Feurige Weihnachten

8. Dezember

Robin wacht immer noch total erschöpft vom gestrigen Tag auf. Am liebsten würde sie noch hundert Jahre weiterschlafen, aber sie muss zum Spätdienst. Draußen ist es schon längst wieder dunkel, aber Robin fallen die Augen schon fast wieder zu, obwohl sie den halben Tag geschlafen hat. Sie ist vom Wecker aus dem Schlaf gerissen wurden. Zum Glück hatte sie vor ein paar Tagen Choco Fresh im Supermarkt gekauft. Einen davon nimmt sie nun aus dem Kühlschrank und genießt ihn eine Spur zu lang.

"Scheiße, schon so spät" , flucht sie und rennt zur Bahn, ohne sich die Haare gekämmt zu haben. Zähne geputzt hatte sie zum Glück, gleich nachdem sie aufgestanden ist. Sie hatte noch nicht einmal einen Bissen im Mund, abgesehen von dem kleinen Schokoladenriegel. Aber das reicht eben nicht. Wer weiß, was heute auf sie zukommen würde. Es kann eigentlich nur besser, als gestern werden.

*

Nevio hatte den Brief von seinem Bruder gestern Abend noch gelesen und hatte beschlossen, da heute sein freier Tag war, ihn zu Besuchen. Er hatte gestern all seinen Dampf im Fitnessstudio abgelassen. Heute Abend würde er sich noch mit seinen Kollegen in der Bar treffen, Tradition eben. Heute würde er einige Dinge in Angriff nehmen, die zu erledigen waren. Es würde ihn ablenken. Als erstes macht er sich morgens wieder auf eine andere Strecke mit seinem Hund. Er will Robin nicht begegnen, sie hatte ihm immer noch nicht geschrieben. Er musste sie endlich aus seinen Gedanken streichen. Er geht einen anderen Weg mit seinem Hund. Die Bar und all die Orte, an denen die beiden sich bisher gesehen hatten, meidet er. Es ist ein bisschen schwierig, weil die beiden sich inzwischen in der kleinen Stadt an fast allen Orten gesehen hatten. Die beiden gehen eine Große Runde und treffen zum Glück nicht auf Robin und auch ansonsten auf keinen, den sie kennen.

"Du hast aber einen süßen Hund. Darf ich ihn Mal streicheln?", fragt ein kleiner Junge ihn auf ihrem Spaziergang. Nevio freut sich, dass der Junge so freundlich fragt. Eigentlich sollte dies selbstverständlich sein, aber er hatte es schon viel zu oft erlebt, dass die Leute seinen Hund einfach streichelten, ohne zu fragen.

"Ja, du darfst ihn Mal streicheln. Er mag es besonders gerne am Ohr gekrault zu werden. Magst du Hunde gerne?", fragt Nevio ihn.

Eine junge Frau kommt nun angelaufen.

"Da bist du ja" , sagt sie völlig außer Puste. "Komm von dem Hund weg"

"Ich habe es erlaubt" , stellt Nevio fest. "Ihr Junge ist toll. Er hat gefragt, ob er Whitaker streicheln darf" , erklärt Nevio. "Sie haben ihn gut erzogen" , sagt er lächelnd.

"Naja, er haut mir immer wieder ab, sobald er einen Hund sieht"

"Darf ich fragen, was ihr Sohn nachmittags macht und wie alt er ist?", fragt Nevio die Frau.

"Er ist zehn und nachmittags ist er Zuhause. Ich hole ihn um eins immer von der Schule ab"

"Ich suche jemanden, der nachmittags einmal mit meinem Hund rausgehen kann, eine große Runde und ich glaube ihr Sohn wäre genau der richtige für den Job. Wenn sie es erlauben würden, würde ich ihm den Job gerne anbieten" , erklärt Nevio der Jungen frau.

"Oh bitte, Mama. Bitte lass mich das machen" , quengelt der Kleine und zupft immer wieder an ihrer Jacke.

"Wo wohnen sie denn?" , fragt sie.

"Gleich da um die Ecke. Wenn sie nun Zeit haben, dann kann ich es Ihnen gerne zeigen"

"Bitte, Mama!"

"Eigentlich wollten wir ja zu Oma.." , sagt sie.

"Wir können das gerne auch ein anderes Mal machen" , erklärt Nevio. "Ich kann Ihnen meine Handynummer geben" , sagt er und muss sofort an Robin denken, was ihn für einen Moment aus der Bahn wirft.