Glück ist das heute nicht mehr so und ihr wart alle schockiert von den Originalen!

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Widmen wir uns jetzt, einem anderen Thema, das aber nicht weniger unangenehm ist.
Der heutige Beitrag, der sich den zweiten Platz erkämpft hat, ist ein Text von Wuestensand ...

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Es war dunkel, doch das war nichts besonderes. Hier war es immer dunkel in dieser Zeit. Schließlich befand ich mich in der Arktis! Doch trotzdem war es heute anders. Ich schnupperte und eiskalte Luft durchflutete meine Lungen. Die Luft roch anders. Sie roch schlecht. Nach Veränderung. Sorge breitete sich in mir aus, wie eine Flasche Gift, von der man den Korken gezogen hatte. Die klare Luft hatte einen bitteren Beigeschmack, Angst und Verzweiflung.

Unsicher tapste ich zu meiner Mama. Sie war eine mächtige Bärin. Ihr Fell strahlte so weiß wie die Eislandschaft, wenn die seltenen Sonnenstrahlen sie zum Leuchten brachten. Ich hob meinen Kopf und blickte sie an. Ich erschrak. Meine starke Mutter sah ebenfalls besorgt aus! Ein jämmerlicher Laut der Angst entfuhr mir. Mama bemerkte meinen Blick und versuchte mich zu beruhigen. Doch ihr Lächeln misslang. Verzweiflung spiegelte sich in ihren eisblauen Augen.

"Finja Kindchen, es wird hier zu bremslig. Wir müssen weiterziehen."

Ich schluckte und starrte meine Mutter an. So ging es schon seit Wochen dahin. Wir zogen von einem eisigen Ort zum nächsten. Doch irgendetwas beunruhigte meine Mutter weiterhin und wir waren dazu verdammt immer weiter zu ziehen. Ich nickte schweren Herzens, da ich diesen Ort mit seinen eisigen Bergen liebgewonnen hatte. Schweigend folgte ich der Eisbärin, mir wohl bewusst, dass das Eis unter meinen Pfoten sehr dünn war. Ein Fehltritt und ich würde durchbrechen.

In der Ferne spielte eine Robbenfamilie. Traurig beobachtete ich das fröhliche Gehopse. Sie waren noch glücklich und unbeschwert, doch der Fluch würde auch sie treffen. Ich wandte den Blick ab und konzentrierte mich wieder auf meine stolprigen Schritte, darauf bedacht den dicken Eisbärpopo vor mir nicht zu verlieren.

Wir stapften stundenlang durch die trostlose Eislandschaft. Alles wirkte eingefroren, doch der Schein trügte. Immer öfter hatte ich mitansehen müssen wie Eisberge zusammengebrochen waren und Tiere unter sich begraben hatten. Die Arktis wurde kleiner. Sie schrumpfte. Tag für Tag. Der Fluch kam immer schneller und irgendwann, bald, würde er meine ganze Heimat verschlungen haben. Danach würde es kein Eis mehr geben, dafür aber viel mehr Wasser. Mein Gefühl sagte mir, dass das nicht gut war.

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